So, wie versprochen hier der Artikel nochmal im Forum. Dann hoffe ich mal, dass ich mir keinen Ärger einfange .
Eingebaute Tweets und Videos fehlen hier allerdings. Hoffe ansonsten ist kein Absatz rausgeworfen worden.
Featured Artikel
Featured Artikel » Offseason Preview: Utah Jazz
Share Tweet 0 Kommentare
Offseason Preview: Utah Jazz
16.06.2016 || 11:16 Uhr von: Sven Scherer
Die Utah Jazz besitzen einen jungen, talentierten Kader mit massig Upside. Ein zukünftiger Contenderstaus könnte aber an den äußeren Umständen scheitern.
22 Jahre waren die Utah Jazz und Coach Jerry Sloan unzertrennlich. Unter seiner Regie erreichte die Franchise mit dem Duo Karl Malone und John Stockton zweimal das NBA-Finale. Insgesamt führte Sloan die Jazz 19 mal in die Playoffs – zwischen 1989 und 2003 gar 15 mal in Folge.
Seit dem Abgang des Erfolgscoaches verpasste Utah diese fünf von sechs mal. Dies ist seit der ersten Playoffteilnahme im Jahr 1984 noch nie vorgekommen. Dank eines vorbildlichen Neuaufbaues sieht die Zukunft am Salzsee jedoch rosig aus. Die Jazz besitzen genug Talent und Capspace um in den kommenden Jahren eine gewichtige Rolle zu spielen. Darf Dennis Lindsey das ganze Potenzial nutzen? Welche Lösung findet er auf Point Guard? Und kann Utah mit zwei klassischen Bigs in der Pace&Space-Ära bestehen?
Saison 2015/16
Die Erwartungen vor der Saison waren groß. Nachdem die Jazz im Vorjahr 19 der letzten 29 Spiele – inklusive historisch guten Defensivwerten – gewannen , sollte die Playoffteilnahme 2016 eigentlich nur Formsache sein. Mit der Verletzung von Dante Exum endete die Saison des vielversprechenden Point Guard aber bereits vor dem ersten Saisonspiel. Es sollte nicht der einzige Rückschlag bleiben.
Im Saisonverlauf fielen auch die beiden Starter auf den großen Positionen aus. 41 Spiele mussten die Jazz auf Rudy Gobert und Derrick Favors verzichten. Dementsprechend fand das Team über weite Strecken des Jahres keinen Rhythmus. Ein ständiges Auf und Ab war die Folge. Wenige Spieltage vor Saisonende konnte die Franchise aus der Olympiastadt 2002 dennoch die Teilnahme an der Postseason aus eigener Kraft erreichen. Aufgrund vier Niederlagen aus den letzten fünf Spielen gingen die letzten zwei Playoffplätze der Western Conference jedoch nach Texas.
Offseason 2016
Wenn die Utah Jazz alle Spieler mit ungarantierten Verträgen entlassen, stände General Manager Dennis Lindsey rund 33,5 Millionen Dollar für Neuverpflichtungen zur Verfügung. Zumindest Shelvin Mack – vermutlich auch Jeff Withey – werden aufgrund guter Leistungen im vergangenen Jahr gehalten. Mit 3,5 Millionen sind sie nach heutigen Verhältnissen sehr günstige Verträge. Damit stehen den Verantwortlichen immer noch ausreichend Mittel zur Verfügung um den derzeit jungen und billigen Kader punktuell zu verstärken. Aber können und dürfen die Verantwortlichen in Utah diese Möglichkeit überhaupt nutzen?
Luxussteuer
Die derzeitige Ausgangslage, um aus diesem Kader einen Contender zu formen, ist hervorragend. Alternativ zu den 33,5 Millionen 2016 können die Jazz auch in der kommenden Saison knapp 45 Millionen Dollar an Capspace schaffen – inklusive der Capholds für Gordon Hayward und Rudy Gobert. Möglich ist dies aufgrund der vielen günstigen Verträge, die Utah besitzt. Das ermöglicht Lindsey in den nächsten beiden Jahren die Schwachstellen zu beheben und anschließend die eigenen Free Agents aufgrund der Birdrechte zu halten. Doch dies ist Fluch und Segen zugleich.
