Natürlich liegt es in den Spielen selbst immer an Kleinigkeiten. Versenkt Müller bei der letzten EM seine 100%ige Konterchance gegen England, haben wir sehr gute Chancen aufs VF. Passieren die individuellen Fehler gegen Japan nicht und sorgt man dafür für den überfälligen 2:0 Vorsprung, wären wir im AF. Verliert Spanien nicht nach der HZ den Faden gegen Japan, wären wir es auch - und mit dem Gegner Marokko sogar mit ordentlicher Chance aufs VF.
Solche Momente, die übers Weiterkommen entscheiden können - eben Kleinigkeiten - passieren immer mal.
Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass eben auch einige elementare "Großigkeiten" seit Jahren nicht stimmen und eben die dafür sorgen, dass die Kleinigkeiten so viel Gewicht bekommen.
1. zu wenig Zielstrebigkeit in der Offensive. Einfach mal humorlos mit reingemurmelten Toren eine souveräne Führung herausspielen. Passiert seit Jahren nicht. Unsere Tore sind immer gut gemacht, schön herausgespielt: aber gegen gute Gegner schafft man das eben nur höchstens 2x in einem Spiel.
2. schlechtes Defensivverhalten ab der 6. Wir müssen eher offensiv und auf Ballebsitz spielen, weil unser Spielermaterial nunmal so ist. Aber dann muss man absichern, gut zurückarbeiten und hinten sicher stehen. Tun wir nicht. Wir bekommen seit Jahren ständig gleiche Gegentore, ob unter Löw oder Flick.
3. Das Team kann sehr schlecht mit Rückschlägen umgehen. Ein Gegentor in einem eigentlich kontrollierten Spiel sorgt immer für 15 Minuten völliges Chaos.
Das geht alles schon seit Jahren so. Gefühlt seit dem Jahreswechsel 2017/18, man fühlt sich wie in einer Zeitschleife.
Damals schien alles gut zu sein: amtierender WM, die Em danach war mit dem unglücklichen Aus im HF auch völlig ok. 2017 U21-Europameister und mit einem ganz jungen Team Confedcupsieger und 22 LS ohne Niederlage am Stück.
Und seitdem geht genaugenommen nichts mehr, jdf nicht, wenn es um was geht. Und schon seitdem haben wir die o.g. Probleme und bekommen sie nicht abgestellt.
Natürlich haben wir auch die diskutierten Positionsprobleme, die sind ja Folge von Fehlentwicklungen und Fehlern in der Ausbildung. Aber dazu kommen eben noch "Wankelmut" und die völlig abhanden gekommene bedingungslose Hingabe, die ein Turnierteam eben nunmal haben muss. Und das war nach meinem Erleben keine Entwicklung, sondern ein recht klarer Bruch, der zeitlich gut festzulegen ist. Der sicher keine Rolle mehr spielt, aber den Teamspirit, den es vorher über mehr als 10 Jahre gab, der kam bis jetzt nicht zurück.