[FONT="]Das war schon traurig am Sonntag. Ich habe noch nie erlebt, dass meine Japanfahne im 2. DG keinen Einsatz mehr hatte.[/FONT]
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[FONT="]Ursachenforschung von hier aus und mit unserem stark begrenzten Wissen zu betreiben, ist natürlich ziemlich unsinnig, aber als Fan macht man sich natürlich seine Gedanken.[/FONT]
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[FONT="]Die vier älteren Springer im Team sowie der Trainerstab sind erfahren genug, eine ordentliche Saisonvorbereitung durchzuführen. Deshalb würde ich keine Ursache in schlechter Vorbereitung vermuten. Sie haben das sicher wie in den Jahren zuvor gehandhabt.[/FONT]
[FONT="]Allerdings scheinen alle tatsächlich aktuell Probleme mit dem Anlauf zu haben. Langsam waren sie schon in den vergangenen Jahren, aber der Absprung kommt einfach nicht pünktlich und die Anlaufhaltung ist nicht optimal. Das sagen sie selbst in Interviews. Dennoch sollten solche technischen Details auszumerzen zu sein.[/FONT]
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[FONT="]Das es aber sicher nicht allein. Ich vermute, dass die Faktoren, die ständig negativ wirken, nun langsam stärker zutage treten. Man kann ihnen zwar mit einem gewissen Aufwand begegnen, sobald aber dieser hohe Aufwand nicht mehr geleistet wird/werden kann, brechen die Resultate langsam weg.[/FONT]
[FONT="]Da wäre zum ersten die Ausrichtung des WCs an den Gegebenheiten der europäischen Teams – wir haben das ja hier schon öfter erwähnt - wodurch die physischen und psychischen Kräfte, die Japaner aufwenden müssen, um den WC-Kalender „abzuarbeiten“ einfach größer sind. Der Daueraufenthalt in zwar nicht gänzlich unbekannter, aber dennoch fremder Umgebung schlaucht. Nach ein paar Jahren wird man davon vielleicht auch mal müde. [/FONT]
[FONT="]Im Moment spüren sie sicher auch wachsenden Druck aus sich selbst heraus wegen der Erfolglosigkeit. So was macht ungeduldig und hektisch, siehe Takus Sprung in Partenkirchen (im Training und in der Probe sah er sichtbar besser aus). Druck aus den Medien wird dagegen eher nicht die Rolle spielen. Dazu ist Skispringen zu unbedeutend.[/FONT]
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[FONT="]Der COC, wo die anderen Teams Springer testen und sie Erfahrungen sammeln lässt, kann von Japan nicht durchgängig wahrgenommen werden.[/FONT]
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[FONT="]Zum zweiten die Trainingsmethoden: Unter europäischen Teams dürfte ein gewisser Kontakt bestehen, nicht in dem Sinne natürlich, dass man „Geheimnisse“ austauscht, aber ich denke, dass Trainer in etwa wissen, woran andere arbeiten. Japan ist davon isoliert und schmort immer im eigenen Saft. Es fehlt an Innovation und auch an finanziellen Ressourcen. Anders ist kaum zu erklären, dass Springer wie Tochimoto, Shimizu oder J. Kobayashi nicht nur nicht weiterkommen/weiterkamen, sondern noch in jungen Jahren nachgelassen haben.[/FONT]
[FONT="]Ono Manabu hat dieses Problem, als er im Vorfeld von Nagano das Team übernahm, angegangen, indem er ausländische Techniker etc. anstellte und über sie den Kontakt nach Europa hielt. Allerdings dürfte er auch finanziell weit besser ausgestattet gewesen sein, als es das Team heutzutage ist, denn in Nagano wollte man mit den Springern auftrumpfen. Man hatte es ja nach Ono mit Bajc und Yllianttila probiert, aber so richtig geklappt hat es ja nicht. [/FONT]
[FONT="]Wollte man einen ausländischen Spitzentrainer engagieren, dann müsste dieser mit den organisatorischen und bürokratischen Besonderheiten Japans auskommen, das ist kein dankbares Umfeld, weil sich der Nationaltrainer mit den Firmenteams arrangieren muss, die eigene Interessen haben, so dass sich die Suche schwierig gestalten würde.[/FONT]
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[FONT="]Zum dritten das Material: Ich bleibe dabei, dass man derzeit einen Rückstand hat.[/FONT]
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[FONT="]Nachwuchs - das ist ein schwieriges Feld. Es gibt sehr viele skispringende Kinder in Japan. In den Zentren, also Hokkaido, Region Nagano und auch einigen anderen Orten mit den entsprechenden natürlichen Bedingungen ist Springen und Langlauf Teil des schulischen Sportangebots. Und dort ist eben der Unterschied zu Europa. Sie betreiben ihren Sport in der Schule, nicht in spezialisierten Clubs und sind sicherlich aus diesem Grund mit 16 oder 18 nicht so weit wie ihre Altersgenossen in GER, AUT, SLO oder POL. Mit dem Schulabschluss fällt dann die Entscheidung für den weiteren Lebensweg und der ist in Japan meist bestimmt durch den Besuch einer Hochschule. Dort kann man sich zwar eine suchen, wo man weiterhin springen kann, doch das Training ist wohl nur selten so intensiv möglich wie es erforderlich wäre (Ausnahmen sind Kobayashi J. und mehr noch die Watabe-Brüder). Die Bildung im Hinblick auf einen späteren Beruf hat in den allermeisten Fällen Vorrang. Es gibt keine Möglichkeit, sich eine Profi-Karriere, wie hierzulande üblich, vom Steuerzahler finanzieren zu lassen. Und so verpuffen viele junge Talente, weil sie Nachteile für ihre berufliche Zukunft befürchten, sollten sie diese einige Jahre lang für eine Sportkarriere aussetzen.[/FONT]
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[FONT="]Man könnte sich einfach hinstellen und sagen: Dann müssen sie es eben genauso machen wie man es in Europa macht. Das wäre der typische eurozentristische Ansatz, der nicht funktionieren kann.[/FONT]
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[FONT="]Mit viel Einsatz haben sie es zweimal geschafft, die Weltspitze zu bestimmen, jeweils hin zu den Olympischen Spielen im eigenen Land. Nach dem ersten Mal haben sie nach dem Triumph einfach abreißen lassen, nach dem zweiten Mal haben sie sich etwas zu lange auf den Erfolgen ausgeruht und Regeländerungen haben ihnen den letzten Stoß versetzt. Aber man war trotzdem nicht ganz weg vom Fenster. Nun steht man wohl mal wieder am Scheideweg und wir wollen mal den Optimismus behalten, dass sie nicht in finnische Abgründe stürzen.[/FONT]
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[FONT="]Wir Fans sollten dankbar sein, sie hier bei (fast) jedem WC zu sehen.[/FONT]
[FONT="]Ich könnte mir gut vorstellen, dass viele europäische Springer längst das Handtuch geworfen hätten, fände im WC nur ein einziges Wochenende in Europa und sonst alle Springen in Übersee statt.[/FONT]
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[FONT="]Noch ein Satz zu den Damen. In drei Punkten haben sie einen Vorteil gegenüber den Herren: einen lockereren WC-Zeitplan, der längere Heimataufenthalte zulässt, zwei zusammenhängende WC-Wochenenden mit Heimvorteil und eine japanische Renndirektorin.[/FONT]
[FONT="]Hinzu kommt für Takanashi ein intensiver Kontakt zum Skiausrüster zum beiderseitigen Vorteil.[/FONT]