Da Klitschko gefühlt seit 15 Jahren kein intelligentes Interview mehr abgegeben hat, erspare ich mir das. Mir geht nur auf den Sack dass Fury jetzt Ali mit seiner Fluidität in den Schatten stellt, Lennox Lewis sich wünscht er hätte nur halb so viel Power wie Fury gehabt, Mayweather lieber im Ruhestand bleibt weil Fury ihn mit seiner Defense wie einen Sandsack aussehen lässt, und Golovkin mit irischer Flagge in den Ring kommt und sagt er möchte so gerne sein wie Tyson Fury. Ich habe mir sogar den Kampf nochmal in Teilen angesehen ob ich was übersehen habe, aber es war beim 2. Mal genauso schlimm wie beim 1. Mal, und verloren hat da jeder der sich das angesehen hat. Vonwegen überlegene P4P-Performance des Jahres. Soviel kann ich einfach nicht trinken um das zu "sehen". Ich finde Fury als Person nicht halb so schlimm wie dargestellt, weil er vermutlich nicht einen Satz ernst meint den er von sich gibt, und Klitschko inzwischen nicht mehr lesbar. Trotzdem kotze ich Bauklötze bei der Idee, die beiden geistig irgendwie in einen Kontext mit einem Roy Jones oder dergleichen zu bringen.
Muß ja auch nicht sein
Das Duell bezieht seinen Reiz gar nicht aufgrund der boxerischen Klasse der Kontrahenten. Ich bin, wie schon häufiger erwähnt, frohen Mutes daß Kampf 2 etwas mehr entertaining Aspekte für den Zuschauer mit einfließen läßt, aber primär wird der Kampf (für mich) spannend um zu sehen wie Klitschko da durch seine persönliche Hölle geht, und ob er es als 40jähriger schafft sein eindimensionales Korsett abzuwerfen. Das gewinnt umso mehr an Intensität weil Wladimir "uns" schon seit Unzeiten begleitet. Denke seinen ersten Kampf habe ich 1998 gesehen. Das ist eine halbe Ewigkeit. Man hat seine Entwicklung mitbekommen, man hat erlebt wie er mit seinen Siegen und Niederlagen umgegangen ist, und wie es Ihn als Persönlichkeit geprägt hat. Sogesehen war Klitschko fast mein halbes Leben lang präsent, mal mehr, mal weniger. Je nachdem wie viel ich mich gerade für Boxen interessiert habe. Denke mal die Meisten sind davon ausgegangen daß er mit mehr oder weniger Aufsehen seine Karriere beendet, überwiegend sind die Fans wohl nicht davon ausgegangen daß er noch verliert.
Und jetzt auf einmal, kurz vor der Boxrente, wird er nicht nur geschlagen, er wird lächerlich gemacht, sieht sich jemanden gegenüber, der der komplette Antagonist zu Ihm ist, und der Ihn, will er siegreich sein im rematch zwingt, liebgewonnene Angewohnheiten, die bequem funktioniert haben, abzulegen. Einerseits funktioniert boxerisch nix gegen Fury, und auch außerhalb des Ringes ist er meistens der begossene Pudel. Also egal wo Wladimir ist, innerhalb oder außerhalb des Rings, gegen Fury ist er nie in seiner Wohlfühlzone. Er befindet sich permanent auf wackeligem Boden emotional.
Meine aktuelle Tendenz geht Richtung Fury: Er sieht wieder recht fit aus, und Wladimir artikuliert sich immer noch im gleichen Gleiß, zeigt zumindest äußerlich keinerlei Einsicht warum er so ein klägliches bild in Kampf 1 abgegeben hat. "I made a mistake" hört man da, und das wars dann. Schön vorm Spiegel auswendig gelernt, dazu noch die entsprechende Mimik einstudiert, und so wird das dann beim interview rausgehauen. Das ist genau die innerer Einstellung, die er dann auch boxerisch nicht brauchen kann. Es würde Ihn keiner hindern daß da mal ein bischen was Ehrlicheres, was Authentischeres zu sagen. Das tut oft gar nicht so weh wie es ausschaut
Und wenn er schon auf "I made a mistake" besteht. Dann war der mistake daß er über die Jahre immer unvariabler geworden ist. Der "mistake" hat sich über 10 Jahre entwickelt, und wurde dann brutal offenkundig gegen Fury. Der große Witz was die Beiden betrifft ist eigentlich daß der Fury den Wladimir therapiert, und ganz und gar nicht so wie von Klitschko gewünscht umgekehrt.