So, Oscarfilme abgeschlossen... hier die Ergebnisse
Roma (9/10)
Beim (zugegeben) nicht so guten Trailer hatte ich schon leichte Bedenken. Der war so sehr auf Arthouse gemacht dass ich danach immer noch nicht wusste - worum geht es eigentlich? Glücklicherweise ist der gesamte Film aber wesentlich unterhaltsamer und berührender... man begleitet ein Jahr lang das Kindermädchen einer mexikanischen Mittelstandsfamilie in ihrem Leben. Drama in der Familie, Drama in ihrem eigenen Leben, Drama in Mexiko. Aber Alfonso Cuaron findet den richtigen Weg, man leidet mit, bleibt dran an der Geschichte und will immer wissen was als nächstes passiert. Dazu beeindruckende Kamerafahrten und Einstellungen, für mich klar der (persönliche) Oscar-Favorit 2019.
BlacKkKlansman (8/10)
Endlich mal wieder ein Biopic das
nicht komplett unnötig und sogar stellenweise sehr lustig ist, trotz der KKK-Thematik. Aber auch Spike Lee schafft die Gratwanderung, es wird niemals zu albern und zu ernst. Dazu ein tolles Ende mit dem Verweis auf die aktuelle politische Lage in den USA. Top.
Can You Ever Forgive Me? (8/10)
Ich muss zugeben: Zu Beginn des Filmes hatte ich wenig Lust darauf. Ein Biopic über eine unbekannte Autorin, die als Betrügerin aktiv wird? Gähn. Aber Melissa McCarthy spielt die Hauptfigur am Rande des sozialen Abstiegs sehr berührend, auch Richard E. Grant macht eine tolle Figur in dem Film.
RGB (8/10)
Dokumentation über Ruth Bader Ginsburg a.k.a The Notorious RBG. Tolle Frau, die in Sachen Frauenrechte verdammt viel geleistet hat. Da verzeiht man ihr doch gerne, dass sie vor Donald Trump nicht zurückgetreten ist um Obama noch eine neue Nominierung zu ermöglichen... ich kann nach dem Film nachvollziehen, warum. Fight, RBG!
If Beale Street Could Talk (7,5/10)
Der nächste Film von Barry Jenkins, der schon für Moonlight verantwortlich war. Ich finde diesen hier leicht besser, in der die Geschichte eines schwarzen Bildhauers erzählt wird, der (unschuldig) wegen einer Vergewaltigung verhaftet wurde. Gefiel mir sehr, trotz der bedrückenden Story. Aber ein sehr wichtiger Film, ähnlich wie Moonlight.
Marry Poppins Returns (7,5/10)
Naja, was soll man sagen... Mary Poppins eben
Wer den ersten Film gut fand wird auch diesen hier gut finden. Mitunter übertreibt man es fast ein wenig mit den Reminiszenzen, aber das ist alles noch im Rahmen. Emily Blunt ist eine hervorragende Wahl als Nachfolgerin von Julie Andrews, auch Lin-Manuel Miranda macht seine Sache gut. Okay, bei dem bin ich sowieso parteiisch. Und Dick van Dykes Auftritt am Ende ist echt der Hammer. Der Typ ist 93! Uff. So will ich in dem Alter auch noch rumlaufen.
At Eternity's Gate (7,5/10)
Willem Dafoe als Vincent Van Gogh zu besetzen passt im Nachhinein wie Arsch auf Eimer
Ein Biopic mit vielen Freiheiten und einem übersichtlichen Lebensabschnitt, nämlich die letzten Jahre van Goghs, in denen er manisch ein Bild nach dem anderen kreierte. Warum er denn so viel male? Antwort: Wenn er malt, denkt er nicht. In Anbetracht von van Goghs geistiger Verfassung zu dieser Zeit ein bestechend logischer Satz.
