Wladimir Klitschko steht im Spätherbst seiner Karriere - er wird sich nun noch zwangsweise mit Aufbau- und Ausscheidungskämpfen beschäftigen. Sein Ziel ist erkennbar: Er möchte "seine" Titel zurück. Da zählen nur WM-Kämpfe und Lösungen am grünen Tisch. Das bedeutet aber nicht, dass er sich für sein Ziel von den potenziellen Vertragspartnern über den Tisch ziehen lässt. Er wird auch weiterhin versuchen, bei den Vertragsverhandlungen die für ihn besten Bedingungen aushandeln zu lassen. Dafür ist er oft gescholten worden, keiner seiner Kritiker würde das an seiner Stelle anders machen. Wenn K2 Bedingungen vorgelegt bekommt, die man als nicht akzeptabel erachtet (dazu kann auch das Geld gehören), dann wird man nicht zustimmen, was nicht automatisch Feigheit vor dem Feind bedeutet. Weil das so ist, ist es auch unsinnig, Respekt für Wladimir in Aussicht zu stellen, wenn er gegen Gegner A oder WM B antritt. Was ist dann mit seinem fragwürdigen Kampfstil? Fällt der dann unter den Tisch? Das Thema ist einfach zu vielschichtig.
Den IBF-Titel ist Fury am grünen Tisch losgeworden - wenn Klitschko diesen Gürtel wiederhaben will, dann muss er gegen Joshua antreten, dass ist doch eindeutig. Insofern ist es klar, das K2 versuchen wird, sich mit Hearn zu einigen. Wenn es scheitern sollte, dann nicht am grundsätzlichen Willen beider Seiten.
Wenn K2 die Möglichkeit sieht an die Gürtel von Fury am grünen Tisch oder in einem oder zwei Kämpfen gegen andere Herausforderer zu kommen, dann werden sie natürlich auch das versuchen und das hat ggf. höhere Priorität als der Joshua-Kampf - auch daran ist nichts Ehrenrühriges. Kurzum: Die Strategie von K2 dürfte sich an den Ziel orientieren, möglichst schnell und gesichert an Wladimirs frühere WM-Titel zu kommen, der Weg dahin hängt von vielen Faktoren ab und ist noch nicht festgelegt. Deshalb sollte man sich mit der Beurteilung einzelner Aktionen in diesem Zusammenhang erst einmal zurückhalten.
