Naja mit der Beliebtheit ist das so eine Sache. Aus meiner Sicht liegt es nicht vordergründig an der Person Zverev, dass seine Erfolge keinen außerordentlichen medialen oder öffentlichen Hype auslösen. Also in den Tagesthemen am Sonntag wurde über seinen Titel in Madrid berichtet. Das hat schon eine gewisse Bedeutung. In den Tagesthemen werden eigtl. nur die absoluten Sporthighlights gezeigt. Also eine Berichterstattung zur Primetime gab es.
Einen Zverev-Hype gibt es allerdings nicht, das ist richtig. Das liegt aber daran, dass Tennis in der BRD seit den 2000ern und dem Abdanken von Graf und Becker wieder zu einer Randsportart verkommen ist. Ob da nun Halle zum 500er aufgewertet wurde oder ob es wieder mehrere kleine Frauenturniere in Deutschland gibt, spielt doch kaum eine Rolle und heißt nicht gleichzeitig, dass Tennis wieder einen höheren Stellenwert in der Öffentlichkeit bekommen hat. Da können Zverev, Struff, Kohlschreiber, Kerber, Petkovic, Görges usw. machen was sie wollen. Sie müssen damit leben, dass Fussball alles überstrahlt. Da helfen auch 3 GS-Titel nix.
Zumal bspw. eine Kerber aufgrund ihrer Art und ihrer Persönlichkeit auch nie groß im Rampenlicht stehen wollte. Sie hat nie einen Hype eingefordert oder sich beschwert.
Zverev sollte sich daher über die fehlende deutschsprachige Frage in der PK in Madrid nicht allzu sehr pikieren und sich im Bewusstsein, dass Tennis in Deutschland nun mal eine Randsportart ist, einfach weitermachen, fertig! In der Tennisszene und auch bei Tennisfans bekommt er schon recht viel Anerkennung, das sollte er zu schätzen wissen. Nicht jeder kann so sein wie ein Boris Becker, eine Steffi Graf, ein Federer oder ein Nadal, wenn es um die Beliebtheit geht, so ist das Leben!
Wobei die Beliebtheit eines Sportlers und das nationale Interesse/Popularität der jeweiligen Sportart auch nochmal zwei Paar Schuhe sind. Aber es hängt miteinander zusammen.
Ich denke, so wie
@DocBrown das in seinem Posting beschrieben hat, so sehen ihn wahrscheinlich einige Leute in Deutschland. Inwiefern das der Wahrheit entspricht, steht dann auf einem anderen Blatt.
Aber du,
@Jones und
@Tuco sprecht natürlich einen weiteren wichtigen Punkt an, nämlich die Tatsache, dass Tennis in Deutschland nicht mal mehr in Ansätzen das Standing hat, welches es in den 80ern und 90ern hatte, weil sich die Medienlandschaft zu stark verändert hat. Selbst Becker und Graf könnten heutzutage nicht mehr den Boom von damals generieren. Das sollte auch nicht der Maßstab sein.
Um Tennis in Deutschland wieder populär zu machen, da müssten einige Dinge zusammen kommen und das wäre sehr sehr schwer umzusetzen. Dazu brächte es wahrscheinlich langfristige Erfolge von deutschen Spielern und im Optimalfall einen charismatischen Spieler (wie z.B. Becker damals). Aber vor allem bräuchte man mehr TV-Übertragungen und es müsste den Zuschauern auch anders vermittelt werden als früher. Ich halte wenig davon, wenn man z.B. mal punktuell ein Match von München oder Stuttgart überträgt. Ein Nicht-Tennisfan bekommt davon nichts mit und wenn er da mal zufällig einschaltet, weiß er überhaupt nicht, wie er das einordnen soll. Welche Wettbewerbe und Turniere gibt es? Was ist wie wichtig? Wie funktioniert das Ranking? usw...
Neben der Abhängigkeit von deutschen Erfolgen ist mMn die Nicht-Planbarkeit von Tennis das große Problem. Beim Fußball und anderen Sportarten gibt es feste Zeiten, zu denen die Spiele angesetzt sind, z.B. beim Fußball weiß jeder, dass samstags um 15.30 Uhr die BL Spiele sind. Beim Tennis sind da zu viele Ungewissheiten...die Zeitverschiebung, ein Spiel kann aufgrund von Regen oder längeren Spielen davor viel später losgehen usw...
Wir hatten doch bei dem Thema mal eine Diskussion in irgend nem anderen Thread. Ich fand den Vorschlag von
@Jones damals cool, dass es für die ÖR durchaus möglich wäre Wimbledon zu übertragen, wenn man das sehr durchdacht macht. Z.B. ein Match eines deutschen Spielers (z.B. Zverev) pro Tag und 30min Highlights auf dem Hauptsender + eben mehr ab dem VF/HF und ansonsten eben auf One, ZDFneo (ich weiß nicht, welche Spartensender dazugehören und wie das so zusammenhängt) oder so. Jones meinte glaub ich mal, dass dies beispielsweise bei der Tour de France mal so gemacht wurde. Wimbledon ist halt vielen Zuschauern auch heute noch ein Begriff und da wäre vielleicht schon was möglich.
Wobei es Tennis diesbezüglich im Gegensatz zu einigen anderen Sportarten sogar noch gut geht. Immerhin laufen 3 der 4 wichtigsten Turniere im free-TV auf Eurosport und die machen da bei der Übertragung auch einen guten Job. So viel ich weiß, sind auch die Quoten gut. Thiem vs Zverev bei den USO soll ja sehr gute Einschaltquoten gehabt haben.