Salt Lake City gehört zu den kleinsten Märkten des US-Profisports. Während die Los Angeles Lakers oder New York Knicks nach solch einer Möglichkeit lechzen, ist das bei den Jazz nur schwer umsetztbar. Denn abgesehen von den Verträgen eines Alec Burks und Trey Lyles laufen die Arbeitspapiere aller anderen Leistungsträger in den kommenden beiden Jahren aus. Sie marktgerecht zu bezahlen wird die Familie Miller ein Vermögen kosten. Sind sie bereit jetzt in den Kader zu investieren und mit diesem Team später tief in die Luxussteuer zu gehen? Oder ist der General Manager gezwungen, das Geld für die eigenen Free Agents zu sparen? Davon wird die sportliche Zukunft in Utah abhängen.
Big-Ball
Neben der finanziellen Lage ist auch der Spielstil von entscheidender Bedeutung. Entgegen des ligaweiten Trends starten mit Rudy Gobert und Derrick Favors zwei klassische Big-Man. Gemeinsam nahmen sie in der abgelaufenen Saison vier Dreier. Keiner fand sein Ziel. Das sorgt für große Probleme beim Spacing. Deshalb lies Quin Snyder häufig einen der beiden in der Crunchtime auf der Bank. Zeitweise spielte stattdessen gar Trevor Booker, der vom reinen Talentlevel weit unterhalb der beiden Bigs anzusiedeln ist. Kann ein Team heutzutage mit dieser Taktik noch erfolgreich sein?
Die vergangen Playoffs haben gezeigt, dass weder ein kleines noch ein großes Lineup den Sieg garantieren. Erfolgreiche Lineups sind diejenigen, die die Schwächen des Gegners am besten ausnutzen. Gute Teams müssen deshalb in der Lage sein, flexibel auf den Konkurrenten zu reagieren. So furchteinflößend das Death Lineup der Warriors auch sein mag, gegen Oklahoma City gerieten sie phasenweise an ihre Grenzen. Die Alternative mit Bogut auf Center war in der Serie überlebenswichtig.
Eine Schlüsselrolle bei den Jazz nimmt hierbei Trey Lyles ein. Der Rookie deutete bereits an, dass er sich in Zukunft zu einem starker Allrounder entwickeln kann. Mit einer Trefferquote von 38,3% von Downtown verfügt er auch über die Fähigkeiten, das Feld breit zu machen. Defensiv besitzt er ebenfalls das Potenzial mehrere Positionen zu switchen. Mit dem Trio Gobert/Favors/Lyles verfügen die Jazz über die nötige Flexibilität, bedarfsgerecht zu reagieren. Sollte Tibor Pleiss in seinem zweiten Jahr den erhofften Durchbruch schaffen, würde er als Stretch-Five eine weitere taktische Komponente hinzufügen.
Ein großes Problem der Big-Men in Utah ist auch deren Situation auf der Spielmacherposition. Mit Gordon Hayward und Rodney Hood besitzt Snyder zwar gute Spielgestalter auf dem Flügel, das Loch auf der Eins lässt sich damit nur schwerlich kompensieren. Ohne einen guten Point Guard ist vor allem der Frontcourt in einer schwierigen Position. Da Post-Ups sowie Isolationen zu den ineffektivsten Würfen im modernen Basketball gehören, sind die Bigs auf Pässe der Playmaker angewiesen. Wie gut Gobert, Favors und Co sein können, wird sich erst zeigen, wenn Lindsey das Loch gestopft hat.