Shoplifters (7,5/10)
Wieder ein Sozialdrama, diesmal aus Japan. Eine wild zusammengewürfelte Patchwork-Familie hält sich mit Gelegenheitsjobs und Ladendiebstahl über Wasser, als sie sich einem kleinen verwahrlosten Mädchen annehmen. Keine leichte Kost, aber auch der Film ist sehr gut gemacht.
Green Book (7/10)
Klar, irgendwie eine typische Hollywood-Verfilmung, bei der man sich über die historische Genauigkeit gerne streiten mag. Aber Viggo Mortensen und Mahershala Ali spielen ihre Figuren wirklich gut, und irgendwie kann man diesem Tony Lip nicht böse sein. Ein charmanter (Klein-)Krimineller, der zur rechten Hand eines (leicht bizarren) schwarzen Musikers Anfang der 60er Jahre aufsteigt. Black History ist relevant... zumindest im Kino.
The Favourite (7/10)
Giorgos Lanthimos ist sicherlich kein sehr einfacher Regisseur, zumindest auf den Mainstream-Markt bezogen. Der hier ist aber relativ harmlos, tut niemandem weh und ist mitunter auch ziemlich amüsant. Olivia Colman als durchgeknallte Queen Anne ist wirklich gut, auch Emma Stone und Rachel Weisz (deren Figuren mit jeden Mitteln um die Gunst der Königin kämpfen) machen ihre Sache gut. Persönlich fand ich Nicholas Hoult bei den Nebendarstellern noch besser als die beiden, und ausgerechnet der ging ohne Nominierung nach Hause. Wo ich schon beim Thema bin: Okay, der Film ist gut. Aber 10 Oscar-Nominierungen? Naja. Wobei ich bei dieser ganzen Royal-Thematik wohl der falsche Ansprechpartner bin (dazu später mehr).
The Ballad of Buster Scruggs (7/10)
Guter Film der Coen-Brüder, der schon ziemlich lustig anfängt. Das Problem ist allerdings, dass aufgrund der in sich abgeschlossenen Episoden keine wirkliche Verbindung zum Film aufgebaut wird, auch wenn die einzelnen Geschichten schon etwas taugen.
Vice (7/10)
Adam McKay war schon für "The Big Short" verantwortlich, den ich ja persönlich ziemlich feiere. Teile der Regieführung in diesem Film erkennt man auch in "Vice", der sich auch an einigen Stellen sehr bewusst gewisse Freiheiten nimmt. Christian "ich muss mich mal wieder verwandeln" Bale als Dick Cheney ist sehr gut, Amy Adams durchschnittlich wie immer (trotzdem nominiert, natürlich...) und Sam Rockwell ist wohl nach dem letzten Jahr endgültig bei der Academy angekommen. So toll fand ich seinen George W. Bush jetzt auch nicht, aber okay, ich gönne es ihm. Alles in allem will der Film aber nicht so recht zünden bei mir, da ich bei dieser ganzen "skrupellose Politiker in den USA"-Thematik leicht übersättigt bin. Und in Anbetracht von Donald Trumps Verfehlungen ist Dick Cheney ja fast schon langweilig bieder.
Ralph Breaks the Internet( 7/10)
Den ersten Teil habe ich leider noch nicht sehen können, aber ein handwerklich gut gemachter Disney-Film mit selbstironischem Anstrich - der Auftritt der Disney-Prinzesinnen (inklusive passender Shirt-Sprüche) ist schon sehr lustig. Kann man sich gerne mal gönnen.
The Wife (6/10)
Ach naja, Frau eines Autoren und zukünftigen Nobelpreisträgers hinterfragt ihr Leben... es gibt sicherlich interessantere Geschichten auf dieser Welt. Aber er tut auch nicht weh, deshalb kriegt er seine 6/10 von mir. Glenn Close ist gut, aber Yalitza Aparicio soll bitteschön als Hauptdarstellerin für "Roma" abräumen.
