So, es wird mal wieder Zeit für meine Oscarbewertungen...
Guardians of the Galaxy Vol.3 - 9/10
"Drax, you were never meant to be a destroyer. You were meant to be a dad."
Schon eine Weile her dass ich ihn gesehen habe, aber meine Güte... James Gunn hat es wirklich drauf, dieses ganze Superhelden-Zeugs mit einer ansprechenden, hoch emotionalen Story zu verweben. Vielleicht der traurigste aller Guardians-Filme, aber zu keiner Zeit fühlt es sich gezwungen oder zu überdosiert an. Und wenn man Flaming Lips' "Do You Realize?" mit in den (wieder sehr starken) Soundtrack nimmt hat man eh schon gewonnen. Leider nur für die Effekte nominiert, aber es hätte so viel mehr sein können. Sage ich als ausgesprochener Marvel- bzw. DC-Kritiker.
El Conde - 9/10
"It's said that when one samples the succulent muscle of a still-palpitating heart, it's hard to go back to being a normal person."
Nominiert für die beste Kamera, und das zurecht. Hat mich diesbezüglich an meinen früheren Oscar-Favoriten "Roma" erinnert, und das nicht nur wegen der Entscheidung, den Film in Schwarz-Weiß zu drehen. Aber auch hier: Man hat es außergewöhnlich gut geschafft, noch eine sehr ansprechende, bissige und oftmals verdammt witzige Abrechnung mit Augusto Pinochet und seiner Familie hinzuzufügen. Der - natürlich - seinen Tod 2006 nur vorgetäuscht hat, um als alternder Vampir 10 Jahre später doch noch seinen Lebenswillen zu verlieren, woraufhin er beschließt, kein Blut mehr zu trinken. Prompt stehen seine nichtsnutzigen Kinder vor der Tür um zu schauen, was eventuell zu holen wäre... auch ohne detaillierte Kenntnisse der chilenischen Geschichte kann man ahnen, wie sehr es Pablo Larraín genossen haben muss, sowohl Pinochet als auch seine ganze Familie der Lächerlichkeit preiszugeben. Paula Luchsinger als buchhalterische Nonne mit dem unbedingten Willen, seine Seele zu retten, schwankt in diesem Film zwischen ausgesprochener Zuvorkommenheit und subtilen Beleidigungen. Ein Genuss.
(Empfehle OT mit Untertitel, weil ich die deutsche Synchro lahm fand. Und auf englisch geht ein spezifischer plot point flöten...)
Barbie - 8,5/10
"To be honest, when I found out the patriarchy wasn't just about horses, I lost interest."
Habe im Oscar-Thread schon meine Meinung zu diesem durchaus kontroversen Film kundgetan. War super skeptisch zu Beginn als ich hörte, dass es eine Barbie-Verfilmung gibt. Und dann aber Greta Gerwig? Passte für mich im ersten Moment nicht zusammen, und ihre vorherigen Regie-Filme fand ich auch nur so semi. Aber hier hat sie eine nahezu perfekte Lösung irgendwo zwischen Huldigung und Vernichtung gefunden, erzählt mittels einer in eine tiefe Lebenskrise geschlitterte Barbie, die beschließt, außerhalb der heilen Barbie-Welt die Realität zu erkunden. Und dann noch mit Ken a.k.a Ryan Gosling, der eindeutig der Szenenstehler des Films ist. Absolut sehenswert, aus meiner Sicht. Aber wie gesagt, wird glaub ich sehr kontrovers aufgenommen. Schade, weil so krass kontrovers ist er wirklich nicht.
The Holdovers - 8/10
"Hardy, I have known you since you were a boy, so I think I have the requisite experience and insight to aver that you are and always have been penis cancer in human form."
Das Konzept, über Weihnachten als Lehrer eines Internats auf die restlichen dagebliebenen Schüler aufzupassen, ist ebenso wenig neu wie das Jahr der Handlung 1970. Aber es muss ja nicht alles neu sein, sondern einfach nur gut erzählt. Und sowohl Paul Giamatti (natürlich), der einen strengen, eigenbrötlerischer Lehrer mit Hang zum Alkohol spielt als auch Dominic Sessa in seiner ersten Filmrolle überhaupt tragen diese gute Erzählung, die von einer starken Da’Vine Joy Randolph (meiner persönlichen Favoritin in der Kategorie der besten Nebendarstellerinnen) abgerundet wird.
