Zuletzt gesehene Filme - der Sammelthread!


Vash

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Dazu kann man aber gar nicht viel sagen, da es eine Kritik ist, der es an Substanz fehlt, vor allem bei der von Gr8 zitierten Passage. Welche anderen Stummfilme kennst du denn, um eine solche Aussage so selbstbewusst formulieren zu können? In diesem Fall schießt das auch ins Leere, da der Film doch überhaupt keine "tiefen Charaktere" entwickeln will. Es ist eine liebevolle Hommage an das Hollywood zur Zeit des entstehenden Tonfilms, ähnlich wie "Singin' in the Rain", nur ohne Ton und Musik. ;) Die Hauptfiguren sind als Charakter eher unwichtig, sie stehen vor allem beispielhaft für die endende Stummfilm- und die neu angebrochene Tonfilmzeit. Zudem ist der Film eine Komödie, und da kommt es doch auch im Tonfilm eher selten vor, dass "tiefe Charaktere entwickelt" werden. Wenn man sehen will, wie sowas im Stummfilm klappen kann, sollte man sich am besten Filme von Murnau ansehen, wie "Der letzte Mann" (da sogar ohne Zwischentitel) oder "Sunrise", dafür ist "The Artist" nun wirklich kein gutes Beispiel.

Zuallererst will ich mal sagen, dass das hier nur eine Kurzreview aus nicht mal 5 Sätzen war. Das Unklarheiten entstehen und die jeweiligen Zusammenhänge nicht klar sind, sollte darum auch klar sein. Deshalb sind das in erster Linie auch sehr subjektive Aussagen ohne jegliche Begründung.

Ich weiß sehr wohl, dass es eine Hommage ist, aber ich vergeb ungern Nostalgiepunkte, wenn mich das Werk einfach langweilt. Der Film ist auch keine reine Komödie. Dafür ist er auch viel zu düster und stellenweise auch depressiv. Somit ist er für mich mehr Liebesfilm als Komödie. Die Symbolik "Filmentwicklung" ist in der ersten Hälfte auch sehr schön ausgearbeitet, aber in der zweiten Hälfte liegt der Fokus auf der Hauptfigur. Und genau ab dann werden die Schwächen der Figuren immer auffälliger. Also wenn ein Film ab der zweiten Hälfte seinen Anspruch aufgibt und nur noch den Storyfaden verfolgt, braucht es für mich schon etwas mehr, als da geboten wurde. "Tiefe" Charaktere ist vielleicht das falsche Wort, aber ich hab deutlich mehr von 20min Before Sunrise als von 90 min The Artist.
 

Tuco

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Ich weiß sehr wohl, dass es eine Hommage ist, aber ich vergeb ungern Nostalgiepunkte, wenn mich das Werk einfach langweilt.

Klar, wenn ein Film mich langweilt, gebe ich auch nie hohe Punktzahlen. War hier aber absolut nicht der Fall, ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Bei den 8 Punkten ist aber durchaus ein Bonus für Mut und Originalität mit drin, für ein "Meisterwerk" halte ich den Film auch nicht, aber immerhin für besser als viele andere Oscargewinnerfilme (er gilt ja als Favorit).


Der Film ist auch keine reine Komödie. Dafür ist er auch viel zu düster und stellenweise auch depressiv. Somit ist er für mich mehr Liebesfilm als Komödie. Die Symbolik "Filmentwicklung" ist in der ersten Hälfte auch sehr schön ausgearbeitet, aber in der zweiten Hälfte liegt der Fokus auf der Hauptfigur. Und genau ab dann werden die Schwächen der Figuren immer auffälliger. Also wenn ein Film ab der zweiten Hälfte seinen Anspruch aufgibt und nur noch den Storyfaden verfolgt, braucht es für mich schon etwas mehr, als da geboten wurde. "Tiefe" Charaktere ist vielleicht das falsche Wort, aber ich hab deutlich mehr von 20min Before Sunrise als von 90 min The Artist.

Der Stummfilmstar muss eine Krise überstehen, insofern keine "reine" Komödie, das stimmt schon. Aber der Film hat ein klassisches Happy-End, und auch in den schweren Zeiten gibt es immer wieder lustigen Szene (etwa mit seinem Hund).
Bei imdb steht "Romance | Comedy | Drama", das passt ganz gut, denke ich. Für mich ist es am ehesten eine Komödie, aber das kann man sicherlich auch anders sehen.