Point Guard
Deshalb ist diese Position auch die größte Baustelle der Jazz. Mit Dante Exum steht zwar ein Spieler mit riesigem Potenzial im Kader. Mit 21 Jahren, wenig Erfahrung und nach einer schweren Verletzung ist es zu viel verlangt, dass er zum Saisonstart die Probleme im Spielaufbau der Jazz beheben kann. Ist Familie Miller bereit, das notwendige Geld zu investieren, wäre dieses auf der Point Guard Position gut angelegt. Bedauerlicherweise sind die Optionen in dieser Free Agency beschränkt. Es gibt alternativ aber auch andere Wege an einen Point Guard zu gelangen.
Free Agency
Mike Conley: Der einzige Spielgestalter, der die Utah Jazz sofort auf eine neues Level heben könnte, wäre der Point Guard der Memphis Grizzlies. Sollte die Nummer 11 wirklich über einen Wechsel nachdenken, wäre Salt Lake City eine interessante Option. Conley war nie ein Freund von großer Aufmerksamkeit. Er fühlte sich im „kleinen“ Memphis äußerst wohl. Dazu spielte er dort ebenfalls in einem defensiv geprägtem Team mit zwei klassischen Bigs. Dank eines guten Dreipunktewurfes kann er auch abseits des Balles Gefahr ausstrahlen, wenn die Flügelspieler kreieren. Das finanzielle Risiko wäre zwar groß, sportlich würde Conley jedoch perfekt nach Salt Lake City passen.
Deron Williams: Dahinter wird es mager. Als Übergangslösung könnte ein alter Bekannter zurück an den Salzsee geholt werden. Nachdem Deron Williams vor seinem Trade zu den Nets des öfteren mit Jerry Sloan aneinander geriet, wäre der ehemalige Hoffnungsträger nicht bei allen gern gesehen. Nach seinem Abgang in Utah war Williams nie wieder der gleiche. Die Erwartungshaltung in bei den Nets konnte er nie erfüllen. Des öfteren mehrten sich die Gerüchte, dass sich der Point Guard im ruhigen Salt Lake City deutlich wohler fühlte, als im Großraum New York.
Sportlich würde die Wiedervereinigung für beide Seiten Sinn ergeben. Williams ist der Veteran, den Exum für seine Entwicklung bräuchte. Dazu sollte der ehemalige Nummer Drei Pick verletzungsbedingt höchstens 25 Minuten/Spiel auf dem Feld stehen. Es bliebe somit genug Spielzeit für den australischen Hoffnungsträger.
Trade
Alternativ könnte ein Point Guard auch per Trade in die Rocky Mountains wechseln. Die Jazz besitzen noch alle eigenen zukünftigen Picks. Hinzu kommen die der Golden State Warriors 2017 und der Oklahoma City Thunder 2018 sowie die Rechte an Ante Tomic vom FC Barcelona. Ob dieser jemals in die NBA kommt ist zwar ungewiss, als Zugabe könnten die Rechte an ihm dennoch nützlich sein. Utah draftete in den letzten Jahren zwar exzellent, sie besitzen aber genug Talent um auf den ein oder anderen Draftpick verzichten zu können. Zuindest, wenn damit ein guter Point Guard zu holen ist.
Jeff Teague: Bereits im Februar wurde der Point Guard der Hawks mit den Jazz in Verbindung gebracht. Auch jetzt halten sich die Gerüchte, dass Atlanta zukünftig eher auf Dennis Schröder setzt. Teague war zuletzt Teil der zweitbesten Verteidigung, reißt auf dem Weg in die Zone Löcher und trifft 40% seiner Dreier. Außerdem sammelte er zuletzt einige Playofferfahrung. Aus der Zeit als Assistenztrainer bei den Hawks kennt Snyder den Guard gut. Zu einem fairen Preis wäre er eine wichtige Verstärkung.
Bledsoe/Knight: Sollten die Suns in den Rebuild gehen, könnte zumindest ein Einser zu haben sein. Ein gesunder Eric Bledsoe würde aufgrund seiner bissigen Verteidigung die Defense der Jazz nochmals verbessern. Zuletzt hat er auch seinen Dreier auf ein solides Niveau gebracht. Kaum zu halten ist er beim Zug zum Korb. Mit 11,7 Drives/Spiel führte er die Liga im vergangenen Jahr an und zog damit häufiger in die Zone als Shelvin Mack und Trey Burke zusammen.