Isle of Dogs (6/10)
Amüsante Wes Anderson-Geschichte mit leicht rassistischem "White Savior"-Unterton. Keine Ahnung warum das sein musste, er hatte jedenfalls schon bessere Ideen. Die Hunde-Charaktere sind aber alles in allem schon gut geschrieben.
Black Panther (5,5/10)
Superhelden-Film... gähn. Sicherlich ein wichtiger Film für die Black Community, und das ist dann wohl auch der Grund warum so ein durchschnittlicher Streifen 7 Oscar-Nominierungen abräumt. Aber ich habe schon schlechtere Filme in diesem Genre gesehen. Viel schlechtere.
First Reformed (5,5/10)
Irgendwie ging der Film an mir vorbei. Die Story über einen Priester in der Lebenskrise ist an sich nicht schlecht (auch wenn ich das Ende für mich irgendwie nicht passt), aber naja... Ethan Hawkes Figur ist jetzt einfach nicht so das Wahre.
First Man (5/10)
08/15 Hollywood-Biopic über Neil Armstrong. Next.
A Star Is Born (4/10)
Der Film ist echt ziemlich unglaubwürdig. Was halt passiert, wenn man einen 80 Jahre alten Filmstoff zum xten mal neu verfilmen muss. Lady Gaga in einer Popstar-Karriere im extremen Schnelldurchlauf, Bradley Cooper als nerviger drogenabhängiger Country-Star... sie verlieben sich, er arrangiert mal eben ein Stück von ihr für die große Bühne, das sie ihm auf einem Parkplatz (!) vorgesungen hat... klar, warum nicht. Und so geht der Film voran, die Figuren bleiben flach (wieso Sam Elliott eigentlich genau für den Oscar nominiert wurde verstehe wer will), die Musik nach einem ganz guten Start zu Beginn ebenfalls... und irgendwann ist der Film aus. Bitte so wenig Oscars wie möglich.
Mary Queen of Scots (3/10)
Oh man, ich weiß schon warum ich dieses Mittelalter-GZSZ (auch bekannt als Game of Thrones) niemals gesehen habe. Hätte es mir im Nachhinein auch für diesen Film gewünscht... First World Problems ist da noch zu niedrig gegriffen, und in dieses ganze Religions-Gedöns dazu muss für mich jetzt auch nicht sein. Historisch hin oder her. Da bekomme ich Aggressionen.
Bohemian Rhapsody (2/10)
Der Film krankt gleich auf mehreren Ebenen. Die Figuren bleiben außer Freddie komplett leer und verkommen bestenfalls zu Stichwortgebern für die große Rami Malek-Show. Dazu hetzt die Geschichte nur so durch, so dass alles, was sich Freddie und Kollegen so vornehmen, natürlich gleich auf Anhieb klappt (und für alles hat man natürlich einen passenden Spruch, der das Geschehen begleitet). Vor allem aber wird deutlich, dass das große Problem dieses Films ist, dass er eine Geschichte VON Queen ÜBER Queen ist. Beziehungsweise: von Brian May und Roger Taylor. Diese sind sich auch nicht zu schade, Freddies Assistenten als fast schon karikaturhaften Hollywood-Bösewicht darzustellen, der für alles Unglück der Welt (und mit "Welt" ist "Queen" gemeint) verantwortlich ist. Dass der sich dagegen nicht mehr wehren kann, weil schon lange verstorben, macht die Sache nicht unbedingt sympathischer. Allgemein ist der Film, obwohl hauptsächlich über Freddie Mercury, ziemlich homophob. Da fallen die üblichen Ungenauigkeiten in der Story fast schon gar nicht mehr groß ins Gewicht. Klar, die Musik ist gut, aber wie ich im Oscar-Thread schon angemerkt habe: Lieber den Live-Aid-Auftritt von Queen auf Youtube anschauen, da hat man mehr davon. Und schon kann man sich diese selbstverliebte May / Taylor-Sch... sparen.