"Before Sunrise" kenne ich nicht... ;)
 
G

Gast_481

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Der Albaner

Da in ein paar Jahren der Grossteil der schweizer Bevölkerung aus dieser Nationalität bestehen wird habe ich schonmal Recherche betrieben :D Spass beiseite. Ein junger Albaner schwängert seine Freundin, die von der eigenen Familie einem anderen Mann zur Ehe versprochen wurde, da dieser die Schulden der Familie übernehmen würde. Nun erwarten sie das von dem Jungen, der ihre Tochter geschwängert hat. Er geht daraufhin nach Deutschland, ohne Visum, Sprachkenntnisse u.ä. und versucht sich dort das Geld zu verdienen. Sehr interessante Verfilmung einer fiktiven Biographie, die zu Teilen wahrscheinlich auf einen Haufen der Emmigranten aus dem Balkanraum zutrifft. Der Hauptdarsteller spielt sehr gut, dazu auch in den Nebenrollen gute Leistungen (Stipe Erceg).

8/10



The Aviator

Nette Biographie eines interessanten Mannes. Gute schauspielerische Leistung DiCaprios. Handwerklich stark, besonders auch die Bilder bei den Flügen und Landungen. Auch die Nebenrollen stark besetzt. Doch mit der Zeit weist der Film einige Längen auf. Das ist vielleicht notwendig, um die krassen Gegensätze des Howard Hughes zu zeigen, wird aber in gewissen Sequenzen fast schon langweilig.


7,5/10



J. Edgar

DiCaprio wieder, auch wieder gut gespielt, allerdings fehlte mir wohl etwas viel Hintergrundwissen zur Geschichte des FBI. So hatte ich teilweise etwas Mühe zu folgen.

6,5/10

@Vash: Deine Aussage war doch, dass man Ton/Dialoge braucht, um eine interessante Geschichte zu erzählen und tiefe Charaktere zu vermitteln. So wie du das ausgesagt hast, kann man es doch nur gegen Stummfilme allgemein und nicht gegen The Artist alleine verstehen. Den selbst habe ich nicht gesehen und kann dazu nichts aussagen. Stummfilme mit interessanten Geschichten und tiefen Charakteren kenne ich aber haufenweise.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

KingCrunch

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Wieso werde ich hier beleidigt dafür, dass ich einen völlig Dialog-überlasteten Film wie "Before Sunrise" nicht mag? Dafür, dass ich die Dame aus dem Film nicht sonderlich attraktiv finde? Dafür, dass ich die Masche, wie Ethan Hawke sie aus dem Zug gekriegt hat, nicht sonderlich ansprechend finde?

Ist es so verboten, dieses Überwerk zu kritisieren?

Ich hab halt keinen Geschmack, I'm sorry...
 

Shakey Lo

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Wieso werde ich hier beleidigt dafür, dass ich einen völlig Dialog-überlasteten Film wie "Before Sunrise" nicht mag? Dafür, dass ich die Dame aus dem Film nicht sonderlich attraktiv finde? Dafür, dass ich die Masche, wie Ethan Hawke sie aus dem Zug gekriegt hat, nicht sonderlich ansprechend finde?
Wer beleidigt dich denn?

Ich persönlich finds seltsam, dass jemand überhaupt einen Film bewertet den er nicht einmal gesehen hat. Es scheint mir fast so, als ob du absichtlich eine heftige Reaktion erzielen wolltest und jetzt deine Rebellen-Rolle durchziehst, obwohl es dazu keinen Grund gibt ;)
Ist es so verboten, dieses Überwerk zu kritisieren?
Nicht unbedingt, aber deine Kritik lässt sich schon mit dem Anfang deiner Rezension sehr gut zusammenfassen:
Before Sunrise

Bla bla bla bla bla.
Ich hab halt keinen Geschmack, I'm sorry...
Ist doch schonmal ein Anfang :)
 

Shakey Lo

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Meinst du also, dass meine Kritik anders ausfallen könnte nach 100 Minuten dieses Films?
Ich meine einfach, dass man nichts bewerten muss was man nicht kennt. Ich bewerte ja schließlich auch keine HdR- oder Harry Potter-Filme (obwohl ich damit locker meinen Unmut über derartige Filme zur Schau stellen könnte), einfach weil ich sie gar nicht oder nur zum Teil gesehen habe.
 

wmpower2

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Dame, König, As, Spion

Der pensionierte Top-Spion George Smiley (Gary Oldman) wird 1973 überraschend wieder aktiviert: An der Spitze des britischen Secret Service gibt es einen Maulwurf, einen Spion im Dienste des sowjetischen KGB. Smiley soll ihn entlarven. Doch er bekommt keinen Zugang zu geheimen Unterlagen und darf niemandem erzählen, weshalb er zurückgekehrt ist. Fünf Geheimdienstler geraten in sein Visier. Aber wer ist der wahre Verräter, der den Geheimdienst unterwandert und das ganze Land in Gefahr bringt? Smiley bleiben nur sein Instinkt, sein Verstand und seine alten Freunde, um den Verräter zu finden. Ein lebensgefährlicher Auftrag.


