Nachdem es heute so ein frustrierender Tag für Team Japan war, an dem Sara ihren zweiten Sprung unter Tränen absolvierte, danach in sich zusammensackte und von den anderen in den Arm genommen wurde, sollten wir uns nochmal an dem gestrigen Resultat erfreuen!
Hier ist ein Artikel aus der Mainichi-Zeitung:
Genau 50 Jahre nach „jenem Tag“, als die „Japanische Fliegertruppe“ das Siegerpodest allein einnahm, wurde eine neue Geschichte geschrieben. Am Abend des 6., beim Herren-Skispringen der Olympischen Spiele in Peking, gewann der 25jährige Kobayashi Ryôyû (Tsuchiya Home) die Goldmedaille. Den Gipfel auf der Normalschanze zu erreichen, war das erste Mal seit Kasaya Yukio bei den Olympischen Spielen in Sapporo 1972 (damals 70-Meter-Schanze). Seinem im selben Jahr geborenen Lehrmeister Kasai Noriaki liefen die Tränen aus den Augen.
Im Staatlichen Skisprungzentrum von Zhangjiakou war Kasai zugegen. Normalerweise hat er die Rolle eines Springers und Mannschaftsführers und leitet Kobayashi an. Doch bei diesen Spielen brach die Kette seiner acht Olympiateilnahmen in Folge ab und er ist als Kommentator für einen Fernsehsender am Ort, wo er die imponierende Leistung in der vordersten Reihe der Medienleute verfolgte. „Die angestauten Tränen sind alle herausgeströmt. Ich freue mich ungeheuer. Ich habe noch nie live von so einer Stelle aus alles beobachtet. Deshalb macht es mich wirklich glücklich, wie vor meinen Augen mein Lieblingsschüler Gold holt“, sagt er tief bewegt.
Am 6. Februar vor 50 Jahren bei den Spielen von Sapporo bestiegen an der 70-Meter-Schanze Kasaya, Konno Akitsugu und Aochi Seiji das Podest. Der vier Monate danach geborene Kasai freut sich: „Das war mein Geburtsjahr. Die Goldmedaille nach 50 Jahren ist eine Glanzleistung und eine, die – so meine ich - zur Legende werden wird.“
Kasai schmückte sich im Alter von 41 Jahren bei den Olympischen Spielen in Sotschi mit der Silbermedaille auf der Großschanze, an den vorigen Spielen in Pyongchang nahm er gemeinsam mit Kobayashi teil. In der darauffolgenden Saison hatte Kobayashi als erster Japaner den Gesamteinzelweltcup gewonnen und sich an die Weltspitze katapultiert. Kasai beschreibt dessen Heranreifen und spürt dessen Stärke: „Er hat in den letzten vier Jahren seinen unübertroffenen Sprung ausgebildet. Derzeit scheint niemand an ihn heranzureichen. Er könnte auch auf der Großschanze und bei den anderen Wettbewerben Gold gewinnen.“ Darüber, dass nun sein Lieblingsschüler das Olympische Gold, das ihm, der nie aufgibt, verwehrt blieb, geholt hat, freut er sich, als sei es seines: „Ich bin kein bisschen traurig.“
Von Kasai interviewt, sagt Kobayashi: „Ich freue mich, dass wir diesen Moment gemeinsam erleben können.“ Als er hört, dass Kasai Tränen vergossen hat, sagt er lachend: „Wirklich? Das hätte ich gern gesehen.“ Es ist eine Goldmedaille in einem Wettkampf, in dem viele Springer nicht zu ihrem Normalgefühl fanden und ihr Potential nicht ausschöpfen konnten, eine, wo er den Worten Taten folgen ließ. Die Bemerkung, man sagt, bei Olympia gäbe es einen Dämon, erwidert er mit: „Nein nein, vielleicht war ich der Dämon.“ Gefragt, was er damit meine: „Nichts weiter. Kam mir nur gerade so in den Kopf.“ Normalerweise ist er eher schweigsam, aber hier gibt er mit den Worten „Alles habe ich von ihm gelernt“ zum Ausdruck, dass ihm die höchstmögliche Dankbarkeitsbezeigung gelungen ist und er versteckt seine emotionale Hochstimmung nicht.
https://mainichi.jp/articles/20220207/k00/00m/050/052000c