«Ich will boxen, basta!»
Der 39-jährige Graciano Rocchigiani über sein Comeback gegen Thomas Ulrich und die 31 Millionen Dollar von der WBC
Von Matthias Brzezinski
Das Jahr 2002 fand Graciano Rocchigiani «bis auf New York zum Vergessen». 279 Tage Gefängnis wegen Fahrens ohne Führerschein, Alkohol und Körperverletzung hat der Berliner durchlebt. Aber auch einen sensationellen Erfolg vor Gericht in Amerika erstritten, nachdem ihm 1998 der Boxverband WBC den im Ring gegen Michael Nunn gewonnenen Titel rechtswidrig aberkannte. Nun liegt als vorläufig letzte Karrierestation vor Deutschlands Enfant terrible des Profiboxens ein Comeback, das Spannung verspricht.
Rocky gegen Halbschwergewichts-Europameister Thomas Ulrich. Graciano Rocchigiani, 39 Jahre alt seit dem 29. Dezember 2002, sprach mit der Berliner Morgenpost über seine Zukunftspläne und seine Erwartungen hinsichtlich der 31 Millionen Dollar Schadenersatz, die er vor dem District County Manhattan erstritten hat.
Herr Rocchigiani, haben Sie das letzte Jahr abgehakt?
Graciano Rocchigiani: Ja, und das soll auch so bleiben.
Sie sind aus Berlin weggegangen um in Duisburg zu trainieren. Warum gerade dort?
Weil ich hier bisher Ruhe habe. Das hätte in Berlin nicht funktioniert.
Sie bereiten sich zurzeit mit ihrem Bruder Ralf vor. Wo liegen die Schwerpunkte?
Wir machen viel Krafttraining und Ausdauer.
Ab wann können Sie mit Sparringspartnern rechnen?
Das ist noch nicht entschieden.
Mit der Aussicht auf 31 Millionen Dollar muss man sich eigentlich nicht quälen.
Das hat nix miteinander zu tun. Ich will noch mal boxen, basta! Wenn ich keinen Bock mehr gehabt hätte, hätte ich es sein lassen.
Rechnen Sie wirklich damit, die gesamte Summe zu bekommen?
Ich habe den Prozess gewonnen. Jetzt muss ich abwarten, bis das rechtskräftig ist. Der Rest läuft dann einfach weiter.
Die Vertreter der WBC haben immer behauptet, sie hätten nicht annähernd 31 Millionen Dollar. Wer kein Geld hat, kann nichts bezahlen.
Ich glaube nicht, dass die kein Geld haben. Die haben genug. Klar hab ich keine Ahnung, wie die zahlen. Aber ich denke schon, dass ich meinen Teil kriege. Die Kohle wird eben kleckerweise kommen.
Wenn es denn so eintrifft, wäre es doch ein Grund mehr, nicht mehr zu boxen. Sie haben mal geäußert, sich in der Heimat Ihres Vaters auf Sardinien niederzulassen.
Sardinien ist Zukunftsmusik.
Also zurück in den Ring. Nach zwei Jahren ohne Kampf meinen viele Fans, Sie sollten zunächst einem Aufbaugegner gegenüberstehen.
Ich boxe gegen Thomas Ulrich, und das wars dann erst mal.
Wann?
Irgendwann im Mai oder Juni.
Wo?
Wenn sich nichts ändert, in Berlin.
Welcher TV-Sender überträgt den Kampf?
Thomas Ulrich ist bei Universum unter Vertrag, und sein Chef Klaus-Peter Kohl arbeitet mit dem ZDF zusammen. Also überträgt das ZDF.
Stimmt Ihre Kasse?
Ja, aber sparen Sie sich die Frage nach der Summe.
Wie schätzen Sie Ihren Gegner ein?
Er ist Europameister, also kann er was.
Wo liegen seine Stärken, wo seine Schwächen?
Das werde ich im Ring sehen.
Thomas Ulrich hat Respekt vor Ihnen, ist aber sicher, dass er gewinnt.
Es wäre schlecht für ihn, wenn er schon vorher glauben würde, er würde verlieren. Dann sollte er lieber nicht boxen.
Thomas Ulrich ist 27, Sie sind zwölf Jahre älter.
Gut für ihn, schlecht für mich.
Macht Ihnen Boxen eigentlich nach so vielen Jahren noch Spaß?
Gewinnen macht Spaß.
Es ist denkbar, dass Sie von der WBC bis Mai auch Ihren WM-Titel zurückbekommen. Ulrich ist Europameister. Um welchen Titel geht es?
Es kann um beide Titel gehen.
Einen Sieg gegen Thomas Ulrich vorausgesetzt - beschäftigen Sie sich auch mit einer Revanche gegen Dariusz Michalczewski?
Nee, da hab ich jetzt wichtigere Dinge zu tun. Und wenn, würde ich auch nicht viel drüber reden.
Das ist ein :cool:es Interview des :cool:sten Boxers der Welt