Mich ödet diese Generalkritik a la "Braucht es all diese Remake / Reboots / Franchise" Filme denn wirklich?" nur noch an. Geht ja jetzt seit gefühlt 10 Jahren so. Es braucht vor allem gute Filme, die inhaltlich und künstlerisch mehr zu bieten haben als etwa Transformers oder Fluch der Karibik Teil 2 bis 6 (?). Originalität ist da für mich zweitrangig.
Generell will ich dem auch nicht widersprechen. Der Knackpunkt (und Grund meines vorherigen Postings): Gute Filme sind in dem Kontext nicht mehr Voraussetzung für kommerziellen Erfolg, sondern mittlerweile ein Nebenprodukt. Die Star Wars Franchise und Superhelden-Film XY haben einen derartigen Hype, dass ein Verlust eigentlich kaum noch möglich ist. Heraus kommt dann eine Kinolandschaft, wie sie im Artikel der Süddeutschen angesprochen wird. Dabei läge es doch am Publikum auch mal zu sagen: Der Film wurde verkackt, den lassen wir an der Kinokasse durchrasseln. Aber das passiert einfach in der Form nicht mehr.
Für jemanden, der die Genres bevorzugt, mag das vielleicht nicht ganz so dramatisch sein. Für jemanden wie mich (der sich nicht auf Teufel komm raus gegen solche Blockbuster wehrt, aber lieber andere Filme im Kino sieht) ist es einfach ärgerlich, weil das Kinoprogramm in meiner Heimatstadt einfach nicht mehr ausgewogen ist. Bei Filmen wie z.B. Black Swan muss ich dann schon in größere Städte ausweichen, weil sowas hier einfach keine Chance mehr auf nen Run hat und dementsprechend auch weniger bis gar nicht mehr beworben wird.
Und ehrlich gesagt habe ich den Eindruck, dass es zuletzt sogar bergauf ging. Die neuen Star Wars Filme überragen die Prequels um Längen, Spider Man Homecoming war der beste Spiderman aller Zeiten, Deadpol und Logan bringen durch gute Scripte und FSK 18 Zulassung frischen Wind in den Comic-Einheitsbrei. Ein Regisseur wie Taika Waititi darf seine Version eines Thor Films in die Kinos bringen, Tarantino vielleicht Star Trek....
Bei Star Wars bin ich kritiktechnisch sowieso raus, da ging es mir nur darum diesen Widerspruch aufzugreifen, dass man Filme mehrmals schaut obwohl sie einen offenbar nicht überzeugt haben. Das sorgt dann wiederum für diesen Zufallseffekt, den ich oben beschrieben habe: Guter Film maybe, aber ist eigentlich auch nicht so wichtig für den Erfolg.
Deadpool finde ich eine große und auch gelungene Ausnahme in diesem Einheitsbrei, das muss und will ich auch lobenswerterweise herausstellen. War auch (wenn ich mich richtig entsinne) ein Herzensprojekt von Ryan Reynolds, ohne dessen Hartnäckigkeit so ein Projekt wohl auch kaum zustande kommen würde. Produzenten sagen doch an so einer Stelle eher: Oh ja, schön und gut, Deadpool ist so ein Frecher, aber das mit dem FSK18 sollte man doch eventuell nochmal überdenken. Das schränkt den Markt unnötig ein...
Das mit Thor fand ich im Zuge der Werbetour durch diverse Talkshows übrigens auch ziemlich amüsant, da Chris Hemsworth ja mehr oder weniger unverblümt zugegeben hat, dass er von seiner Filmfigur ziemlich genervt war und unbedingt etwas verändern wollte. Heraus kommt dann wohl tatsächlich ein etwas besserer Superhelden-Film, den ich mir im Fernsehen sicherlich mal anschauen werde. Aber auch hier hab ich den Eindruck, dass der Antrieb zur Veränderung eher von innen heraus kam, und nicht von cineastischen Hollywood-Produzenten angestoßen wurde. Wenn man als Darsteller und / oder Regisseur so einen Einfluss geltend machen kann: Sehr schön, bin ich immer dafür. Aber auch hier verweise ich nochmal auf die Süddeutsche - diesen Einfluss hat längst nicht (mehr) jeder.
Das der Zuschauer auch nicht "alles mit sich machen" lässt sieht man an den Mißerfolgen der DC Filme, der Höhepunkt bzw. der größte monetäre Verlust nun wohl mit Justice League. Auch das geplante "Dark Universum" mit "Der Mumie" als Startpunkt scheint vor dem Aus, die lieblose "Dark Tower" Verfilmung ging auch finanziell in die Hose.
Wenn wir hier über angebliche Flops und Verluste sprechen muss man das doch alles erstmal etwas relativieren: Soweit ich das jetzt aus Eigenrecherche herauslesen konnte war keiner der aufgeführten Beispiele ein Minusgeschäft, selbst "Die Mumie" nicht (ob der Film jetzt wirklich "schlechter" sein soll als beispielsweise die Transformers-Franchise wag ich an der Stelle übrigens auch mal zu bezweifeln). Das heißt ja dann eigentlich, dass selbst die als Flops geltenden Filme im eigentlichen Sinne nicht "durchfallen", sondern schlimmstenfalls keinen so großen Gewinn wie vergleichbare Streifen einfahren. Somit sind diese Genres ja immer noch ein verdammt sicheres Investment, und dann versucht man eben die nächste vergleichbare Geschichte oder das nächste Reboot, weil das alles immer noch besser ist als eine größere Diversität auf dem großen Kinomarkt anzustreben. Weil einen "Mißerfolg" mit knapp 640 Mio $ Einnahmen bei der Justice League nimmt man dann doch immer noch mit, bevor man mal wirklich etwas anderes ausprobiert.
Zumal originelle Filme doch nicht aussterben, ganz im Gegenteil. Ich würde behaupten es werden mehr Filme veröffentlicht als je zuvor, der Großteil davon ohne bekannte "Marke" als Basis. Okay, sie beherrschen nicht die Top 10 der Box-Office Einnahmen, was ich natürlich auch bei einzelnen Regisseuren wie etwa Edgar Wright oder Damien Chazelle total abfeiern würde, aber ist das aus Zuschauersicht nicht ziemlich egal im Endeffekt?
Da ich ja explizit den kommerziellen Kinomarkt anspreche (dessen Diversität nun wirklich konstant abnimmt) habe ich es ja auch niemals bestritten. Ja, diese Filme gibt es und wird es vermutlich auch immer geben, aber unabhängige Filmemacher beklagen ja nicht völlig grundlos, dass es schwieriger geworden ist solche Filme finanziert zu bekommen. Sie werden auch weniger beworben und verschwinden demzufolge auch immer mehr an den Rand der Gesellschaft... um nochmals auf meine Situation zu sprechen zu kommen: Will ich in einen guten (Nicht-Superhelden-)Film gehen, bin ich immer mehr gezwungen, auf andere Städte wie z.B. Stuttgart auszuweichen. Das ist ein ziemlicher Aufwand, und außerdem wird es auch zunehmend schwieriger, andere Leute aus meinem Umfeld für so einen Kinobesuch zu begeistern. Das kann einem egal sein, mir ist es das eben nicht.