Ich war schwer enttäuscht von
Bohemian Rhapsody. Mir fehlt da völlig die kritische Distanz zu den drei Bandmitgliedern. Das hat was von PR. Generell werden die Charaktere außer Mercury nach Klischee-Schablonen gezeichnet. Ganz besonders schlimm ist der Paul-Charakter, Freddies persönlicher Manager, der als einziger im Film "nur böse" ist. Zu Brian May, Roger Taylor und John Deacon fehlt jede kritische Distanz. Kein Wunder, wenn Jim Beach, der im Film ja auch vorkommt, ein wichtiger Produzent des Films ist.
In der Story werden auch viele Dinge nur kurz angerissen und dann wird weitergesprungen. Diese Hektik wirkt auf mich so, als hätte man da viel weggeschnitten, was man eigentlich noch gerne im Film gehabt hätte. Funktioniert für mich nicht. So bleibt die Story größtenteils oberflächlich. Freddie bekommt ein bisschen Tiefgang, aber letztlich überschaubar - und eben größtenteils aus der Sicht der Band. Diesen Makel kann der Film zu keiner Zeit ablegen. Den Hype um Malek verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht so ganz. Eine gute Leistung von ihm, ja, aber mMn nicht "Oscar als bester Hauptdarsteller" gut.
Es ist Spekulation, was Sacha Baron Cohen, der ursprünglich ja die Idee hatte, aus dem Film gemacht hätte. Schlechter hätte er es mMn nicht machen können. Vor allem bin ich mir bei Cohen sicher, dass er die kritische Distanz zur Band nicht hätte vermissen lassen, was letztlich wahrscheinlich der Grund ist, warum er den Film nicht machen durfte. Schade. Der Cohen-Aussage "Brian May ist ein fantastischer Gitarrist, aber kein guter Filmproduzent" muss ich leider zustimmen.
Die Musik war natürlich geil, aber dafür kann der Film nichts.
Er zeigt maximal auf, wie viele sehr gute Lieder die Band hatte und wie abwechslungsreich Queen war. Der Film zeigt auch ganz gut, warum Queen so viel Erfolg hatte. Mercury als überragendes Musiker-Talent und vor allem genial als Performer zusammen mit drei uncharismatischen Typen, die aber gute Musiker waren und die Mercury Kontra geben konnten. Die vier Jungs haben sich schon gegenseitig gebraucht, wie es der Film pathetisch formuliert. Außerdem wird gut herausgearbeitet, wie Queen das Publikum in die Konzerte eingebaut hat. Diese Interaktion von Mercury hat mMn viel mit dem Erfolg der Band zu tun gehabt - und sie letztlich ja auch zu einer
der Live-Bands aller Zeiten gemacht.
Aber letztlich ist der Film mMn nur deswegen keine Katastrophe, weil die Live-Auftritte wirklich gut gemacht sind. Aber angesichts der restlichen Schwächen dann trotzdem nicht mehr als
4/10 für mich.