Matthias Brügelmann, der Chefredakteur von der Sport Bild will die große Dimension, die der Fall mittlerweile angenommen hat, nicht angelastet bekommen. „Wir sind nicht verantwortlich dafür, wer unsere Berichterstattung aufnimmt.“ Grund für die Berichterstattung seien die vielen Widersprüche und Merkwürdigkeiten in der Geschichte gewesen. Die Aussagen von zwei Trainern in Gambia, welche bezeugten Jatta und Daffeh seien ein und dieselbe Person, die Ähnlichkeit der beiden auf Fotos, das spurlose Verschwinden von Bakary Daffeh bis heute. Die Vermutung einer politisch motivierten Recherche will Brügelmann nicht aufkommen lassen. Er erklärt: „Wenn der Verdacht aufkäme, dass Thomas Müller in Wirklichkeit Thomas Krüger ist und er eigentlich zwei Jahre älter ist, hätten wir genauso darüber berichtet.“
Die Frage, ob der Verdachtsjournalismus der Sport Bild nicht die Persönlichkeitsrechte von Jatta verletzte, der zur Zielscheibe etlicher Wutbürger geworden ist, beantwortet er kurz mit „Nein“. Dass die Sport Bild eine Hypothese im Fall Jatta habe, will Brügelmann so nicht formulieren. Welcher Begriff ihm lieber ist? „Berichterstattung“, sagt er.
Allerdings macht die Sport Bild weitaus mehr als über offene Fragen zu berichten. Der erste Text im August begann mit dem Satz: „Nach Sport Bild-Recherchen liegt der Verdacht nahe, dass HSV-Profi Bakery Jatta (21) unter falscher Identität in der Bundesliga spielt.“ Ein These, die bis heute trotz fehlender Beweise das Leitmotiv der weiteren „Berichterstattung“ des Sport-Magazins aus dem Springer Verlag ist. Auch nach dem Freispruch des Bezirksamts Hamburg Mitte kommentierte Brügelmann in der Bild-Zeitung, die plausibelste Antwort auf die noch ungeklärten Fragen sei, dass Jatta und Daffeh dieselbe Person seien.
Jedoch hat die Sport Bild andere plausible Möglichkeiten nie thematisiert. Etwa, dass Daffeh auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken sein kann oder das Fußballspielen wegen einer Verletzung aufgegeben hat. „Wir haben nichts gefunden, was die These solcher Szenarien stützen kann, sonst hätten wir darüber berichtet“, sagt Brügelmann. Gesucht hat das Magazin aber vermutlich nach Erklärungen, welche die sich gut verkaufende Hypothese vom Betrug zerstört hätten, auch nicht. Die taz hat schon nach einer kurzen Recherche einen Ex-Trainer von Jatta, Sulayman Kuyateh, in Gambia kontaktiert, der erklärte: „Ich kannte ihn als Jatta, nicht als Daffeh.“