langweilig:wall:
 

Timbo

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Doch, absolut. Nur mal kurz einige Punkte, weil gleich das Werderspiel beginnt:
verbitterte und emotional verkümmerte Hauptfigur, urbaner Schauplatz, unglücklich verlaufende Liebesgeschichte, düsterer Stil, der Held gerät in einen Strudel der Gewalt, von dem er nichts ahnte
Ich will jetzt keine Haare spalten oder zwanghaft meine Meinung vertreten, aber Ryan Goslings Figur ist doch alles andere als verbittert, sondern ein im Grunde klassischer Held, der auch gut in einen Western passen könnte...Klassische Noir Helden sind doch eher desinteressiert und/oder desillusioniert gegenüber der Gewalt, die Sie umgibt...

Davon ab hat die ganze lineare Geschichte doch überhaupt nichts mit dem genretypischen nebulösen Handlungsverlauf gemein, wo man analog zum Hauptcharakter langsam mehr und mehr die Hintergründe begreift...Hier gibt es kaum Hintergrund. Es ist wie es ist, und das ist dem Zuschauer schon von Beginn an klar...
 

Tuco

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Ich will jetzt keine Haare spalten oder zwanghaft meine Meinung vertreten, aber Ryan Goslings Figur ist doch alles andere als verbittert, sondern ein im Grunde klassischer Held, der auch gut in einen Western passen könnte...Klassische Noir Helden sind doch eher desinteressiert und/oder desillusioniert gegenüber der Gewalt, die Sie umgibt...

OK, das empfinde ich komplett anders. Diskussion bringt da auch nix, da es eben vor allem Interpretation ist - er sagt ja nicht viel, da muss man eben seine Mimik usw. deuten. Aber da finde ich deine Auslegung ehrlich gesagt ziemlich abwegig... ;)

Wobei es schon einen glasklaren Unterschied gibt zwischen ihm und etwa dem klassischen Western- oder Actionhelden:
Er erobert nicht nebenbei sämtliche Frauenherzen, sondern rutscht mehr oder weniger in eine äußerst komplizierte Beziehung, die auch keine echte Perspektive hat, auch wegen seines zurückhaltenden Verhaltens. Das spricht schon stark für einen verbitterten und zurückhaltenden Charakter, ein klassischer Held verhält sich in so einer Situation "etwas" anders.


Davon ab hat die ganze lineare Geschichte doch überhaupt nichts mit dem genretypischen nebulösen Handlungsverlauf gemein, wo man analog zum Hauptcharakter langsam mehr und mehr die Hintergründe begreift...Hier gibt es kaum Hintergrund. Es ist wie es ist, und das ist dem Zuschauer schon von Beginn an klar...

Dir war von Anfang an klar,
wie sich die Geschichte mit dem Ex-Mann der Mulligan-Figur entwickelt und in was Goslings Charakter da hineingezogen und wir er sich da verhalten wird?
Respekt, mir nicht.
 

Xanatos

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Ich will jetzt keine Haare spalten oder zwanghaft meine Meinung vertreten, aber Ryan Goslings Figur ist doch alles andere als verbittert, sondern ein im Grunde klassischer Held, der auch gut in einen Western passen könnte...Klassische Noir Helden sind doch eher desinteressiert und/oder desillusioniert gegenüber der Gewalt, die Sie umgibt...
Bitte, was? Habe mir gestern den Film angeguckt, und Gosling ist ja mal der Prototyp für einen verbitterten, desillusionierten "Held". Schließe mich da Tuco an, finde das ziemlich abwegig. Auch wenn du natürlich ein Recht hast, den Film zu interpretieren wie du willst ;)

Davon ab hat die ganze lineare Geschichte doch überhaupt nichts mit dem genretypischen nebulösen Handlungsverlauf gemein, wo man analog zum Hauptcharakter langsam mehr und mehr die Hintergründe begreift...Hier gibt es kaum Hintergrund. Es ist wie es ist, und das ist dem Zuschauer schon von Beginn an klar...

Mh, die Story ansich hat mich auch nicht umgehauen, aber das ist imo auch nicht der Ziel des Filmes. Aber klar war für mich auch nicht wirklich alles gleich.