In dieser Kategorie kann Brandon Knight seinem Teamkollegen nicht das Wasser reichen. Bei den Milwaukee Bucks zeigte er jedoch, dass er einem defensivstarken Team mit mangelndem Scoring helfen kann. Immerhin wurde er 2015 bereits als All-Star-Kandidat gehandelt.
Weitere Alternativen: Sollte keiner der Wunschkandidaten auf dem Markt sein, wäre auch per Trade eine Übergangslösung möglich. Mit Derrick Rose, Jrue Holiday, George Hill, Jose Calderon oder Deron Collinson gibt es einige Point Guards, die ins letzte Vertragsjahr gehen. Keiner ist zwingend eine Langzeitlösung. Besitzen die Jazz den nötigen finanziellen Spielraum können sie – je nach Preis – dieses Risiko eingehen. Für Calderon könnten sie eventuell sogar einen Zweitrundenpick als Mitgift erhalten. Und irgendwie muss jedes Team die rund 83 Millionen Mindestgehalt aufbringen.
Gordon Hayward
Im Sommer 2013 verloren die Utah Jazz mit Al Jefferson und Paul Millsap zeitgleich zwei Free Agents. Seither bemühen sich die Verantwortlichen die Free Agency der wichtigen Rollenspieler zu vermeiden. Die Verträge von Derrick Favors und Alec Burks wurden frühzeitig verlängert. Das Gleiche wollte der General Manager 2013 mit Hayward regeln. Dieser lehnte das Angebot der Franchise jedoch ab und unterschrieb in kommenden Offseason einen Offer-Sheet bei den Charlotte Hornets.
Kein Problem, denn Utah besaß das Recht mit allen Angeboten gleichzuziehen. Sein Vertrag beinhaltet jedoch eine Spieleroption im Jahr 2017. Bei einem prognostizierten Maximalvertrag von 31 Millionen Dollar wird er kommendes Jahr mit Sicherheit Free Agent. Dadurch besitzen die Jazz keine realistische Option den Vertrag vorzeitig zu verlängern. Nimmt Utah das Risiko auf sich in der Free Agency 2017 mit Teams wie den Boston Celtics oder den Los Angeles Lakers um den Small Forward zu buhlen? Ist die Franchise bereit ihm das Maximalgehalt zu zahlen? Wenn nicht, könnte dieser Sommer die letzte Chance sein, den Spieler von der Butler University – damals unter Celtics Coach Brad Stevens – zu einem fairen Gegenwert zu traden.
Ein solcher Deal wäre jedoch ein herber Rückschlag für die Jazz. Denn in Utah besitzen sie derzeit keinen Franchise-Player. Einzig Dante Exum besitzt das Potenzial einer zu werden. Der Weg ist aber sehr lang, der Ausgang ungewiss. Die wenigen Teams, die in den letzten Jahren ohne einen solchen Topspieler um den Titel kämpften haben drei Dinge gemeinsam: Eine defensive Basis, einen tiefen Kader sowie einen Clutch-Player á la Chauncey Billups. Und derzeit ist Hayward wohl die beste Option der Jazz, wenn das Spiel in den letzten Sekunden auf der Kippe steht.
Fazit
Dank des Trades von Deron Williams sowie einer guten Scoutingarbeit konnten die Jazz ohne einen radikalen Rebuild ein talentiertes Team formen. Vor allem dank der Verpflichtung von Rudy Gobert und Rodney Hood im letzten Drittel der ersten Draftrunde ist die Ausgangslage am Salzsee bestens. Der steigende Cap könnte Utah jedoch einen Strich durch die Rechnung machen. Denn häufig besitzen Small Market-Teams nicht die finanziellen Mittel, um diese Möglichkeiten voll auszunutzen. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten können sich Franchises wie die Jazz kaum erlauben, die zukünftige Gehaltsentwicklung außer Acht zu lassen. Dies könnte potenziellen Titelambitionen im Mormonenstaat erheblich schaden.
