Klitschko erholt sich sehr gut von Niederschlägen, von daher kann er durchaus welche riskieren. Auch ein erster Volltreffer haut ihn nicht gleich um, er hat welche von Brewster, Sanders und Peter, und zuletzt Haye und Wach genommen und ist erstmal stehen geblieben bis zum Nachsetzen. Gegen Peter war er drei mal am Boden, ist drei mal aufgestanden, zuletzt nach einem schweren Niederschlag in der 10. Runde, und hat gewonnen. Soviel zu "noch nie".
Tatsächlich hat er diesen unerklärlich verkrüppelten "Stil" ja auch schon bei Povetkin und zum Teil gegen Jennings eingesetzt. Wie oft hat er denn gegen Povetkin geschlagen, und wie oft gerungen ? Ohne die drei Volltreffer gegen Povetkin wäre auch das ein Gewürge geworden, die meisten Geraden hat Povetkin durch simples Abducken immer wieder gemieden ohne auch nur Wischer zu kassieren. Fury war zusätzlich dazu nur auch noch grösser statt deutlich kleiner.
Mein erster Gedanke während des Kampfs war "ist das ein Wettbetrug?". Wenn es keiner war, war es ein totales Versagen vor und während des Kampfs, vorher weil er nicht einmal auf die Idee gekommen ist dass diese "Taktik" gegen Fury gar nicht klappen kann, währenddessen weil er trotzdem bis in die 12. Runde nicht von diesem "Plan" abgewichen ist. Körperlich kann das kein Problem sein, denn er war in der 12. nicht müder als Fury, und auch nicht langsamer. Er war nur steif, fahrig, ungenau, und schlecht vorbereitet was Textbook-Boxen anging. Wenn er diesmal wieder sein ganzes Augenmerk auf Einmal-Power und Freistil-Ring-Kraft statt flüssiges Arbeitsboxen legt, wird der Kampf wieder genauso aussehen, zumindest über weite Strecken.
Der Plot ist ganz klar und für jeden eigentlich offensichtlich, flüssiges, auf Schnelligkeit und Workrate angelegtes "russisches" Amateurboxen aus der Bewegung um zu Scoren, Wirkung ist erstmal drittrangig. Antizipieren von Furys Abtauchbewegung und klares Scoring durch schnelle, nicht auf Power getrimmte mehrfache Aktionen. Der Sdunek-Stil ist zwar schon 10 Jahre her, aber er hatte den mal drin, und wenn er mit guten Sparringspartnern und einem brauchbaren Trainer den konsequent reaktiviert, sollte er nach einigen Wochen auch wieder zum Vorschein kommen. Mehr als drei Kämpfe muss er auch nicht mehr durchhalten, vom Verschleiss her ist das also kein Problem. Verliert er den Kampf wieder so sang- und klanglos weil er einfach nichts macht, ist die Karriere sowieso vorbei, und der Ruf ruiniert. Selbst eine KO-Niederlage nach einem guten Kampf wäre besser.
Da es aber eh nur noch ein paar Wochen Vorbereitung sind, muss er diese Schlüsse schon gezogen und das Training schon absolviert haben, sonst ist der Käse eh gegessen. Wenn er nichts im Training geändert hat, wird das ein Desaster, dann ist er aber auch komplett unbelehrbar.