Insgesamt 9/10, da mit kleinen Längen und Schwächen.
 

bigdog8

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(still) shiny blue ball
Yepp! Drive bekommt von mir eine9/10, da mich zwei Makel etwas störten. Die Bluray ist allerdings erste Sahne :smoke:

P.S: Tolle Rezension, R.W.jr.. Diese kann ich nun (beinahe) unterschreiben.
 

liberalmente

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Weiter oben wurde, sicherlich unabsichtlich, ein Spoiler (in weiß) zitiert, so dass er klar lesbar wurde. Könnte man das bitte umändern?
 
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Gast_481

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Bitte, was? Habe mir gestern den Film angeguckt, und Gosling ist ja mal der Prototyp für einen verbitterten, desillusionierten "Held". Schließe mich da Tuco an, finde das ziemlich abwegig. Auch wenn du natürlich ein Recht hast, den Film zu interpretieren wie du willst ;)

Ich schliesse mich eher Timbo an. Desillusioniert und verbittert ist für mich aber auch nicht das selbe. Auf mich wirkte der Charakter nicht verbittert, speziell wenn man ihn mit anderen Charakteren anderer Noir/Neo-Noir Filme vergleicht. Wo ich auch eher auf Tucos Linie bin ist die Story. Zu erwarten war das Ganze so sicherlich nicht.
 

Timbo

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Also erstmal Fische ich hier ja auch etwas auf dem trockenen, da mir immer noch keiner erklärt hat, was ein Neo Noir überhaupt ist, idealerweise mit einigen Beispielen...

Wenn es einfach nur ein neuer Film des Genres ist, gut, dann ist der einzige Vergleich den ich da hinzuziehen kann, sowas wie L.A. Confidential, der ja als recht klassischer Vertreter der Sparte gelten kann...Und ich würde nie auf die Idee kommen, diesen Film mit Drive in eine Schublade zu stecken, Qualität mal ganz aussen vor.

Klar ist mir auch nicht der komplette Film von vornherein bekannt gewesen, da nehmt ihr mich etwas zu wörtlich, aber klassisch für das Noir Genre ist doch, daß zu Beginn erstmal Fragen aufgeworfen werden, der Betrachter im Dunkeln tappt und nur langsam Licht ins Dunkle kommt. Das der Driver nicht einfach ins Happy End fährt, konnte man doch wirklich etwas erahnen. Alles weitere spielte sich meiner Meinung nach eben etwas zu schnörkellos und linear ab. Es gab keine große Enthüllung, keine große Verschwörung oder weiss der Kuckuck was....Die Geschichte wurde halt einfach straight erzählt, was ja auch völlig ok ist, aber eben untypisch für das Genre.

Sicherlich ist das mit der Wahrnehmung von Goslings Charakter Auslegung, aber ich empfand ihn eben eher als stoischen, selbstlosen Helden mit viel Mitgefühl und Gerechtigkeitssinn, was mich eher an einen Western erinnerte...Der Charakter ist für mich ausnahmslos gut.
 

mariofour

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Wherever, Dude...
Verbitterung kann ich alleine deswegen schon nicht erkennen, weil
er nicht nur in Kauf nimmt, dass ein männlicher Rivale auf den Plan tritt, sondern er diesen aus freien Stücken sogar noch unterstützt, damit dieser sein Leben wieder in Ordnung bringt. Das wiederum bedeutet, dass er (Gosling) - sofern der Plan aufgeht - keine Chance mehr darauf hat, an der Seite seiner Herzdame glücklich zu werden. Verbittert finde ich das ganz und gar nicht. Desillusioniert - meinetwegen, das könnte man da reininterpretieren, auch wenn es nicht meine Assoziation war, während ich den Film sah.
 

R.w.jr.

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@ Timbo

Drive dem Neo Noir zu zuordnen ist allein deshalb schwierig, da sich viele Filmhistoriker -kritiker weigern dieses Genre überhaupt anzuerkennen. Um niemanden auf die Füße zu treten, schrieb ich deshalb auch von noiresken Motiven, obwohl man, wenn man denn dieses Subgenre Neo Noir aktzeptiert, Drive durchaus dazu zählen kann. Der bekannteste Neo Noir steht noch nicht mal in der Wiki-Beschreibung, ist aber eindeutig einer: Blade Runner. Warum Neo? Neo heißt neu, dabei geht es im Prinzip darum, Elemente bzw. Kriterien des Klassischen Film Noirs wieder zu beleben oder sie neu zu interpretieren. Der Runner wäre wahrscheinlich ein klassischer Film Noir würde er aus dem Jarh 1945 stammen. Da er aber diese engere Definition des Film Noirs nicht erfüllt sehe ich ihn als Neo Noir. Bin aber sicher, dass KronosVD mir da zu 100% widersprechen wird. Und genau da gehts doch schon los.

