Habe in den letzten Wochen wieder ab und zu Victoria 3 gespielt und zwar mit "Cheat Code Country": Den Vereinigten Staaten von Amerika.
Warum Cheat Code? Unfassbare Größe, sehr großes Rohstoffvorkommen für eine steile Industrialisierung, liberale Gesetze.
Problem? Sklaverei und Ausgrenzung von bestimmten Kulturen.. zu Beginn wurde jederman diskriminiert, der/die nicht aus Europa stammt...
Mein Ziel? Sklaverei abschaffen, Völker vereinen, Migrationsstaat ohne Diskriminierung und letztendlich "numbers go up".. eine Milliarde BIP
Eine Chronologie:
Zuerst arbeitet man auf den Bürgerkrieg mit dem "Landadel" hin. Das sind natürlich die Plantagenbesitzer und die weißen Südstaatler. Man holt sich einen Agitator gegen Sklaverei ins Land pusht Interessensgruppen, die gegen Sklaverei sind. Zum Beispiel die Intelligentsia, die Evangelikalen und die Industriellen (zu Beginn ist die Arbeiterschaft kaum politisch organisiert). Man investiert in Industrialisierung, aber vor allem in New York, Ohio und Pennsylvannia und nicht in Virginia und Kentucky, damit im Krieg die Ressourcen für den Norden optimiert sind.
Und dann entscheidet man sich für eine Gesetzesänderung, also das Verbot von Sklaverei. Es dauert nicht lange und es kommt zur Rebellion des "Adels" und der "Landbevölkerung", manchmal auch der ,, Kleinunternehmer". In meinem Fall hat sich zumindest keine große Nation eingemischt und der erste große Krieg wurde gewonnen.
Der zweite große Krieg ergab sich aus kleinen Kontext-sensitiven Missionen heraus. Möchte ich den Westen erkunden? Klar! Möchte ich den Westen in die USA integrieren? Ja! Betroffen von dieser Expansion sind dann die indigenen Völker (Kolonialisierung) und Mexiko (die haben Texas bis Kalifornien und sogar Teile von Colorado und Utah erobert).
Tja, Mexiko erstmal ins Vasallentum gewzungen und eine Dekade später zwangsintegriert. Dazu musste Krieg geführt werden, aber als Belohnung gab es ganz Mexiko und die restlichen Staaten der eigentlichen USA. Zudem noch ein Event mitgenommen, bei dem man Russland Alaska abkaufen kann.
Das wars eigentlich mit aggressiver Expansion.
Zwischenzeitlich hat mich eine Regierung aus Reaktionären in die Abschaffung des Wahlrechts gewzungen und wir hatten eine Oligarchie. Die Landbevölkerung, die Industriellen und die Intelligentsia gaben den Ton an. Einerseits schlecht, weil ich ein paar liberale Ideen hatte, die blockiert wurden, andererseits konnte man alles easy durchdrücken, wofür die herrschenden Klassen stehen und mir sinnvoll erschien. Am wichtigsten war die Abschaffung der Kinderarbeit, u.a. um die Bildung zu maximieren.
Was ging aber nicht? Multikulturalismus und Frauenwahlrecht. Aber ich konnte immerhin ein wenig die Apartheitsgesetze aufweichen und selbst "kulturelle Ausgrenzung" sorgte für massive Verbesserung für alle Schwarzen in den USA. Denn plötzlich galten sie vollumfänglich als Amerikaner und wurden nicht mehr diskriminiert. Der Wohlstand wurde viel gerechter zwischen den Kulturen und Völkern verteilt.
Aber: das galt nicht für die eigentlichen Amerikaner, die indigenen Völker. Indianer wurden diskriminiert und ich habe es bis jetzt nicht geschafft, den Multikulturalismus einzuführen. Deswegen sind sämtliche KPIs in einem Gürtel von ca Colorado/Utah durch in den Süden (mit nur wenigen Staaten als Ausnahme) schlechter als im Rest des Landes. BIP pro Kopf, Bildung, Zufriedenheit, Radikalisierung, Zuzug. Leider alles nicht optimal, auch wenn der Wohlstand sich gegenüber mexikanischen Zeiten sehr stark verbessert hat.
Denn der Rest des Landes hat den Turbo an. Die USA sind unfassbar in ihrem Potenzial, obwohl ich nur wenige Gesetze für höhere Soziale Aufwendungen beschlossen habe.
Typsich USA habe ich die Grenzen komplett offen gelassen und Migration gefördert. Je weniger sozialer Schutz, desto einfacher die Integration von Einwanderern, desto weniger die Radikalisierung von Arbeiterschaft, Landbevölkerung und Kleinunternehmern, die mir ständig in den Ohren liegen, endlich die Grenzen zu schließen.
Und durch die Abschaffung der Sklaverei, sowie die Anerkennung der Schwarzen als US-Amerikaner wird eigentlich niemand aus Europa und Afrika diskriminiert und kann in den USA Karriere machen.
