Ich verstehe ja die Kritik, dass eine vergleichsweise qualitätsarme Viererkette in eine riskante Taktik geschickt wird. Aber aus meiner Sicht hat die Nationalelf über weite Strecken des Turniers attraktiven, erfolgversprechende Fußball gespielt. Wer das mit 2000-2004 vergleicht, kann diese Zeit nicht erlebt haben. Fast in allen Turnieren der Zeit 2006-2016 hatte man in der Vorrunde schwierige Situatiknen und schwache Spiele. Man denke etwa an Algerien 2014.
Nüchtern betrachtet ist man wie 2018 daran gescheitert, dass die Chancenverwertung zu schlecht war. Das hängt vielleicht auch an fehlender Abschlussqualität, aber aus meiner Sicht in erster Linie an Pech. Jetzt die ganze Philosophie über den Haufen schmeißen und - übertrieben gesagt - nach dem Motto hinten dicht und vorne hilft der liebe Gott auszubilden wäre ein großer Fehler.
Die Diskussion ist und wird natürlich sehr unsachlich und unangenehm. Alleine was Gottlob nach Abpfiff minutenlang daher geschwafelt hat. Wenn Spanien den Ausgleich gemacht hätte, würden Presse und auch viele hier im Forum euphorisch den Charakter der Mannschaft loben trotz brutaler Rückschläge das Weiterkommen gesichert zu haben. Mit dem dann offenen Tableau ins Halbfinale wäre sicher richtig Euphorie aufgekommen. Nun ist man enttäuscht (außer die „Kritiker“ von „aggressiver Queer-Politik“ „Moralaposteln“ & „Heuchelei“ - die suhlen sich im Erfolg). Da braucht man natürlich Sündenböcke. Egal ob Flick, die Spanier, die formachwachen Dortmunder, die NLZ. Da könnte man sicher mal eine Interessante wissenschaftliche Studie draus machen.
Ich bin sehr enttäuscht, aber optimistisch für die weitere Zukunft der Nationalmannschaft. Ich sehe auch, dass deutlich mehr Talente Jahr für Jahr hochkommen. Alleine Musiala, Moukoko, Havertz, Wirtz, Sane ist ein Talentlevel mit dem man in Zukunft offensiv bombenstark sein wird.