My So-Called Life
Die Serie handelt vom Leben des 15-jährigen Teenagers Angela (Claire Danes am Anfang ihrer Karriere) zwischen Schule, Familie, Freunden, ersten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht und allem anderen, was einen in der Phase der Adoleszenz eben bewegt.
Dass Veränderung ein zentrales Thema in diesem Lebensabschnitt ist, wird gleich in der ersten Folge deutlich, in welcher sich Angela von Kindheitsfreunden abwendet, mehr Zeit mit der ausgeflippten Rayanne und dem schwulen Ricky verbringt und sich ihre Haare rot färbt. Im Folgenden spielt außerdem ihre heimliche Verehrung für Jordan (Jared Leto) mit all den Verwicklungen, die sich daraus ergeben, eine große Rolle.
Im Prinzip könnte man "My So-Called Life" als Blaupause für spätere Teenie-Serien wie "Dawson's Creek" oder "The O. C." ansehen, wobei hier auch die Beziehung zwischen Angelas Eltern (der eher lockere Vater und die eher strenge Mutter) sehr wichtig ist und häufig auf eine nett-hintergründige Weise mit den Ereignissen in Angelas Leben parallel geführt wird und zuweilen auch letztere konterkariert.
Besonders hervorheben muss man (und das im Gegensatz zu den prätentiösen Dialogen bei "Dawson" oder den häufig allzu dramatischen Ereignissen bei "O.C."), wie erstaunlich realistisch "My So-Called Life" wirkt, woran neben intelligenten Drehbüchern und guten Dialogen nicht zuletzt die durch die Bank exzellenten Darsteller einen großen Anteil haben. Durchaus schwierige Themen wie Homosexualität, problematische Familienverhältnisse oder Drogenmissbrauch werden sensibel und ohne moralischen Zeigefinger abgehandelt.
Auch die Charaktere sind - bei all den Klischees, die unvermeidlich auftauchen, oft aber auch ironisch durchbrochen werden - erfreulich vielschichtig angelegt. So sind beispielsweise eigentlich sympathische Figuren wie Angela, ihre Eltern oder Rayanne durchaus nicht einseitig positiv gezeichnet, und während Jared Leto als Jordan in den meisten anderen Serien der Schwarm der Schulmädchen wäre, wirkt er hier eher verloren und hoffnungslos.
Einerseits ist es natürlich schade, dass "My So-Called Life" schon nach einer Staffel (19 Folgen) abgesetzt wurde (wohl wegen schlechter Einschaltquoten und der mangelnden Bereitschaft Danes', noch weiterzumachen), aber andererseits ist ein etwas unbefriedigendes, weil eben abruptes Ende vielleicht doch besser als drei oder vier unnötig in die Länge gezogene Staffeln.
Abgerundet wird diese herausragende Serie durch einen Soundtrack, der viele schöne Sachen der Grunge- und Indie-Richtung (Lemonheads, Afghan Whigs, Sonic Youth, Juliana Hatfield, Buffalo Tom) aus der Mitte der 90er versammelt.
Insgesamt: Unbedingt empfehlenswert!