Jetzt mit etwas Abstand zum Finale noch ein kurzes Fazit zum gestrigen Match bzw. zum ganzen Turnier:
Um das Finale zu beschreiben, braucht es in meinen Augen genau drei Buchstaben: wow. Eine 18-jährige nahezu ohne Erfahrungen, die im Sommer nach 1.5 Jahren Pause zurückgekehrt ist gegen eine frisch 19-jährige. Man hätte es ihnen nicht verübeln können, wenn die beiden in ihrem ersten grossen Auftritt nervös gewesen wären. Aber die beiden zeigten wohl eines der besten WTA-Matches der letzten Jahre.
Wie gestern schon angetönt, hatte Fernandez meiner Meinung nach das (wirklich nur minimal) besser Tennis, aber war auch die etwas wackligere der beiden. Raducanu zeigte eine konstantere Leistung, schien mit persönlich aber teilweise etwas verzweifelt, weil sie nicht mehr wusste, wo sie die Bälle hinspielen soll. Fernandez hat phasenweise einfach wirklich jeden Ball zurückgespielt. Dank den beiden sass ich definitiv nicht nur einmal mit offener Kinnlade vor dem Fernseher.
Alles in allem war das ganze Turnier beste Werbung fürs Damentennis. Viele wirklich hochstehende und spannende Matches. Da zeigt sich schlussendlich auch, dass es wichtig ist, dass die Favoritinnen nicht schon früh straucheln und das Niveau dann logischerweise auch höher ist, wenn mehrheitlich die Top-Spielerinnen zusammen die zweite Woche unter sich aus machen.
Aus DACH-Sicht war es ein ordentliches Turnier. Bencic kam überzeugend ins Viertelfinale, wo sie zwar eine enttäuschende Leistung zeigte, schlussendlich aber gegen die spätere Titelträgerin verloren hat. Kerber schaffte es ins Achtelfinale, wo die Niederlage gegen Fernandez im ersten Moment sicherlich enttäuschend und unerwartet war, aber in der Nachbetrachtung kann sie sich nichts vorwerfen lassen.
Teichmann scheiterte in der zweiten Runde relativ deutlich an Kontaveit, nachdem sie die Pflichtaufgabe Bucsa erfolgreich absolvierte. Petkovic gewann gegen Begu und lieferte danach gegen Muguruza ein starkes Match ab, welches im Ergebnis leider nicht wiederspiegelt wird.
Golubic verlor in der ersten Runde haarscharf gegen Andreescu, kann mit der Leistung aber definitiv erhobenen Hauptes nach Hause reisen. Vögele kam als LL ins Hauptfeld und hat sich gegen Raducanu - gerade auch verglichen mit anderen Spielerinnen - teuer verkauft.
Noch ein kurzer Blick auf die Juniorinnen: dort gewann Mitfavoritin Robin Montgomery ziemlich überzeugend den Titel. In einem mässig spannenden Finale schlug sie die Belarussin Kristina Dmitruk, nachdem sie zuvor beispielsweise die Nummer 1, Victoria Jimenez Kasintseva, deutlich aus dem Weg geräumt hat. Montgomery gewann auch den Doppel-Titel. Gemeinsam mit Ashlyn Krueger (die beide standen auch bei den Profis zusammen in der zweiten Runde) schlug sie in einem engen Endspiel ihre Landsfrauen - und die beiden Quali-Überraschungen vor zwei Wochen - Brantmeier und Kalieva.
Aus DACH-Sicht ist sicherlich der Halbfinal-Einzug der Schweizerin Sebastianna Scilipoti erwähnenswert. Unter anderem schlug sie mit Babel und Eala zwei hoch eingeschätzte Juniorinnen, ehe sie gegen Dmitruk klar den Kürzeren zog.
Die einzige Deutsche zogen ein eher bescheidenes Turnier ein: Mara Guth, an 11 gesetzt gewesen, verlor bei ihrem ersten Auftritt gegen LL Wiersholm in drei Sätzen. Da hat man sich nach dem tollen Auftritt in Wimbledon wohl schon etwas mehr erhofft. Bei Wimbledon-Finalistin Schunk hat man sich derweil entschieden, dass sie nach starken Leistungen auf der ITF-Tour das 125k-Turnier in Karlsruhe mitnimmt.