„It‘s not meant to be“ hat Jabeur gestern nach dem Endspiel gemeint. Das trifft es ziemlich gut, denn Jabeur hat auch ihr zweites Endspiel auf WTA-Level verloren.
Gegen Sharma war das zu Beginn wieder wunderschönes, variables Tennis, dass wie aus einem Guss funktionierte. Sharma konnte eigentlich nur reagieren. Der erste Satz war eine klare Sache für Jabeur, aber auch schon gegen Ende von Satz 1 war im Spiel der Tunesierin eine leichte Abwärtstendenz zu erkennen. Es schlichen sich kleinere Ungenauigkeiten ein (Bälle knapp im Aus oder blieben an der Netzkante hängen) und teilweise hatte man das Gefühl, dass Jabeur selbst nicht genau wusste, was sie machen sollte. Diese beiden Aspekte verstärkten sich mit Fortdauer des Matches, Sharma gewann den zweiten Satz im Tie Break und der Entscheidungssatz wurde letztendlich eine klare Angelegenheit. Jabeur musste sich im dritten Satz noch an der Schulter behandeln lassen, schien mir aber nichts all zu ernstes gewesen zu sein.
Sharma gewann damit ihren ersten WTA-Titel. Sie ist die sechste Sieg-Debütantin in diesem Jahr und macht auch in der Weltrangliste wieder einen Sprung nahe an die Top 100.
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Die Qualifikation in Stuttgart darf man aus deutscher Sicht als tollen Erfolg bezeichnen: von den sechs Qualifikations-Spots im Hauptfeld werden nicht weniger als vier von DTB-Vertreterinnen besetzt, dazu ist auch noch Korpatsch als LL ins Hauptfeld gerutscht.
Für mich etwas überraschend setzte sich Nastasja Schunk deutlich gegen Noma Akugue durch. Von der 18-jährigen Linkshänderin habe ich selbst noch nicht all zu viel gesehen. Sie scheint, doch ziemlich die Offensive zu suchen, kommt dabei aber weniger über die Power, sondern mehr über die Präzision. Im Januar verlor sie gegen Pieri und gegen Tauson erst im dritten Satz, hat dort also schon einmal eine leise Kostprobe ihres Talentes abgegeben. Sie spielt heute Abend gegen Bencic, wo sie trotz der Sand-Defizite der Schweizerin natürlich krasse Aussenseiterin ist.
Die zweite grosse Überraschung war sicherlich Julia Middendorf, die sich sowohl gegen Fett wie auch gegen Korpatsch nach verlorenem Startsatz durchsetzen konnte. Sie hat sich noch kaum Sporen auf Profi-Level abverdient, ihr einziger Sieg ist einer Aufgabe ihrer Gegnerin zu verdanken. Bislang hat sie noch kein Ranking, aber dafür nun schon eine Teilnahme in einem WTA-Hauptfeld. Auch von ihr habe ich noch nicht all zu viele Eindrücke: gross gewachsen, bewegt sich dafür aber nicht schlecht. Eher schmächtig gebaut. Hat einen netten Zug im Spiel, der auf schnelleren Bedingungen wohl noch eher zur Geltung kommt. Hätte gerne gesehen, wie sie sich auf Bedingungen wie in Charleston schlägt. Die beste Siegquote hat sie deutlich auf Sand, wo sie aber auch mit Abstand am meisten Matches absolviert hat. Sie spielt, wie von
@Marius erwähnt, nun gegen Kontaveit.
Bei Barthel von einer Aufwärtstendenz zu reden, halte ich noch für etwas verfrüht. Die Leistungen sind immer noch relativ schwankend. Anfangs April hat sie gegen eine Grabher verloren, hat zuvor schon gegen die Weltnummer 790 (Sebastianna Scilipoti) einen Satz abgeben müssen. Aber gerade der Sieg gegen Gracheva ist ein Schritt in die richtige Richtung, ihr erster Top 100-Sieg seit Februar 2020 und erst ihr zweiter seit Mai 2019. Gegen Siegemund ist sie sicherlich nicht chancenlos, aber die Favoritenrolle liegt für mich relativ deutlich bei Laura.
Für Friedsam ist die Qualifikation nach einem bislang etwas verkorksten Jahr sicherlich ein schöner Erfolg. Nach den tollen Ergebnissen bis zum Corona-Break ich sie zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich schon in den Top 100 erwartet, nach der Wiederaufnahme klappte bei ihr aber nicht mehr all zu viel. Friedsam trifft nun auf Eikeri, die selbst aus der Qualifikation kommt. Da müsste es doch nun endlich wieder einmal zu einem Sieg reichen.
Petkovic trifft heute als WC-Empfängerin auf Sakkari, happiges Los. Korpatsch trifft auf Karolina Pliskova, sie ist wie gesagt als LL ins Hauptfeld gerutscht und wohl auch kaum ohne eine Chance. Kerber trifft auf Gorgodze, die in der Quali gegen Friedsam chancenlos war und auch als LL ins Feld gekommen ist. Mit Vögele ist auch eine zweite Schweizerin dabei. Nach überstandener Qualifikation (mit Siegen über Zaja und Gerlach) trifft sie nun auf Ostapenko.