Wegen der Nachfrage:
Ghostbusters (2016)
Hab mir den mit ein paar Kumpels reingezogen. Vor allem aufgrund der Neugier, ob der Streifen wirklich so mies ist, wie viele behaupten.
Bin in dieser Hinsicht aber eher enttäuscht worden. Ghostbusters ist nicht gut - eigentlich nicht mal mittelmäßig. Aber dieses Super-Schlechtester-Film-Aller-Zeiten-Gelaber ist einfach völlig übertrieben. Ich behaupte: Würde niemand das Original kennen, wäre der neue Ghostbusters die Kategorie Film, die man sich an einem lauen DVD-Abend als Guilty Pleasure reinzieht und den man am nächsten Tag wieder vergessen hat, weil er so belanglos war. Ghostbusters ist nichts besonderes. Aber Filme, die nichts besonderes sind, rufen in der Regel im schlimmsten Fall ein gelangweiltes Achselzucken hervor - deshalb ist der Hass auf GB schon seltsam. Meine subjektive Vermutung: Auch wenn alle abstreiten, dass der Shitstorm etwas mit der weiblichen Besetzung zu tun hat - die Diskussion um die Qualität des Films wäre nicht halb so verbissen geführt worden, wenn Chris Pratt, Robert Downey Jr., Dwayne Johnson und James Franco statt der vier Frauen in den Hauptrollen gesteckt hätten.
Die größten Vorwürfe sind ja:
Der Film vergewaltigt meine schönen Erinnerung an den Original-Ghostbusters
Richtig ist, dass der schrille Ton, den GB 2016 anschlägt, mit dem Original nichts mehr zu tun hat. Trotzdem kann ich die Kritik nicht so recht nachvollziehen. Dieser Alien versus Predator Mist, der vor ein paar Jahren aufgekommen ist, macht mir ja auch nicht meine Erinnerung an die ersten beiden Alien Teile kaputt. Terminator 1 und 2 werden durch die Forstsetzungen genauso wenig zu schlechteren Filmen wie Stirb langsam oder der Weiße Hai. Und auch Ghostbusters 2 von 1989 (auf den Bill Murray schon gar keinen Bock mehr hatte) fand ich persönlich nicht mehr gut. Aber wie und warum sollte das für mich Teil 1 negativ beeinträchtigen?
Der Film ist flach und die Gags sind platt.
Das ist richtig und das kann man kritisieren. Diesen lauten, krawalligen Humor mit Pipi-Kaka Zusatz darf man durchaus blöd finden. Was man nicht darf (zumindest wenn man nicht mit zweierlei Maß messen will), ist aber, im Falle von GB die Niveaulosigkeit anzuprangern, sich dann aber bei Adam Sandler Filmen oder Machwerken der Wayans Brüder köstlich zu beömmeln. Die muss man dann konsequenterweise genauso erbarmungslos in die Tonne treten wie Ghostbusters.Tut man das nicht - sollte man sich vielleicht die Frage stellen, warum.
Meine größten Probleme mit Ghostbusters 2016:
1. Er macht nichts aus seinem Cast. Kate McKinnon, Kristen Wiig und mit Abstrichen Leslie Jones sind wahnsinnig talentierte und komische Frauen. In Ghostbusters kämpfen sie aber mit einem ideenlosen Drehbuch und ausgelutschten Kalauern, die ihre Holzschnitt-Charaktere aufsagen müssen. McKinnons Charakter ist der einzige, der positiv raussticht. Der ist zwar etwas zu bemüht auf "schräg" getrimmt, bringt aber wenigstens ein bisschen Farbe in das trostlose Einerlei.
2. Der Ton des Films ist irritierend wechselhaft. Was will Ghostbusters eigentlich sein? Der Beginn ist noch recht klassisch angelegt. GB fängt an, wie eine dieser familienfreundlichen Gruselkomödien, die das Universum, das sie etablieren, trotz ihres augenzwinkernden Ansatzes durchaus ernst nehmen. Aber schon nach kurzer Zeit driftet der Film in eine vollkommen alberne Klamotte ab. Mit grotesken Szenen und hahnebüchenen Blödeleien, die genauso auch in Spoof-Reihen wie Scary Movie auftauchen könnten (zum Beispiel die Pringles- oder Tanz-Szene...). Dass Ghostbusters 2016 nicht den gleichen Ton wählt wie das Original und eine eher junge Zielgruppe anspricht, ist ja kein Problem. Aber hier ist irgendwann alles so over the top, dass der Film den Kosmos einreißt, den er zu Beginn selbst etabliert hat. Meinen persönlichen Geschmack trifft der rabaukige Stil nicht. Ich brauche kein Festival des subtilen Humors, aber das, was GB anbietet, ist für mich einfach zu sehr Holzhammer, beziehungsweise Glibber. Imo macht sich der Film dadurch auch die eine oder andere gute Idee kaputt. Dass es mit Chris Hemsworth zum Beispiel ein männliches Äquivalent zur Janine aus dem Original gibt, ist ein netter Einfall. Es hätte nun gereicht, den Charakter als naiven, vertrottelten Schönling zu zeichnen. Bei Ghostbusters ist er aber - man kann es nicht anders sagen - geistig behindert. Er kann das Telefon nicht bedienen, er kann nicht richtig laufen... Ghostbusters 2016 ist keine Grusel-Komödie, sondern Slapstick, bei dem die Gruselelemente nur noch als Zierde, als Fassade dienen. Nichts bei Ghostbusters ist ernst und folglich steht auch nichts wirklich auf dem Spiel. Zur Erklärung: Am Ende gehen bei GB ganze Hochhaus-Zeilen zu Bruch. Leute sterben (auch wenn man sie nicht sieht). Der Body Count ist vielfach höher als beim Original. Aber der Ton des Films bleibt albern. Alles ist belanglos, es gibt kein Gefühl der Dringlichkeit. Es geht um nichts. Alles ist nur ein Witz. Das tut GB nicht gut und es ist für den Zuschauer irritierend, weil die Exposition etwas anderes erwarten lässt.
3. Der Film ist inhaltlich einfallslos und kopiert im Grundsatz nur die Story des ersten Ghostbusters. Und es ist mir völlig egal, ob das irgendwer mit Worten wie Soft Reboot, Origin Story oder Hommage schönreden will. (Inhaltlich) den selben Brei einfach nochmal zusammenzurühren und keine eigene Zutat dazuzugeben, ist einfach faul und einfallslos.
4. Der CGI Overkill nervt.
Fazit: Ghostbusters ist ein harmloser, belangloser Film. Wie so viele geistlose (haha) Blockbuster vor ihm. Was ihn so "besonders schlecht" macht, dass er diesen Shitstorm verdient hat, kann ich mir zwar denken, aber natürlich nicht beweisen. Und es würde sowieso vehement abgestritten.
Meinung:
Ist bei dem Gehate um den Film ein ordentlicher Schuss Misogynie im Spiel? Ja, da bin ich mir ziemlich sicher.
Ist Ghostbusters 2016 deshalb ein guter Film? Nee.
04/10