Ich meine Fury ist ja bei weitem kein Überboxer und hat im ersten Kampf Ding gezeigt, die die Boxwelt staunen lässt. Ich denke man sollte nochmal daran erinnern, wie mies der Kamp eigentlich war. Wladimir hat ja in den letzten zwei Runden in Ansätzen gemacht, was Du ja im zitierten Abschnitt treffend beschrieben hast. Von daher bleibt für mich die Frage, ob er die mentale Sperre überwinden kann.
Richtig, Fury ist kein Überboxer, der Kampf war mies. Letztlich waren es einfache, taktisch klug gewählte Mittel, mit denen Fury Wladimirs typischen Kampfstil völlig neutralisiert hat. Schlüssel zum Erfolg waren vier Faktoren:
1. die gegenüber Wladimir vorhandenen Vorteile bei den körperlichen Parametern (Größe, Reichweite, Beweglichkeit, Speed),
2. die deutlich bessere Beinarbeit
3. das taktische Konzept
4. psychologische Überlegenheit
Keine Ahnung was Wladimir für ein taktisches Konzept gehabt hat. "Ich boxe von außen und wenn der Gegner in den Infight kommt klammere ich und unterbinde jeden Kampf" - Dafür hätte er konstant den Jab raushauen müssen. Wladimir, da gebe ich Franz recht, hat ständig versucht seinen Angriff lehrbuchmäßig aufzubauen und Fury hat einfach die Distanz oder den Winkel verändert und schon befand sich Wladimir wieder im Neuaufbau - so kommt keine Workrate zustande - Aufbauversuch - Abbruch - Aufbauversuch - Abbruch - Wladimir sah aus wie ein Hampelmann, umso mehr, als das Fury in solche abgebrochenen Aktionen einfach mit kurzen Schritten die Distanz verringernd reingeschlagen hat. Wenig, aber optisch effektiv.
Wenn er zumindest sechs Runden "die Fäuste fleigen lässt" und riskiert, dass er selbst getroffen wird oder sogar überpaced, dann hat er zumindest innerhalb dieser Zeit die Chance per k.o. zu gewinnen. Die Schlagkraft reicht für Fury allemal. Jedenfalls wäre es für sein Ansehen besser auf diese Art und Weise zu verlieren, als sich nochmal über 12 Runden so ausboxen zu lassen. Selbst wenn er gewinnt haben sich alle Diskussionen um das Thema WK und ATG erledigt
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Wladimir steht sich selbst im Weg. Die Notwendigkeit, den Kampf zu bestimmen, indem er Fury stellt und in der für ihn richtigen Distanz sein Offensivpotenzial nutzt - das sehe ich einfach nicht. Safety first in der Wladimirschen Version steht dem vor allen Dingen entgegen. Natürlich hat Wladimir auch körperlich abgebaut. Sein Timing, seine Präzision sind schlechter, er ist nicht variabel genug, die Unfähigkeit zu kontern, aus der Linie zu gehen, sich boxend aus dem Gegner zu lösen, die Unfähigkeit Fury zu stellen etc. - die Liste ist ellenlang. Letztlich müsste Wladimir gegen Fury so boxen wie es Lewis nach der Umstellung im Kampf gegen Vitali getan hat. Das dürfte unmöglich sein.
Fury ist natürlich auch ein Faktor. Furys Team ist hervorragend. Fury selbst scheint eher ein Bruder Leichtfuß zu sein, wobei man nie weiß was Nebelkerze und was einfach natürliche Blödheit bei ihm ist. Ich gehe trotzdem davon aus, dass Fury fit und mit einem guten Plan in den Kampf gehen wird.