The Color Purple - 7,5/10
"I may be black. I may be poor. I may even be ugly. But I'm here!"
Vorneweg oute ich mich als Ignorant: Weder das Buch, noch die erste Verfilmung und ebenso wenig das Musical kannte ich vorab. Kann also keinerlei Vergleich anstellen, aber hat einen starken Cast (u.a. Corey Hawkins, Taraji P. Henson, Deon Cole, David Alan Grier und die ebenfalls als beste Nebendarstellerin nominierte Danielle Brooks), gute Songs und eine passable Handlungsstruktur. Kann man mal mitnehmen.
Anatomie d'une chute (Anatomie eines Falls) - 7,5/10
"You complain about a life that YOU chose. You are not a victim. Not at all."
Gerade vorhin erst fertig geschaut, sehr frischer Eindruck. Sandra Hüller zurecht stark gehyped (ihr Charakter ist aber auch wirklich sehr "deutsch"
), der Sohn war ebenfalls sehr gut... klassisches Courtroom-Drama auf französisch. War jetzt nicht mein Favorit, aber trotzdem gut. Interessant war, dass Sandras Charakter zu Beginn viel auf französisch gesprochen hat, aber mit der Zeit immer mehr in das vertrautere Englisch gewechselt ist. Zeitgleich mit den Zweifeln, die an ihr aufkommen. Weiß nicht ob das Absicht war oder nicht.
Poor Things - 7/10
"My father once told me, 'Always carve with compassion.' He was a fucking idiot, but it's not bad advice."
Ich weiß am Ende einfach nicht ob das eine feministische Meisterleistung oder eine schmutzige Altherrenfantasie sein soll. Während ich diesem Film sah bin ich irgendwie immer zwischen beiden Optionen hin- und hergeschwankt, irgendwie fühlte es sich aber am Ende nicht einhundertprozentig richtig an. Die Grundidee, dass man frankensteinmäßig ein neues Wesen erschafft, das aufgrund des Gehirns eines Babys alles nochmal von Anfang an lernen muss, ist jedenfalls interessant. Dann entdeckt dieses Wesen aber die Sexualität und die Geschichte nimmt ihren Lauf... auch hier, klar ein starker Cast. Ich mein, Emma Stone, Mark Ruffalo, Willem Dafoe und der ganze Rest überzeugen in ihren Rollen. Aber es ist halt irgendwie etwas merkwürdig. Trotz allem 7 Punkte.
Past Lives - 7/10
"You make my world so much bigger and I'm wondering if I do the same for you?"
"What if?" Story auf (US-)koreanisch. Ein Mädchen (Nora) und ein Junge (Hae-sung), deren Freundschaft die durch den Umzug des Mädchens in die USA jäh unterbrochen wird, finden sich später als junge Erwachsene wieder und sprechen erst einmal online miteinander. Eine zarte Romanze bahnt sich an, da aber Hae-sung nicht bereit ist, seine Heimat zu verlassen, bricht Nora den Kontakt ab. Jahre später treffen sie sich dann doch noch, und Nora ist mittlerweile verheiratet... nicht wirklich innovativ, aber passabel erzählt.
Indiana Jones and the Dial of Destiny - 7/10
"You don't remember me, do you?"
"Whatever I did, I apologize."
Wie beim Guardians-Film, schon etwas her. Aber ich fand ihn ganz annehmbar, die Anfangssequenz mit dem "verjüngten" Harrison Ford ist wirklich verdammt gut gemacht, auch sonst war es passables Popcorn-Kino. Etwas Bauchschmerzen hatte ich als ich den mittlerweile etwas fragwürdigen John Rhys-Davies in seiner antiquierten Rolle des Sallahs sah, aber nun gut. Spielt halt viel Nostalgie mit rein.
American Fiction - 6,5/10
"White people think they want the truth, but they don't. They want to feel absolved."
Ich hatte große Hoffnungen auf diese Satire gesetzt, aber ähnlich wie die Rolle des (nominierten) Sterling K. Browns muss ich auch über den Film sagen: Irgendwas fehlt. Bzw war es nicht ganz zuende gedacht. Der Film hatte seine witzigen Momente, aber wohin er genau wollte blieb mir verschlossen. Schade.
