Habe mir im Vorfeld zu Joker auch nochmal The Dark Knight angeschaut. Der Film wird einfach nicht schlechter, vor allem der Joker nicht. Batman-Experten haben mir zwar sagt, dass Nolan dabei etwas "schummelt", weil er Charaktereigenschaften von mehreren Batman-Bösewichten miteinander verbindet und in den Joker aufgehen lässt, aber das ist mir persönlich ziemlich egal. Ich liebe diesen Charakter. Der ultimative Bösewicht.
Joker von Todd Phillips hat mich beeindruckt und hat mir gut gefallen. Will ihn allerdings unbedingt noch ein zweites Mal sehen, um ihn besser zu verstehen. Es prasselt schon viel auf einen ein als Zuschauer. Radikal erzählt. Sehr mutig (formal ist es ja schon eine Comicverfilmung). Handwerklich mMn sehr gut gemacht. Phoenix in der Rolle zwar nicht so stark wie Ledger, aber sehr, sehr gut. Und da die Handlung und damit einhergehend auch der Charakter sehr unterschiedlich sind (und sein müssen), stört es mich auch nicht. Phoenix ist ein würdiger Nachfolger von Ledger. Was aus meinem Mund, siehe oben, ein denkbar großes Lob ist.
Mir gefällt der Taxi Driver Vergleich, muss ich sagen. Dass De Niro in Joker mitspielt ist wahrscheinlich nur Zufall, aber passt natürlich sehr gut.
Was mir auch sehr gut gefallen hat, und da meine ich, Parallelen zu dem mMn großartigen Drive erkannt zu haben, sind die kurzen, abrupten, aber sehr brutalen und intensiven Gewaltexzesse.
Der User
@WalkTheLine hat kritisiert, dass das Genie im Joker nicht genug rauskommt. Da ist schon etwas dran, lässt sich aber mMn mit dem Setting erklären. Blank wurde zum Joker, weil alle auf ihm, dem Außenseiter, herumgetrampelt sind. Erst als Joker hat er das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen, um dann zu dem Charakter zu werden, den man in The Dark Knight sieht. Aber legitime Kritik in dieser Hinsicht.
Der Film ist optisch sehr ähnlich zu The Dark Knight, könnte bis zu einem gewissen Grad (passt nicht zu 100 Prozent, ich weiß), sogar als Prequel der Nolan-Reihe durchgehen. Für mich natürlich auch ein Plus.
Was ich bärenstark finde ist, wie aktuell der Film ins Amerika von 2019 passt. Er ist sehr politisch, ohne Parteien oder Politiker auch nur zu erwähnen. In dieser Hinsicht könnte er mMn in 20 Jahren als so passend für unsere Zeit gelten, wie es Taxi Driver Mitte der 70er Jahre war.
Eine weitere Stärke, und mMn enorm wichtig, um nicht in Gewaltverherrlichung abzurutschen, ist, dass Phillips der schmale Grat gelingt, dass man zwar Mitleid mit dem Blank hat, aber sich nicht mit ihm identifizieren kann.
Beeindruckend auch die Karriere von Todd Phillips, dem Regisseur. Von Trash-Comedy (Road Trip) zu Comedy-Klassikern (Old School, Hangover-Reihe) hin zu War Dogs (mMn eine grandiose Satire, sehr unterschätzt) und nun diese düstere Charakterstudie. Er hat bei fast allen seiner Filme am Drehbuch mitgeschrieben, war ganz nebenbei noch bei Borat beteiligt. Spannende Karriere, die ich definitiv intensiv verfolgen werde.
Ist jetzt doch länger geworden, als ich gedacht habe.
Nach der Zweitsichtung kann ich sicher noch fundierter schreiben.
Bis dahin eine 9/10, die realistischerweise noch auf 10, aber auch auf 8 fallen kann.