Sozialschmarotzer?
Ich versuche den "Fall" des Uli Hoeneß neutral zu verfolgen. Wie ihr sicherlich nachvollziehen könnt, ist das in der heutigen Medienlandschaft äußerst schwierig. Da es ausgerechnet den Präsidenten des FC Bayern trifft, konnte man die Grüppchenbildung von vorne herein voraussagen, ohne Hellseher zu sein.
Da es sich um ein Verfahren gegen eine Privatperson handelt, möchte ich den Fußball aussen vor lassen und nur die Punkte nehmen, die mir als gesichert erscheinen, da die Aussagen vor laufenden Kameras gemacht wurden, bzw. entsprechende Vorschriften und gültige Gesetze bestehen.
- Dass Ullrich H. mit seiner Selbstanzeige so lange gewartet hat, lag an der Möglichkeit des Steuerabkommens zwischen Deutschland und der Schweiz. Können wir uns darauf einigen?
- Dass die Selbstanzeige fehlerhaft war, möchte ich dem Steuerberater anlasten. Dass man den Mandant für die Fehler des Steuerberaters nicht bestrafen darf, entspringt meinem Gerechtigkeitssinn.
- Dass heute die hinterzogene Summe von 3,5 Mio € auf 18,5 Mio € aufgestockt wurde, laste ich der Bank an, die diese Zeit gebraucht hatte, um sämtliche Daten aus dem Archiv zu besorgen, aufzubereiten und zuzustellen. Die normalen Zeitspannen für solche Vorgänge kenne nicht, gehe aber von einer normalen Frist aus, wenn man den Umfang der genannten 70.000 Seiten/Blätter(?) berücksichtigt.
Was mich irritiert, ist die Tatsache, dass Uli H. in der Öffentlichkeit und vor Gericht darüber schwadroniert, dass er in der Vergangenheit bereits 50 Mio € Steuern bezahlt und weitere 5 Mio € gespendet habe.
Wie teuer ist der Erlass von 4 Wochen Knast?
Was mich wundert, ist die Tatsache, dass er sich in der Öffentlichkeit zu einer Krankheit (Spielsucht, da Zocker) bekennt, die ihn scheinbar immer noch nicht losgelassen hat. Wie wäre es sonst zu erklären, dass er (wiederrum) in der Öffentlichkeit herumposaunt, dass er Wetten auf Niederlagen von Wolfsburg und Dortmund abgeschlossen hat.
Der vorsitzende Richter wird sich das auf jeden Fall ins Notizbuch geschrieben haben!
Was ich nicht verstanden habe: Was sind Sozialschmarotzer? Meint Uli H. damit jene Menschen, die keine Sozialbeiträge und Steuern bezahlen? Dann wäre auch ich ein Sozialschmarotzer. Allerdings hatte ich durch einen Unfall mein rechtes Bein und meine Arbeitsfähigkeit verloren und musste in Frührente.
Seine Titulierung "Sozialschmarotzer" jedesmal in Verbindung mit seiner Steuermoral und Spendenbereitschaft zu hören, tat weh. Auch ich habe gespendet (das letzte mal für die Opfer des Hurricans auf den Philippinen), allerdings kommen in den letzten 10 Jahren keine 1.000 € zusammen, ich ich sollte mich schämen.
Meiner Meinung nach ist dieser erste Prozesstag nicht gut für Ulrich H. gelaufen. Das Eigentor hat er sich aber selbst zuzuschreiben. Vielleicht dreht sich ja eine Weisheit, die mich mein Leben lang begleitet hat: Es war schon immer etwas teurer, kein Geld zu haben.
Guten Start in die Woche euch allen
Der Richtersmiley war noch nie so zutreffend wie in diesem Thread!