Schaue in letzter Zeit wieder mit Leidenschaft Seinfeld. Toll, dass sich Netflix da die Rechte gesichert hat. Ich bin sehr erstaunt, wie gut die Serie noch funktioniert. Letztlich ist sie ja ein zeitgeschichtliches Dokument der 90er-Jahre, in einer Welt mit Smartphones, WhatsApp und Voicemails würde vieles nicht mehr funktionieren. Aber das ist nur die Oberfläche. Im Kern beobachtet die Serie wie kaum eine vor und nach ihr menschliches Verhalten und treibt die Absurditäten auf die Spitze. Anders und zugleich ähnlich wie Loriot es für die deutschen Zuschauer (und die deutsche Gesellschaft) geschafft hat.
Brilliant geschrieben von Larry David. Die Musik ist überragend und aus meiner Sicht ein unterschätzter Faktor, weil sie der Show ihren Rhythmus gibt. Erstaunlich ist, dass die Serie so großartig ist, obwohl der Hauptdarsteller nicht schauspielern kann (was ja selbstironisch immer wieder aufgegriffen wird, ist auch wichtig, damit "Erwachsen" umzugehen). Aber neben dem Davidschen Genie sind da um Seinfeld herum eben auch drei komödiantische Ausnahmetalente versammelt, die zu viert herausragend funktionieren und eine überragende Chemie miteinander haben. Louis-Dreyfus finde ich in Veep zwar noch besser, aber sie zeigt schon in Seinfeld ihre Vielseitigkeit, kann Slapstick und Dialog. Michael Richards körperliche Comedy und sein Slapstick Talent ist unerreicht. Schade, dass ihn sein unerklärlicher Ausraster später unmöglich gemacht hat. Jason Alexander ist schlicht genial, ein Charakter für die Ewigkeit. Ist lange her, dass ich bei einer Serie so viel gelacht habe - und teilweise bekomme ich mich gar nicht mehr ein. Wer die Serie früher mal gut fand (lief ja auf Pro Sieben, so habe ich sie als Teenager kennengelernt) sollte mMn mit diesem Abstand nochmal reinschauen. Lohnt sich, auch wenn man es vielleicht nicht auf den ersten Blick denkt.