Alles in allem dann also das erwartete Debakel für McGregor. Ich denke er hat sich am Boden defensiv ganz gut gehalten, speziell in der 1. Runde, aber als dann sein Energielevel gewohnterweise 1-2 Stufen abfiel wurde es auch in diesem Bereich ziemlich schnell dünn und er war meilenweit davon entfernt hochzuscramblen oder aus der Guard heraus Kontrolle auszuüben. Ich denke Khabib hätte es unter Umständen auch schon früher beenden können wenn er es in der 2. Runde absolut drauf angelegt hätte.
Im Standup ist Conor nie wirklich ins Rollen und in seinen Rhythmus gekommen, was die größte und einzige Überraschung des Kampfes war. Wobei aber natürlich auch hier die allgegenwärtige Takedowngefahr des Gegners ein Schlüsselfaktor war. Es muss aber auch wieder erwähnt werden, dass Khabib ein deutlich besserer Striker ist als oftmals anerkannt wird. Er hat solides Distanzgefühl bewiesen und beherrscht die Basics allemal gut genug um sich auch gegen McGregor zumindest im Spiel zu halten. Sein Striking ist sehr gut auf das restliche Skillset abgestimmt und er war körperlich auch einfach signifikant überlegen, wirkte wie ein ausgewachsenes Weltergewicht. Aus dem Vorwärtsgang heraus hätte McGregor ihn nicht an- oder ausknocken können, dafür hätte es schon eine sorglose Dummheit Khabibs im Vorwärtsgang gebraucht.
Unterm Strich hat McGregor hier deutlich mehr abgebissen als er runterschlucken konnte und vom größten Fight in der Geschichte der UFC ist im Käfig nicht viel übrig geblieben. Ferguson ist für mich seit heute mehr denn je der Typ, der Nurmagomedov packen kann über 5 Runden. Aber jetzt müssen wohl erstmal ganz andere Dinge verhandelt werden.
Die Eskalation nach dem Kampf hat mich nicht allzu sehr überrascht, auch wenn es schon recht heftige Bilder waren, die einen Funken von Bowe-Golota in sich trugen. Aber das passiert halt wenn man religiöse und ethnische Gegensätze derart in die Promotion einbezieht, wie es McGregor getan hat. Ihm sollte klar gewesen sein, was er da heraufbeschwört und dass das mit dem Kampf selber nicht endet. Nurmagomedov und seine Leute kommen aus einer Region mit archaischem Wertekanon, wo die "Kultur der Ehre" einen ungeheuren Stellenwert hat, wie heutzutage sonst kaum irgendwo auf dem Globus. Das Konzept des Trash Talks mit ironischen Untertönen hat in der dortigen Gedankenwelt nun wahrlich keinen Platz und unter der stoisch disziplinierten Oberfläche wird sich bei Nurmagomedov Einiges angestaut haben, was sich nach dem Kampf seine Bahn gebrochen hat. Trotzdessen hätte ich einen derartigen Kontrollverlust auf dieser Bühne von seiner Seite nicht erwartet, sondern eher im Bereich der Teams oder Zuschauer. Wird interessant zu sehen sein, was sich da jetzt für Konsequenzen ergeben.