Eingebaute Tweets und Videos fehlen hier allerdings. Hoffe ansonsten ist kein Absatz rausgeworfen worden.
Featured Artikel
Featured Artikel » Offseason Preview: Utah Jazz
Share Tweet 0 Kommentare
Offseason Preview: Utah Jazz
16.06.2016 || 11:16 Uhr von: Sven Scherer
Die Utah Jazz besitzen einen jungen, talentierten Kader mit massig Upside. Ein zukünftiger Contenderstaus könnte aber an den äußeren Umständen scheitern.
22 Jahre waren die Utah Jazz und Coach Jerry Sloan unzertrennlich. Unter seiner Regie erreichte die Franchise mit dem Duo Karl Malone und John Stockton zweimal das NBA-Finale. Insgesamt führte Sloan die Jazz 19 mal in die Playoffs – zwischen 1989 und 2003 gar 15 mal in Folge.
Seit dem Abgang des Erfolgscoaches verpasste Utah diese fünf von sechs mal. Dies ist seit der ersten Playoffteilnahme im Jahr 1984 noch nie vorgekommen. Dank eines vorbildlichen Neuaufbaues sieht die Zukunft am Salzsee jedoch rosig aus. Die Jazz besitzen genug Talent und Capspace um in den kommenden Jahren eine gewichtige Rolle zu spielen. Darf Dennis Lindsey das ganze Potenzial nutzen? Welche Lösung findet er auf Point Guard? Und kann Utah mit zwei klassischen Bigs in der Pace&Space-Ära bestehen?
Saison 2015/16
Die Erwartungen vor der Saison waren groß. Nachdem die Jazz im Vorjahr 19 der letzten 29 Spiele – inklusive historisch guten Defensivwerten – gewannen , sollte die Playoffteilnahme 2016 eigentlich nur Formsache sein. Mit der Verletzung von Dante Exum endete die Saison des vielversprechenden Point Guard aber bereits vor dem ersten Saisonspiel. Es sollte nicht der einzige Rückschlag bleiben.
Im Saisonverlauf fielen auch die beiden Starter auf den großen Positionen aus. 41 Spiele mussten die Jazz auf Rudy Gobert und Derrick Favors verzichten. Dementsprechend fand das Team über weite Strecken des Jahres keinen Rhythmus. Ein ständiges Auf und Ab war die Folge. Wenige Spieltage vor Saisonende konnte die Franchise aus der Olympiastadt 2002 dennoch die Teilnahme an der Postseason aus eigener Kraft erreichen. Aufgrund vier Niederlagen aus den letzten fünf Spielen gingen die letzten zwei Playoffplätze der Western Conference jedoch nach Texas.
Offseason 2016
Wenn die Utah Jazz alle Spieler mit ungarantierten Verträgen entlassen, stände General Manager Dennis Lindsey rund 33,5 Millionen Dollar für Neuverpflichtungen zur Verfügung. Zumindest Shelvin Mack – vermutlich auch Jeff Withey – werden aufgrund guter Leistungen im vergangenen Jahr gehalten. Mit 3,5 Millionen sind sie nach heutigen Verhältnissen sehr günstige Verträge. Damit stehen den Verantwortlichen immer noch ausreichend Mittel zur Verfügung um den derzeit jungen und billigen Kader punktuell zu verstärken. Aber können und dürfen die Verantwortlichen in Utah diese Möglichkeit überhaupt nutzen?
Luxussteuer
Die derzeitige Ausgangslage, um aus diesem Kader einen Contender zu formen, ist hervorragend. Alternativ zu den 33,5 Millionen 2016 können die Jazz auch in der kommenden Saison knapp 45 Millionen Dollar an Capspace schaffen – inklusive der Capholds für Gordon Hayward und Rudy Gobert. Möglich ist dies aufgrund der vielen günstigen Verträge, die Utah besitzt. Das ermöglicht Lindsey in den nächsten beiden Jahren die Schwachstellen zu beheben und anschließend die eigenen Free Agents aufgrund der Birdrechte zu halten. Doch dies ist Fluch und Segen zugleich.
