liberalmentes Beitrag (#1118) trifft den Nagel eigentlich auf den Kopf. Ich dachte auch, dass man mit Hleb+Kuzmanovic+Pogrebnyak den Gomez-Transfer halbwegs abfedern könnte. Ein verstärktes Mittelfeld und ein solider Stürmer, das ist doch nicht schlecht. Ich hab keine Wunderdinge erwartet, aber einen Abstiegsplatz nach 14 Runden hat niemand erwartet. Und zwar niemand in Deutschland! Es hat sich eben vieles geändert: Pogrebnyak ist ein Flop, der Trainerzauber um Babbel ist verflogen, Leistungsträger der letzten Jahre spielen teils extrem schwach und Hleb kämpfte lange mit Verletzung und Formtief.
Aber so schlecht, wie heute jeder über den Pogrebnyak-Deal spricht, war er damals gar nicht. Fakt ist: Es war nicht absehbar, ob Bayern die CL erreicht und Gomez wirklich geht, das hat MS schon angesprochen. Fakt ist auch, dass jeder andere Verein wusste, dass Stuttgart gute 30 Millionen für Gomez kassiert hat. Das macht Verhandlungen schwierig, weil andere Vereine den Preis sicher hochtreiben wollen würden. Und Fakt ist auch, dass man sich um ähnliche Spieltypen bemüht hat. Huntelaar hat sein Spielchen mit dem VfB gespielt, Ba hat sich öffentlich prostituiert und damit selbst disqualifiziert und an Vagner Love etc. war man auch dran. Aber nur weil man von den Bayern ein paar Milliönchen zugeschanzt bekommt, heißt das nicht, dass man automatisch groß auf Einkaufstour gehen kann. Wenn nämlich ein Spieler trotz intensiver Heldt-Bemühungen nicht nach Stuttgart wechseln will, zu viel Geld will oder der andere Verein den Preis hochtreibt, kann halt auch ein Heldt nichts machen. Man darf nicht naiv sein: trotz Champions League-(Qualifikations-)Platz war und ist Stuttgart nun mal keine Topadresse in Europa. Man darf nicht davon ausgehen, dass jeder gute Kicker zum VfB will. Huntelaar kickt heute bei Milan, das ist eben ein anderes Kaliber von Fußball-Adresse. Wenn sich hier manche schon theoretischen BWL-Beispielen bedienen, kann man das auch ummünzen: wenn der KfZ-Mechaniker ein Angebot von einer renommierteren Werkstatt bekommt, wird er sicherlich dort hingehen.
Unterm Strich war Pogrebnyak eine fast logische Wahl. Auf dem Papier sah das auch ganz gut aus: gute 1,90 groß, Nationalmannschaft, UEFA-Cup-Sieg mit Zenit, relativ billig (ich glaube, 5 Millionen o.ä. wurden kolportiert). Dass Pogrebnyak bei Stuttgart zum Flop wurde und vom jungen Schieber teils blamiert wurde, konnte niemand wissen.
Zu den anderen Wechseln: ich glaube, niemand kann abstreiten, dass Hleb ein sehr guter Fußballer ist und in guter Verfassung jedes Team verstärken kann. Er hat am Anfang eben lange gefehlt und dann mit der Form gekämpft. Wenn er im Frühjahr in Tritt kommen kann, sieht die Sache wieder anders aus. Und Kuzmanovic gefällt mir bisher gut. Sicher war er etwas "Luxus", weil man schon Hitz und Khedira hatte. Aber Hitz gehört für mich zu denen, die ich im ersten Absatz als "bisherige Leistungsträger" bezeichnet habe.
Also Heldt hat für mich nicht so einen schlechten Job gemacht. Nur ist die Rechnung leider nicht aufgegangen. Ich finde einfach, er hatte nicht die großen Freiheiten am Transfermarkt, wie manche das gerne sehen wollen. Dass man Gomez nicht 1:1 ersetzen konnte, war ja klar. Egal, wen Heldt für ihn als holen wollte: im Prinzip konnte er nur verlieren.
Kommen wir nun zu Babbel. Ich wehre mich entschieden dagegen, immer gleich den Trainer zu kicken. Es ist noch gar nicht lange her, da war Babbel noch der große Held! Das soll jetzt einfach so vorbei sein? Das kann ich mir nicht vorstellen. Nicht, dass ich Babbels Personalentscheidungen immer gut finde - im Gegenteil. Ich finde, er hat viel zu lange an Spielern wie Hilbert in der Startelf festgehalten. Ich finde, man sollte öfter Schieber im Sturm spielen lassen, anstatt weiter auf einen unerwarteten Leistungsschub von Pogrebnyak zu hoffen. Und ich finde, man könnte den kreativsten Spieler der Mannschaft, Elson, ruhig öfter und früher bringen. Aber: Babbel hat auch letztes Jahr den Karren aus dem Dreck gezogen, warum sollte er es diesmal nicht schaffen? Natürlich hat er dieses Jahr mitgeholfen, den Karren überhaupt in den Dreck zu fahren, aber ich bin trotzdem davon überzeugt, dass nicht so viel fehlt, um wieder bessere Zeiten zu erleben.
Zum Abschluss noch eine Frage: hat hier ernsthaft jemand geglaubt, dass der VfB in Leverkusen gewinnt?