Glücklicherweise kam ich damals nicht in den Genuss von speedclems legendärem Spoiler und so war ich gestern völlig unvorbelastet in...
The Wrestler
Randy "The Ram" Robinson ist alt geworden. Der einst hochgefeierte Wrestlingheld der 80er Jahre schlägt sich unter der Woche mit Hilfsarbeiterjobs durch, ehe er am Wochenende seinen maladen und geschundenen Körper im Ring weiter zugrunde richten lässt. Für diese und in diesen wenigen Minuten lebt er allerdings auf, spielt mit dem Publikum und erinnert keinen Deut an den ständig schnaufenden, abgerissenen alten Mann, der mit Trolley und behelfsmäßig zusammengetackerter Jacke zu den Kämpfen kommt. Als jedoch sein Körper dem jahrelang an ihm begangenen Schindluder Tribut zollt, merkt die Galionsfigur von einst, dass kaum noch mehr übrig geblieben ist, als ein einsamer alter Mann ohne echte Freunde und Familie.
Darren Aronofsky verschafft dem Zuschauer einen semidokumentarischen Einblick in die Wrestlingszene, abseits der auch hierzulande bekannten großen Ligen. Dazu bedient er sich Filmmaterials grober Körnung, vielen verwackelten Handkameraschüssen und einer Beleuchtung sowie Farbkorrektur, die, wenn man es nicht besser wüsste, eher auf die Verwendung von Video- denn auf 35mm-Film schließen lassen würden.
Eines fördert seinen Ansatz allerdings noch weitaus stärker: Er hält sich selbst absolut im Hintergrund. Anders als in all seinen vorherigen Filmen, gibt es keine stilistischen Effekte und Verfremdungen und auch die Musik bettet sich ganz unaufgeregt in den Hintergrund ein. Was den Freunden seines Schaffens zu Beginn wie die lang gefürchtete Abkehr vom experimentellen Kino, dem Sieg der Produzenten über den Künstler, vorkommt, fühlt sich im weiteren Verlauf des Films und auch noch einen Tag später gut und richtig an.
Denn nur so ist gewährleistet, dass das Hauptaugenmerk des Zuschauers auf dem eigentlichen Faustpfand des Films liegt - Mickey Rourke spielt den ehemals gefeierten, mittlerweile aber abgehalfterten Star nicht einfach nur, er ist es tatsächlich! Und so trägt er mit einer Prise selbstironischem Witz den konsequent erzählten Film in jeder Minute, allenfalls unterstützt von der ebenfalls starken Marisa Tomei, in der ähnlich angelegten Rolle einer allmählich verblassenden Tabledance-Schönheit.
"The Wrestler" legt es im Gegensatz zum überzeugend skizzierten Wrestlingsport nicht auf große Showeinlagen an, sondern darf als vielschichtiges Sportlerdrama mit stärken in der Rollenentwicklung der Charaktere verstanden werden.
8,5/10
Es hat sich zudem ausgezahlt, dass der Regisseur im Kampf gegen die Geldgeber nicht kleinbei gab und gegen ihren Willen auf Mickey Rourke und nicht den bereits vorgesehenen Nicolas Cage bestand. Dafür musste er dann aber auch eine drastische Kürzung des Budgets auf sechs Millionen Dollar in Kauf nehmen.