Salt Lake City gehört zu den kleinsten Märkten des US-Profisports. Während die Los Angeles Lakers oder New York Knicks nach solch einer Möglichkeit lechzen, ist das bei den Jazz nur schwer umsetztbar. Denn abgesehen von den Verträgen eines Alec Burks und Trey Lyles laufen die Arbeitspapiere aller anderen Leistungsträger in den kommenden beiden Jahren aus. Sie marktgerecht zu bezahlen wird die Familie Miller ein Vermögen kosten. Sind sie bereit jetzt in den Kader zu investieren und mit diesem Team später tief in die Luxussteuer zu gehen? Oder ist der General Manager gezwungen, das Geld für die eigenen Free Agents zu sparen? Davon wird die sportliche Zukunft in Utah abhängen.
Big-Ball
Neben der finanziellen Lage ist auch der Spielstil von entscheidender Bedeutung. Entgegen des ligaweiten Trends starten mit Rudy Gobert und Derrick Favors zwei klassische Big-Man. Gemeinsam nahmen sie in der abgelaufenen Saison vier Dreier. Keiner fand sein Ziel. Das sorgt für große Probleme beim Spacing. Deshalb lies Quin Snyder häufig einen der beiden in der Crunchtime auf der Bank. Zeitweise spielte stattdessen gar Trevor Booker, der vom reinen Talentlevel weit unterhalb der beiden Bigs anzusiedeln ist. Kann ein Team heutzutage mit dieser Taktik noch erfolgreich sein?
Die vergangen Playoffs haben gezeigt, dass weder ein kleines noch ein großes Lineup den Sieg garantieren. Erfolgreiche Lineups sind diejenigen, die die Schwächen des Gegners am besten ausnutzen. Gute Teams müssen deshalb in der Lage sein, flexibel auf den Konkurrenten zu reagieren. So furchteinflößend das Death Lineup der Warriors auch sein mag, gegen Oklahoma City gerieten sie phasenweise an ihre Grenzen. Die Alternative mit Bogut auf Center war in der Serie überlebenswichtig.
Eine Schlüsselrolle bei den Jazz nimmt hierbei Trey Lyles ein. Der Rookie deutete bereits an, dass er sich in Zukunft zu einem starker Allrounder entwickeln kann. Mit einer Trefferquote von 38,3% von Downtown verfügt er auch über die Fähigkeiten, das Feld breit zu machen. Defensiv besitzt er ebenfalls das Potenzial mehrere Positionen zu switchen. Mit dem Trio Gobert/Favors/Lyles verfügen die Jazz über die nötige Flexibilität, bedarfsgerecht zu reagieren. Sollte Tibor Pleiss in seinem zweiten Jahr den erhofften Durchbruch schaffen, würde er als Stretch-Five eine weitere taktische Komponente hinzufügen.
Ein großes Problem der Big-Men in Utah ist auch deren Situation auf der Spielmacherposition. Mit Gordon Hayward und Rodney Hood besitzt Snyder zwar gute Spielgestalter auf dem Flügel, das Loch auf der Eins lässt sich damit nur schwerlich kompensieren. Ohne einen guten Point Guard ist vor allem der Frontcourt in einer schwierigen Position. Da Post-Ups sowie Isolationen zu den ineffektivsten Würfen im modernen Basketball gehören, sind die Bigs auf Pässe der Playmaker angewiesen. Wie gut Gobert, Favors und Co sein können, wird sich erst zeigen, wenn Lindsey das Loch gestopft hat.
Point Guard
Deshalb ist diese Position auch die größte Baustelle der Jazz. Mit Dante Exum steht zwar ein Spieler mit riesigem Potenzial im Kader. Mit 21 Jahren, wenig Erfahrung und nach einer schweren Verletzung ist es zu viel verlangt, dass er zum Saisonstart die Probleme im Spielaufbau der Jazz beheben kann. Ist Familie Miller bereit, das notwendige Geld zu investieren, wäre dieses auf der Point Guard Position gut angelegt. Bedauerlicherweise sind die Optionen in dieser Free Agency beschränkt. Es gibt alternativ aber auch andere Wege an einen Point Guard zu gelangen.