Was ist dabei mein Job? Ich liebe ja diese Laissez-faire-Wirtschaftspolitik, bei der die AI eigentlich sämtliche Industrien baut bzw. ausbaut. Ich schaffe fast gar nichts im eigentlichen Wirtschaftskreislauf, sondern mache nur Anschubsubventionen (Beispiel: ich baue Elektrofabriken, subventioniere Telefonproduktion, dann stelle ich das Technologie-Level in der öffentlichen Verwaltung auf Telefone um, dann schalte ich die Subventionen in den Fabriken aus und die Wirtschaft kümmert sich um den Rest). Was ist also mein Job?
- Gesetze (ich konnte das allgemeine Wahlrecht zurückgewinnen, Freiheit für alle, Meinungsfreiheit, Proportionale Besteuerung, Grundschulpflicht. Frauenwahlrecht, und offene Grenzen für Menschen und Wirtschaft behalten, dafür recht wenig soziale Absicherung.. der Preis des Einwanderungsstaats vielleicht)
- Außenpolitik
- Forschung
- Investition in die Basis (Eisenbahn, Häfen, Öffentliche Verwaltung, Universitäten, Militär)
- den Haushalt managen (ich versuche ca. 60-70% meines Kreditrahmens zu nutzen, bin also immer hochverschuldet. Aber die "Schulden" sind ja Anleihen, d.h. meine Bevölkerung erhält die Zinsen)
- manche notleidenden Industrien durch Intervention zu helfen. Zum Beispiel habe ich die Eisenbahnen von der Börse in private Hände gegeben und komplett subventioniert
Und das ist in den USA einfach krass. So krass, dass ich immer wieder die Forschung in Bereiche der Automatisierung lenken muss. Bei meinem Deutschland-Run hatte ich schlechte Erfahrungen z.B. mit dem Fließband (und anderer High-End-Automatisierung) gemacht. In den USA ist das derzeit völlig anders. Ich benötige schlichtweg das Fließband, weil ich trotz massiven Wachstum keine Arbeiter und Maschinisten mehr habe.
Das alles funktioniert dann so. Zum Beispiel bei Fließband führe ich es, nachdem es erforscht wurde, in einer Industrie ein (zB Automobile). Das sorgt für massive Arbeitslosigkeit einerseits, aber für höhere Qualifikationen andererseits UND ermöglicht die Anstellung der gekündigten Arbeiter in den weniger effizienten und unterbeschäftigten Industrien.
Dann checkt man die einzelnen Bundesstaaten mit großen Automobilindustrien und sieht dabei zu, wie wortwörtlich im Sekundentakt die Arbeitslosen vom Rest des Wirtschaftsstandorts aufgesaugt werden. Diese "Maschine" von Victoria 3 ist einfach cool
Dann kommt die nächste Industrie dran, die erstmal Arbeiter freisetzt und gleichzeitig die Qualifikation der Stammmannschaft nach oben zieht.
Hier ein Screenshot, als ich die Milliarde BIP geknackt habe. Sehr cool auch: 79% der Bevölkerung kann Lesen & Schreiben. So hoch hatte ich es noch nie. 46 Millionen von 131 sind sehr "loyal", nur 5 Millionen sind radikalisiert. Der Lebensstandart ist mit 22,3 auch sehr hoch, für meine Verhältnisse.
Ich war nur deswegen nicht die mächtigste Nation, weil die Briten so viele Kolonien besitzen. In den nächsten Jahren habe ich die aber so sehr überflügelt, dass ich Nummer 1 wurde.
Neben dem Ausbau der Marine (gibt sehr viel Prestige) und Häfen hatte ich so viel Schutz für Handelsrouten, dass ich angefangen habe, ganz bewusst den Weltmarkt mit meinen Erzeugnissen zu überschwemmen. Weizen, Baumwolle & Tuch, Tabak, Möbel, Automobile, Öl... die ganze Welt profitiert nun von meinen günstigen, stets verfügbaren Waren.
Einziger Engpass ist tatsächlich "Opium", da das Qing-Reich (also China) sich an die Russen gebunden hat und ich irgendwann mal dort militärisch für eine Marktöffnung intervenieren werde
Wirtschaftskrieg.. alles im Sinne der Weltbevölkerung versteht sich
Denn neben Opium hat der Asiatische Kontinent natürlich noch viele andere Waren, die jedermann gut tun würden. Und der Zar muss doch sowieso weg. Versteht sich.
Fazit: Victoria 3 packt einen zwischendurch immer wieder. Es macht wirklich Spaß, wenn man dann irgendwann auf die Wachstumsüberholspur zieht und es überall aus allen Rohren feuert.
Next: Ich muss mal einen isolationistischen Ethnostaat spielen. Beispiel Japan. Streng konservativ und stark abgeschottet und dann eine Balance aus Weiterentwicklung und Wachstum zu finden und gleichzeitig sich gegen Migration zu verschließen, d.h. der Fokus komplett auf die eigene Bevölkerung zu haben. In so einer kleinen Petrischale sich gegen die Kolonialisierung und Wirtschaftsliberalisierung seitens Briten und USA zur Wehr zu setzen (mit China und Russland als weitere Nachbarn..) ist sicher ebenfalls mal spannend, um das System von Victoria 3 weiter zu erkunden.