Es (2017)
Hat mir insgesamt gut gefallen.
Dass man sich ziemlich weit von der Buchvorlage entfernt hat, fand ich im Grunde nicht schlimm. Die Erzählstränge des Romans fasern mitunter weit aus und mäandern auch mal 20 Seiten (scheinbar) ziellos umher. Dass man da den Rotstift angesetzt hat, fand ich konsequent. Die Kindersex-Szene der Vorlage brauch ich ebenfalls nicht. Auch wenn King die ja lange künstlerisch verteidigt hat. Dass man aber die komplette Hintergrundgeschichte von "Es" ignoriert, fand ich nicht so berauschend. So wirkt das Böse hier doch ein wenig blass, banal und austauschbar. Ich kann schon nachvollziehen, dass man das ganze Ritual von Chüd, die Deadlights und die Entstehung des Universums rausgekickt hat, um den Film kompakter und weniger abgedreht (Die kosmische Schildkröte hat WAS ausgekotzt?) wirken zu lassen. Auf der anderen Seite waren diese Dinge in der Vorlage schon richtig elementar... weiß nicht so recht, wie ich das finden soll.
Dass man die "Ängste" zeitgemäß angepasst hat, war in Ordnung. Ein Werwolf oder Frankensteins Monster wirken heute abgedroschen, vielleicht sogar albern. Das Setting zeitlich zu verlegen fand ich ok. Trotz des vielen Lobs für Bill Skarsgard hat mich Pennywise ein bisschen gestört. Tim Curry hat da im 90er Film eine nette Ambivalenz zwischen dem lustigen Clown mit den glänzenden Augen und dem unfassbar Bösen hinbekommen. Der neue Pennywise ist von Beginn an 100 Prozent Monster. Auch mit diesen Barock (?) kostümen bin ich nicht warmgeworden. Das ist aber ein persönliches Ding. Mein 14-Jähriges Ich hat die äußere Erscheinung von Pennywise beim Lesen als klassischen 50er Jahre Clown abgespeichert, der zunächst gar nicht auffällt und bei dem man erst auf den zweiten oder dritten Blick erkennt, dass etwas nicht stimmt.
Ich mochte beim neuen Es das 80er Jahre Setting, die stimmungsvolle Inszenierung und die ganze Atmosphäre. Der Horror war ok, aber FSK-16-gemäß ein bisschen zahm. Ein paar Jumpscares weniger, dafür mehr echten Horror hätte ich nett gefunden. Der Kindercast macht das gut. Gerade Sophia Lillis ist ne coole Entdeckung. Ausdrucksstarkes Gesicht, ordentliches Schauspiel. Die "Erwachsenen" haben der Vorlage gemäß undankbare, eindimensionale Rollen und holen raus, was geht.
Fans der Vorlage werden ein bisschen Bauchweh haben, dass da wirklich rabiat an dem Stoff geschnibbelt worden ist, damit "Es-Neulinge" nicht nur Bahnhof verstehen. Aber auch Es-Veteranen kommen imo auf ihre Kosten.
7,5/10