Free Agency
Mike Conley: Der einzige Spielgestalter, der die Utah Jazz sofort auf eine neues Level heben könnte, wäre der Point Guard der Memphis Grizzlies. Sollte die Nummer 11 wirklich über einen Wechsel nachdenken, wäre Salt Lake City eine interessante Option. Conley war nie ein Freund von großer Aufmerksamkeit. Er fühlte sich im „kleinen“ Memphis äußerst wohl. Dazu spielte er dort ebenfalls in einem defensiv geprägtem Team mit zwei klassischen Bigs. Dank eines guten Dreipunktewurfes kann er auch abseits des Balles Gefahr ausstrahlen, wenn die Flügelspieler kreieren. Das finanzielle Risiko wäre zwar groß, sportlich würde Conley jedoch perfekt nach Salt Lake City passen.
Deron Williams: Dahinter wird es mager. Als Übergangslösung könnte ein alter Bekannter zurück an den Salzsee geholt werden. Nachdem Deron Williams vor seinem Trade zu den Nets des öfteren mit Jerry Sloan aneinander geriet, wäre der ehemalige Hoffnungsträger nicht bei allen gern gesehen. Nach seinem Abgang in Utah war Williams nie wieder der gleiche. Die Erwartungshaltung in bei den Nets konnte er nie erfüllen. Des öfteren mehrten sich die Gerüchte, dass sich der Point Guard im ruhigen Salt Lake City deutlich wohler fühlte, als im Großraum New York.
Sportlich würde die Wiedervereinigung für beide Seiten Sinn ergeben. Williams ist der Veteran, den Exum für seine Entwicklung bräuchte. Dazu sollte der ehemalige Nummer Drei Pick verletzungsbedingt höchstens 25 Minuten/Spiel auf dem Feld stehen. Es bliebe somit genug Spielzeit für den australischen Hoffnungsträger.
Trade
Alternativ könnte ein Point Guard auch per Trade in die Rocky Mountains wechseln. Die Jazz besitzen noch alle eigenen zukünftigen Picks. Hinzu kommen die der Golden State Warriors 2017 und der Oklahoma City Thunder 2018 sowie die Rechte an Ante Tomic vom FC Barcelona. Ob dieser jemals in die NBA kommt ist zwar ungewiss, als Zugabe könnten die Rechte an ihm dennoch nützlich sein. Utah draftete in den letzten Jahren zwar exzellent, sie besitzen aber genug Talent um auf den ein oder anderen Draftpick verzichten zu können. Zuindest, wenn damit ein guter Point Guard zu holen ist.
Jeff Teague: Bereits im Februar wurde der Point Guard der Hawks mit den Jazz in Verbindung gebracht. Auch jetzt halten sich die Gerüchte, dass Atlanta zukünftig eher auf Dennis Schröder setzt. Teague war zuletzt Teil der zweitbesten Verteidigung, reißt auf dem Weg in die Zone Löcher und trifft 40% seiner Dreier. Außerdem sammelte er zuletzt einige Playofferfahrung. Aus der Zeit als Assistenztrainer bei den Hawks kennt Snyder den Guard gut. Zu einem fairen Preis wäre er eine wichtige Verstärkung.
Bledsoe/Knight: Sollten die Suns in den Rebuild gehen, könnte zumindest ein Einser zu haben sein. Ein gesunder Eric Bledsoe würde aufgrund seiner bissigen Verteidigung die Defense der Jazz nochmals verbessern. Zuletzt hat er auch seinen Dreier auf ein solides Niveau gebracht. Kaum zu halten ist er beim Zug zum Korb. Mit 11,7 Drives/Spiel führte er die Liga im vergangenen Jahr an und zog damit häufiger in die Zone als Shelvin Mack und Trey Burke zusammen.