The Zone of Interest - 6,5/10
"Wenn ich wollte, würde mein Mann sofort deine Asche über den Feldern von Babice verstreuen"
Sehr ruhige Erzählung über das banale Alltagsleben der Höß-Familie neben dem KZ Auschwitz. Sandra Hüller in ihrer zweiten guten Rolle, und den Sinn des Films habe ich auch verstanden... aber es blieb am Ende aus meiner Sicht dann doch eher beim Versuch, das Grauen und den Alltag zu kontrastieren. Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut.
La sociedad de la nieve (Die Schneegesellschaft) - 6/10
"There is no greater love than that which gives one's life for one's friends."
Geschichte über den bekannten Flugzeugabsturz eines Rugby-Teams aus Uruguay in den Anden und dem folgenden Überlebenskampf. Naja. Ich bevorzuge da Dokumentationen, um ehrlich zu sein.
Mission Impossible Dead Reckoning Part One - 5/10
"They never bring their fugitive back alive, and rarely in one piece."
Tom Cruise rennt, Part 6604953. Kann man sich an einem Filmabend mal antun, ohne groß nachdenken zu müssen.
Rustin - 5/10
"On the day that I was born black, I was also born a homosexual. They either believe in freedom and justice for all, or they do not."
Neue Regel für mich, das macht die Bewertungen und die Rezensionen leichter: Jedes Biopic, das nicht in irgendeiner Weise heraussticht (positiv wie negativ), bekommt von mir pauschal 5 Punkte und keine großen Erläuterungen. Start: Jetzt.
Nyad - 5/10
"Just because we are on a one way street hurtling to death doesn't mean we have to succumb to mediocrity."
Siehe "Rustin". Aber meine Güte, Jodie Foster ist richtig krass durchtrainiert!
May December - 5/10
"Insecure people are very dangerous, aren't they? I'm secure. Make sure you put that in there."
Siehe "Rustin".
Killers of the Flower Moon - 4/10
"You know, you got, you got nice color skin. What color would you say that is?"
"My color."
Okay, wo fang ich an... 3einhalb Stunden, Martin? Ernsthaft? Wieder mal? Schon vor Beginn des Films hatte er bei mir gedanklich 2 Minuspunkte. Der Film selbst? Die übliche Darstellung organisierten Verbrechens von Martin Scorsese. Lily Gladstone zwar mit einer sehr guten, subtilen Darstellung, allerdings ist sie zu sehr nur die Statistin der Leonardo DiCaprio Show. Dem mal einer sagen muss, dass der "Seit einer Woche Verstopfung"-Blick nicht bedeutungsschwangeres Acting, sondern einfach nur nervig ist. Er verkommt irgendwie immer mehr zu seiner eigenen Parodie... positiv anrechnen muss ich Scorsese, dass er im Gegensatz zu The Irishman diesmal wenigstens auch mal die Opfer im Blick hat, auch wenn er natürlich nicht aus seiner Haut kann und seinen Verbrecher-Fetisch weiter auslebt. Und es ist ein wichtiges Thema, gut. Aber alles in allem reicht es nicht für mehr als diese 4 Punkte.
Napoleon - 2/10
"Someone advised me to get pregnant in order to have a better chance of surviving in prison."
Erste Hälfte des Films war "Ich will ein Kind haben", zweite Hälfte war "Überraschung, ich komm aus dem Exil zurück! Und bin schon wieder weg...". Dazu hatte der Film irgendwie so 90er Vibes, hätte mich nicht überrascht wenn am Anfang noch die 3 Musketiere Charlie Sheen, Kiefer Sutherland und Oliver Platt aufgetaucht wären.
Oppenheimer - 2/10
"Since when are you British?"
"Since Hitler told me I wasn't German."
Meine Güte, wie lang. Viel zu lang. Und so dermaßen Oscars-Biopic-Baukasten dass es weh tut. Der missverstandene Held, der von seinen Neidern bekämpft wird, die supportive Ehefrau, die nackte Geliebte, alles dabei. Allerdings konnte sich Christopher Nolan nicht entscheiden, ob er die Zeit *vor* oder *nach* Hiroshima beleuchten will und hat dann einfach beides gemacht. Völlig egal, ob der Spannungsbogen nach dem Atombombenabwurf schon längst überspannt war oder nicht. Alles muss rein. Facepalm incoming...
Maestro - ???
Ich konnte mich am Ende nicht dazu durchringen, mir Bradley Coopers Jewfacing anzutun. Daher keine Wertung. Meine Frau hat's gesehen und meinte, es schreit schon sehr nach Oscarnominierungen, hat aber anscheinend einen guten Soundtrack. Okay, ist notiert.