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The Death of Stalin
Groß, ganz groß. Ich hoffe, dass der Film für die diesjährigen Oscars zu spät in den USA veröffentlicht wurde und nicht einfach übergangen wurde. Steve Buscemi hat sich eine Nominierung als bester Hauptdarsteller absolut verdient, aus meiner Sicht. Iannucci vermischt hier seinen satirischen Stil und den überragenden Punchlines (bekannt aus The Thick of It und Veep) mit Elementen der Coen-Brüder (die Charakterzeichnung hätten die beiden nicht schräger [und besser] hinbekommen) und mMn auch Tarantino (die Gewaltexzesse und der lakonische Umgang mit Gewalt könnten aus einem Tarantino Film stammen).
Vorwürfe, der Film würde den Stalinismus verharmlosen, kann ich nicht ernst nehmen. Die Verbrechen werden gezeigt. Da wird beim besten Willen nichts verharmlost. Natürlich nimmt sich Iannucci künstlerische Freiheiten - er dreht eine Satire, keinen Historienfilm oder eine Biografie. Aber die Kernelemente der stalinistischen Gesellschaft werden allesamt aufgegriffen und verarbeitet. Wer den Film sieht und sich denkt: "Mensch, muss lustig gewesen sein, 1953 in der Sowjetunion gelebt zu haben", der hat ernsthafte Probleme und versteht den Film schlichtweg nicht.
Es liegt in der Natur der Handlung des Films, dass Stalin relativ schnell stirbt. Das ist, genau genommen, echt schade, weil Stalin einfach einen großartigen Bösewicht für einen Film darstellt. Absolute, totale Macht, in den Köpfen aller Beteiligten, kombiniert mit der Paranoia und dem Sadismus Stalins - das gibt, künstlerisch, sehr viel her und Iannucci nützt das voll aus - solange er es eben kann. Auch als Stalin schon (eigentlich) tot ist traut sich kaum jemand, offen zu sprechen, weil die Angst noch zu sehr in den Köpfen ist. Und die Angst überträgt sich auf den Zuschauer, auch wenn es natürlich immer wieder aufgelockert wird, durch schlichtweg skurrile Szenen.
Mit Beria, ebenfalls einem sehr gelungenen Charakter, behält Iannucci auch weiterhin einige Elemente von Stalin in der Handlung. Und ja, Beria ist wohl überzeichnet (wie sehr müssen Historiker bewerten), aber auch hier gilt mMn wieder: die Kernelemente seines Charakters werden eingefangen, wie bei Chruschtschow (Buscemi). Und natürlich spielen die beiden dann für den Zuschauer eine gewisse Rolle, aber diese künstlerische Freiheit muss man einem Regisseur dann mMn auch zugestehen, wenn er eine Satire dreht.
Ich würde ein Prequel "The Death of Lenin" komplett abfeiern. Der Stil von Death of Stalin vermischt mit dem Duell Stalin vs. Trotzki (der mMn auch großes Potential in diesem Setting hätte) um die (totale) Macht könnte episch werden. Aber keine Ahnung, ob das auch nur ansatzweise angedacht oder möglich wäre.
9,5/10
mit dem Potential auf 10/10 nach der Zweitsichtung.
Groß, ganz groß. Ich hoffe, dass der Film für die diesjährigen Oscars zu spät in den USA veröffentlicht wurde und nicht einfach übergangen wurde. Steve Buscemi hat sich eine Nominierung als bester Hauptdarsteller absolut verdient, aus meiner Sicht. Iannucci vermischt hier seinen satirischen Stil und den überragenden Punchlines (bekannt aus The Thick of It und Veep) mit Elementen der Coen-Brüder (die Charakterzeichnung hätten die beiden nicht schräger [und besser] hinbekommen) und mMn auch Tarantino (die Gewaltexzesse und der lakonische Umgang mit Gewalt könnten aus einem Tarantino Film stammen).
Vorwürfe, der Film würde den Stalinismus verharmlosen, kann ich nicht ernst nehmen. Die Verbrechen werden gezeigt. Da wird beim besten Willen nichts verharmlost. Natürlich nimmt sich Iannucci künstlerische Freiheiten - er dreht eine Satire, keinen Historienfilm oder eine Biografie. Aber die Kernelemente der stalinistischen Gesellschaft werden allesamt aufgegriffen und verarbeitet. Wer den Film sieht und sich denkt: "Mensch, muss lustig gewesen sein, 1953 in der Sowjetunion gelebt zu haben", der hat ernsthafte Probleme und versteht den Film schlichtweg nicht.
Es liegt in der Natur der Handlung des Films, dass Stalin relativ schnell stirbt. Das ist, genau genommen, echt schade, weil Stalin einfach einen großartigen Bösewicht für einen Film darstellt. Absolute, totale Macht, in den Köpfen aller Beteiligten, kombiniert mit der Paranoia und dem Sadismus Stalins - das gibt, künstlerisch, sehr viel her und Iannucci nützt das voll aus - solange er es eben kann. Auch als Stalin schon (eigentlich) tot ist traut sich kaum jemand, offen zu sprechen, weil die Angst noch zu sehr in den Köpfen ist. Und die Angst überträgt sich auf den Zuschauer, auch wenn es natürlich immer wieder aufgelockert wird, durch schlichtweg skurrile Szenen.
Mit Beria, ebenfalls einem sehr gelungenen Charakter, behält Iannucci auch weiterhin einige Elemente von Stalin in der Handlung. Und ja, Beria ist wohl überzeichnet (wie sehr müssen Historiker bewerten), aber auch hier gilt mMn wieder: die Kernelemente seines Charakters werden eingefangen, wie bei Chruschtschow (Buscemi). Und natürlich spielen die beiden dann für den Zuschauer eine gewisse Rolle, aber diese künstlerische Freiheit muss man einem Regisseur dann mMn auch zugestehen, wenn er eine Satire dreht.
Ich würde ein Prequel "The Death of Lenin" komplett abfeiern. Der Stil von Death of Stalin vermischt mit dem Duell Stalin vs. Trotzki (der mMn auch großes Potential in diesem Setting hätte) um die (totale) Macht könnte episch werden. Aber keine Ahnung, ob das auch nur ansatzweise angedacht oder möglich wäre.
9,5/10
mit dem Potential auf 10/10 nach der Zweitsichtung.