In dieser Kategorie kann Brandon Knight seinem Teamkollegen nicht das Wasser reichen. Bei den Milwaukee Bucks zeigte er jedoch, dass er einem defensivstarken Team mit mangelndem Scoring helfen kann. Immerhin wurde er 2015 bereits als All-Star-Kandidat gehandelt.
Weitere Alternativen: Sollte keiner der Wunschkandidaten auf dem Markt sein, wäre auch per Trade eine Übergangslösung möglich. Mit Derrick Rose, Jrue Holiday, George Hill, Jose Calderon oder Deron Collinson gibt es einige Point Guards, die ins letzte Vertragsjahr gehen. Keiner ist zwingend eine Langzeitlösung. Besitzen die Jazz den nötigen finanziellen Spielraum können sie – je nach Preis – dieses Risiko eingehen. Für Calderon könnten sie eventuell sogar einen Zweitrundenpick als Mitgift erhalten. Und irgendwie muss jedes Team die rund 83 Millionen Mindestgehalt aufbringen.
Gordon Hayward
Im Sommer 2013 verloren die Utah Jazz mit Al Jefferson und Paul Millsap zeitgleich zwei Free Agents. Seither bemühen sich die Verantwortlichen die Free Agency der wichtigen Rollenspieler zu vermeiden. Die Verträge von Derrick Favors und Alec Burks wurden frühzeitig verlängert. Das Gleiche wollte der General Manager 2013 mit Hayward regeln. Dieser lehnte das Angebot der Franchise jedoch ab und unterschrieb in kommenden Offseason einen Offer-Sheet bei den Charlotte Hornets.
Kein Problem, denn Utah besaß das Recht mit allen Angeboten gleichzuziehen. Sein Vertrag beinhaltet jedoch eine Spieleroption im Jahr 2017. Bei einem prognostizierten Maximalvertrag von 31 Millionen Dollar wird er kommendes Jahr mit Sicherheit Free Agent. Dadurch besitzen die Jazz keine realistische Option den Vertrag vorzeitig zu verlängern. Nimmt Utah das Risiko auf sich in der Free Agency 2017 mit Teams wie den Boston Celtics oder den Los Angeles Lakers um den Small Forward zu buhlen? Ist die Franchise bereit ihm das Maximalgehalt zu zahlen? Wenn nicht, könnte dieser Sommer die letzte Chance sein, den Spieler von der Butler University – damals unter Celtics Coach Brad Stevens – zu einem fairen Gegenwert zu traden.
Ein solcher Deal wäre jedoch ein herber Rückschlag für die Jazz. Denn in Utah besitzen sie derzeit keinen Franchise-Player. Einzig Dante Exum besitzt das Potenzial einer zu werden. Der Weg ist aber sehr lang, der Ausgang ungewiss. Die wenigen Teams, die in den letzten Jahren ohne einen solchen Topspieler um den Titel kämpften haben drei Dinge gemeinsam: Eine defensive Basis, einen tiefen Kader sowie einen Clutch-Player á la Chauncey Billups. Und derzeit ist Hayward wohl die beste Option der Jazz, wenn das Spiel in den letzten Sekunden auf der Kippe steht.
Fazit
Dank des Trades von Deron Williams sowie einer guten Scoutingarbeit konnten die Jazz ohne einen radikalen Rebuild ein talentiertes Team formen. Vor allem dank der Verpflichtung von Rudy Gobert und Rodney Hood im letzten Drittel der ersten Draftrunde ist die Ausgangslage am Salzsee bestens. Der steigende Cap könnte Utah jedoch einen Strich durch die Rechnung machen. Denn häufig besitzen Small Market-Teams nicht die finanziellen Mittel, um diese Möglichkeiten voll auszunutzen. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten können sich Franchises wie die Jazz kaum erlauben, die zukünftige Gehaltsentwicklung außer Acht zu lassen. Dies könnte potenziellen Titelambitionen im Mormonenstaat erheblich schaden.