VfB Stuttgart
No Tayfun, no party! Das, was alle eh schon wussten, musste der VfB Stuttgart auf die harte Tour lernen. Nur weil man nach sieben Spieltagen in einer kleinen Krise (hust, Tabellenletzter mit fünf Punkte nach sieben Spieltagen) steckte, wurde der von allen geliebte Trainer Tayfun Korkut entlassen und durch Markus Weinzierl ersetzt. Der Start lief suboptimal - einer 0:4 Heimniederlage gegen Dortmund folgte ein 0:4 in Hoffenheim nur um anschließend mit 0:3 zuhause von Frankfurt auf den Sack zu kriegen. Immerhin konnte man von den restlichen sieben Spielen drei gewinnen, sich so an Hannover und Nürnberg vorbeischieben und mit vierzehn Punkten auf dem Relegationsplatz überwintern. Dank der historisch schlechten Konkurrenz führte selbst eine weitere Negativserie von sechs Spielen ohne Sieg nicht dazu, dass man auf einen der direkten Abstiegsplatz abrutschte. Einem 5:1-Heimsieg gegen Hannover folgten weitere sechs Spielen, in denen man lediglich zwei Punkte holen konnte und das Aus von Weinzierl nach einer Bilanz von 16 Punkten in 24 Spielen. Seinem Nachfolger Nico Willig gelangen in den verbleibenden vier Ligaspielen zwei Siege und ein Unentschieden, so dass man mit einem halbwegs guten Gefühl in die Relegationsspiele gegen den krassen Außenseiter Union Berlin gehen sollte. Dort zog man aber nach den Kürzeren und so geht es für den VfB, dessen Verantwortliche den Verein nach der Ausgliederung schon auf dem Weg in die CL wähnten, zurück in die zweite Liga.
Mit Tim Walter hat man einen neuen Trainer für das Projekt Wiederaufstieg geholt. Walter, der 2017/18 von den Bayern Amateuren zu Holstein Kiel wechselte, konnte dort die erfolgreiche Arbeit von Markus Anfang fortsetzen und die Störche mit einer attraktiven Spielweise in der oberen Tabellenhäfte halten. Es wird spannend, wie er jetzt mit einem deutlich besseren Kader und höheren Ansprüchen "performen" wird. Trotz der Abgänge von Benjamin Pavard (FC Bayern München), Ozan Kabak (FC Schalke 04), Timo Baumgartl (PSV Eindhoven) und Steven Zuber (war ausgeliehen und kehrte zurück zu Hoffenheim) hat man zweifelsfrei einen Kader beisammen, bei dem alles andere als der Aufstieg eine Enttäuschung wäre. Die Verträge von Dennis Aogo (noch ohne Verein), Christian Gentner (1. FC Union Berlin) und Andreas Beck (KAS Eupen) wurden nicht verlängert - die Trauer darüber hält sich bei VfB-Fans in Grenzen - und Ron-Robert Zieler an den Mitabsteiger Hannover verkauft. Zieler kehrt damit heute Abend schon an seine alte Wirkungsstätte zurück. Nach einer enttäuschenden Saison, in der er sogar vom Mannschafttraining ausgeschlossen wurde, wurde Rechtsverteidiger Pablo Maffeo (kam für neun Millionen von Manchester City) an den FC Girona verliehen.
Große Hoffnungen für die kommende Saison setzte man in den österreichische Jugendnationalspieler Sasa Kalajdzic. Der zwei Meter-Hüne wechselte für 2,5 Millionen Euro von Admira Wacker ins Schwabenland und sollte eine zentrale Rolle in der Offensivabteilung einnehmen. Nach einem in der Vorbereitung erlittenen Kreuzbandriss wird der Mittelstürmer aber frühestens in der Rückrunde ins Spielgeschehen eingreifen können. Da Nicolas Gonzalez noch bis Mitte August mit der argentinischen U23-Nationalmannschaft bei den panamerikanischen Spielen im Einsatz ist, wird der Zweiersturm zu Saisonbeginn Mario Gomez und Hamadi Al Ghaddioui (Jahn Regensburg) heißen. Gregor Kobel (ausgeliehen - TSG Hoffenheim) sollte im Duell der Neuzugänge mit Fabian Bredlow (1. FC Nürnberg) die Nase vorne haben und sich den Platz im Tor sichern können. Orel Mangala (Hamburger SV) und Marcin Kaminski (Fortuna Düsseldorf) kehren nach Ablauf der Leihen zurück. Während Kaminski sofort Kandidat für den Stammplatz in der Innenverteidigung ist, verstärkt Mangala das eh schon gut aufgestellte zentrale Mittelfeld, in dem auch Atakan Karazor zuhause ist. Karazor spielte schon letztes Jahr in Kiel unter Walter und war einer der besten 6er der Liga. Weiter vorne ist Philipp Klement zuhause, der einer der Schlüsselspieler beim Paderborner Aufstieg war und jetzt mit dem VfB das selbe Ziel hat. Klement erzielte letzte Saison sechszehn Tore und war damit der torgefährlichste Mittelfeldspieler. Auf der Rechtsverteidigerposition ist Pascal Stenzel, der vom SC Freiburg ausgeliehen wurde, gesetzt, während die jungen offensiven Mittelfeldspieler Roberto Massimo (war letzte Saison an Arminia ausgeliehen), Tanguy Coulibaly (PSG) und Mateo Klimowicz (Sohn von Diego Klimowicz) sich zum Saisonbeginn vermutlich in Geduld üben und über Kurzeinsätze für mehr empfehlen müssen.
Der VfB ist der mit Abstand größte Aufstiegskandidat und es müsste schon einiges zusammenkommen, damit das Ziel verfehlt würde. Von vorne bis hinten ist man für Zweitligaverhältnisse topbesetzt und steht vor Luxusproblemen, die 17 andere Mannschaften gerne hätten. Tim Walter steht vor der Aufgabe, den Kader zu moderieren und alle bei Laune zu halten. Durch den Abgang von Präsident Wolfgang Dietrich hat sich die Stimmung im Umfeld deutlich gebessert. Souveräner Wiederaufstieg - Platz 1.