Selbst die allgemeine Definition von Noir Filmen ist doch so unpräzise. Für viele muss ein Noir Film einer historischen Ära entstammen. Für Andere ist es eher der visuelle Still (Low Key Beleuchtung, Schattenbilder, Schwarz Weiß, Weitwinkel bzw. verzerrte Perspektiven etc.). Vielen ist eher die Erzähltechnik (Rückblenden, Offstimmen) oder eben die Charakterzeichnung wichtig.

Die aktuelle Diskussion reduziert mir den Noir Film zu sehr auf die klassische Definition des Hauptcharakters (verbittert, desillusioniert, am besten noch Kriegsveteran). Natürlich entspricht der Driver dem nicht. Aber auch in seinem Charakter finden sich Anleihen aus dem Noir-Filmen. Aber jetzt in weiß...


Zunächst einmal ist wenig über ihn bekannt, seine Vergangenheit, seine Zukunft, seine Motive sind ungewiss. Der Charakter lebt dahin. Seine kurzfristigen Vorhaben sind zwar streng durchstrukturiert, er hat für seine Fahrten einen klaren Plan, es gibt klare Regeln. Langfristig gibt es aber zunächst nichts was seinem Leben einen Sinn tieferen Sinn gibt. Er lebt alleine in einer karg möblierten Wohnung. Er wirkt verschlossen, pessimistisch, schwermütig (Intro Szene--> kommt nach Hause, sieht denTisch mit seinen elektronisch, mechanischen Bastellkram, dreht sich um und fährt stattdessen wieder lieber alleine durch die Stadt).

Drive bedient sich teilweise auch visuellen und akkustischen Noirmotiven. Man darf nicht nicht vergessen, dass das Noir in Noir vor Allem für das bedrohliche Dunkel steht, dass wie ein Damokles-Schwert über dem Protagonisten und anderen Charakteren pendelt. Akkustisch wird das in diesem Film in erster Linie über den omnipräsenten Klangteppich vermittelt. Dazu die Kameraperspektiven aus Bodennähe und aus der Sicht des Protagonisten sowie Nachtpanoramen des Träume fressenden L.A (im Film sind eigentlich alle wichtigen Charaktere gemessen an ihren Erwartungen irgendwie gescheitert: Shannon hat es nie zu mehr als einen Werkstattbesitzer geschafft, Nino und Bernie scheinen auf der Gangsterkarriereleiter festzuhängen, Irene ist alleinerziehende Mutter, ihr Mann sitzt im Knast und der Driver selbst scheint auch Einiges hinter sich zu haben.)

Zu der pessimistischen Grundstimmung stolpert der Driver immer weiter in diesen Strudel aus Gewalt und Verrat (Shannon-Bernie-Nino-Konstellation). Dazu die moralische Zwickmühle: er will/ möchte/ muss (moralisch) einem Mann helfen, damit dieser wieder zu der Frau findet, die er eigentlich liebt und die das Einzige ist, was seinem Leben endlich wieder einen Sinn gibt.


Ich halte es so: Als Neo Noir bezeichne ich einen Film, der sich stilprägent Motiven des Film Noir bedient oder diese neu interpretiert. Drive tut genau dies.
 
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R.w.jr.

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Danke dir, für mich ein sehr erhellender Beitrag. Mir liegen Genre-Definitionen meist nicht so.

Ist in meinen Augen auch nur Spielerei. Sarkastisch formuliert hilft aber Sachen schnell in eine Schublade zu bekommen und diese geknüpft an Maßstäben und Erwartung zu bewerten. Gerade bei Musik finde ich das ganz fürchterlich. Wie vieles Heavy-Metalstile gibt es gleich?
 
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AlmostBig

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The Experiment

Das US-Remake mit Adrien Brody und Forest Whittaker. Die Schauspieler sind allesamt gut bis sehr gut, aber der Film reicht zu keiner Zeit an das deutsche Original ran.

5 / 10

Hugo Cabret

Bombig. Top-Stimmung ab Minute 1. 3D nervt mich mittlerweile nur noch, aber Hugo Cabret (oder der Scorsese) zeigt, dass man mit der 3D Brille noch tiefer in eine ohnehin schon sehr guten Film tauchen kann.

9 / 10 - werd ihn mir noch mal auf DVD anschauen und dann überlegen, die Wertung noch weiter anzuheben.
 
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