Bevor es in gut 45 Minuten für den Club losgeht, schnell noch die Saisonvorschau...
1. FC Nürnberg
Dass es für den Club in der 1. Liga schwer werden würde und fast alles zusammenkommen muss, damit man den Klassenerhalt schafft, war allen vorher klar. Aber dass es dann so übel und ein Jahr Dauerprügel ohne auch nur den Hauch einer Chance auf den Klassenerhalt werden würde, ist dann doch enttäuschend - gerade wenn man sieht, was Mitaufsteiger Düsseldorf unter ähnlichen Voraussetzungen zu stande brachte. Mit gerade einmal 19 Punkten stellte Nürnberg einen neuen Vereinsnegativrekord auf und nur ein 3:0 Heimsieg gegen Augsburg verhinderte eine Rückrunde ohne einen einzigen Sieg. Dabei sah der Start in die Saison gar nicht mal so übel aus. Nach sechs Spieltagen hatte man eine ausgeglichene Bilanz von 2 Siegen, 2 Unentschieden und 2 Niederlagen. Anschließend konnte man aber unter Michael Köllner aber mit Ausnahme des Pokalspiels in Rostock kein Spiel mehr gewinnen. Ein Trainerwechsel und der Wechsel zu Boris Schommers am 22. Spieltag brachte, wie oben schon angesprochen, keine Besserung und so tritt Nürnberg zum insgesamt achten Mal den Gang von der 1. in die 2. Liga an und nimmt in der Kategorie "Rekordabsteiger" die alleinige Tabellenführung ein.
Im Moment gibt es ja den Trend, Trainer aus Österreich zu verpflichten und diesen wollte man auch in Nürnberg nicht verpassen. Der Wiener Damir Canadi war aber anders als Rose&Co in den letzten beiden Jahren nicht in seinem Heimatland, wo er seine erfolgreichste Zeit bei Altach hatte, aktiv, sondern trainierte Atromitos Athen. Canadi führte den Verein zweimal hintereinander auf Platz 4 der griechischen Liga. Nicht nur auf der Trainerbank sondern auch im Kader gab es einige Veränderungen. Eduard Löwen wechselte für sieben Millionen an die Spree zu Hertha BSC und Innenverteidger Ewerton und Linksverteidiger Tim Leibold spielen ab sofort für den Hamburger SV. Ebenfalls kein Clubberer mehr ist der junge Portugiese Matheus Pereira, der erst in der Rückrunde wirklich in Nürnberg ankam und zeigen konnte, warum man ihn im Sommer 2018 von Sporting Lissabon ausgeliehen hat. Flügelspieler Pereira kehrte nach Ablauf der Leihe zu seinem Stammverein zurück. Nürnberg hätte ihn anders als die anderen Leihspieler Robert Bauer (Werder Bremen), Yuya Kubo (KAA Gent) und Timothy Tillmann (FC Bayern München II) gerne länger gehalten, aber das war nicht möglich.
Rund die Hälfte der gut 11 Millionen, die man für Löwen, Leibold und Ewerton eingenommen hat, hat der Club in seine Neuzugänge investiert. Dabei ging der größte Batzen für Nikola Dovedan (Heidenheim) und Iuri Medeiros (Sporting Lissabon) drauf. Dovedan blickt auf die erfolgreichste Saison seiner bisherigen Karriere mit vierzehn Torbeteiligungen zurück. Bei Rechtsaußen Medeiros, der eine ziemliche Leih-Odyssee hinter sich hat (wenn ich richtig gezählt habe, dann wurde er seit 2015 fünfmal verliehen), hofft man, dass er weniger Anlaufzeit als sein Landsmann Pereira braucht. Um die Torgefahr zu erhöhen (letztes Saison hat man nur 26mal getroffen), hat man weitere Offensivkräfte geholt. Linksaußen Robin Hack (TSG 1899 Hoffenheim) schnupperte sogar schon ein paar Minuten Champions League und bringt ordentlich Tempo mit. Fabian Schleusener (SC Freiburg) schoss in der letzten Saison zehn Tore für Sandhausen, hat aber nach einem Schienbeinbruch noch Trainingsrückstand. Auch Stürmer Felix Lohkemper (SC Magdeburg) ist noch angeschlagen, zusammen mit Dovedan, Schleusener und eben Lohkemper hat man sich gleich drei Spieler, die bewiesen haben, dass sie in Liga 2 wissen, wo das Tor steht hinzugeholt. Im Tor gibt Neuzugang Andreas Lukse (SCR Altach) die Absicherung, falls Stammtorwart Mathenia ausfallen sollte. Innenverteidiger Asger Sörensen (Red Bull Salzburg), Rechtsverteidiger Oliver Sorg (Hannover 96) und Linksverteidiger Tim Handwerker (1. FC Köln) haben dagegen alle Stammplatzambitionen und vergrößern die Auswahl in der Defensive. Aus der eigenen Jugend stammt Fabian Nürnberger, der hoffentlich allein wegen seines Nachnamens eine große Karriere beim Club haben wird.
Obwohl mit Löwen, Leibold und Ewerton wichtige Spieler gegangen sind, finde ich den Kader der Nürnberger in dieser Saison fast besser als letztes Jahr nach dem "Unfall" Bundesligaaufstieg. Dovedan und Schleusener sind richtig starke Neuzugänge und bringen die benötigte Torgefahr. Mikael Ishak sollte in der zweiten Liga auch wieder besser zurecht kommen und regelmäßig treffen. Für den Aufstieg reicht es aber leider (oder sollte man nach den Erfahrungen der letzten Saison leider sagen?) nicht ganz - Platz 4.