Dafür dass Klitschko mit 41 Jahren noch in Joshua den stärksten Herausforderer boxt, hat er den größtmöglichen Respekt verdient! Da ist man im Boxen grundsätzlich Anderes gewohnt.
Für Klitschko tuts mir insofern leid, dass mit Leuten wie Joshua und Wilder erst jetzt, quasi schon im "Winteranfang" seiner Karriere, die spektakulären Gegner auftauchen, die er in seiner Prime mit ca 32-34 Jahren , als ein Chagaev und Co so ziemlich das Beste waren, was das HW zu bieten hatte, so dringend gebraucht hätte.
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Aktuell spricht außer der Erfahrung einfach wenig für Klitschko. Seine letzten zwei Kämpfe waren ziemlich schlecht. Fury hat extrem clever und vor allem völlig unorthodox geboxt, aber Jennings hat doch null abgeliefert. Doch allein durch Jennings 'quirliges' Auftreten war Klitschkos Timing an dem Tag ziemlich daneben. Gegen den statischeren Pulev hat er dagegen jedoch geglänzt. Zudem stand er neben seinem fortgeschrittenen Alter noch 1,5 Jahre nicht im Ring.
Wirkt diese Pause zusammen mit der ungewohnten Herausfordererrolle befreiend oder bewirkt sie doch eher das, was man zunächst vermuten würde, nämlich das genaue Gegenteil?
Die selbe Frage bei Joshua. Er ist der Favorit, alle erwarten, dass er den "alten Herrn" KO schlägt und das HW für die nächsten 5 oder gar 10 Jahre dominiert. Wie geht er mit diesem Druck um? Klitschko kennt diese Situation zur Genüge, für Joshua ist das Neuland. Entscheidend wird sein wie Joshua die ersten Runden am Samstag boxt.
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Von Fury würde ich zunächst einmal nicht auf Joshua schließen. Joshua ist doch eher unbeweglich im Oberkörper und boxt offensiv, ähnlich wie Klitschko selbst, sehr geradlinig. Boxt Joshua ähnlich zurückhaltend, wie den gesamten Kampf über gegen Breazeale, gebe ich Klitschko sehr gute Chancen in den Kampf zu finden und auch das Ruder an sich zu reissen. Joshua hat seinen Jab gegen Whyte und Co doch eher spärlich eingesetzt.
Will Joshua aber Klitschko ähnlich wie Whyte gleich zu Beginn überrollen, ist absolut unklar was passiert. Bricht Klitschko mental ein? Zeigt er nach Pulev ein weiteres Mal, dass ein Bumrush gegen ihn verheerende Folgen haben kann?
Im Grunde spricht viel für einen KO-Sieg für Joshua, nach Punkten würde ich aber Klitschko favorisieren. Äußerst fraglich ist allerdings, ob ein 41-jähriger, der hier womöglich seinen letzten Kampf macht, einen Punktsieg gegen einen Boxer bekäme, von dem ein Eddie Hearn die nächsten Jahre regelmäßige PPV-Einnahmen fest eingeplant hat. Für einen eindeutigen Sieg in 117-111-Manier oder höher reicht die Lobby Klitschkos, aber 'close but clear' wird er hier in meinen Augen wohl kaum gewinnen. Jedoch denke ich sowieso, dass morgen schon sehr früh erkennbar wird, für wen es 'läuft' und für wen nicht. Ich glaube nicht an einen knappen Kampf über die volle Distanz.
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Auf der einen Seite gönne ich Klitschko so einen Sieg zum Ende der Karriere, aber wenn eine neue HW-Ära eingeleitet wird, wäre das auch nicht schlecht. Auf jeden Fall wünsche ich Klitschko, dass er hier, ob Sieg oder Niederlage, mit einer respektablen Leistung auftritt und dann auch abtreten kann. Das hat er einfach nach so einer langen Zeit an der Spitze verdient. Die Fury-Niederlage hat schon sehr an ihm genagt.
Ich sehe zwar noch Joshua als knappen Favoriten, vom Gefühl er würde ich aber auf einen Sieg für Klitschko in Runde 8-10 tippen. Ich denke Joshua wird zögerlich beginnen, Klitschko findet in den Kampf, gewinnt an Selbstbewusstsein und schaukelt das Ding über die Erfahrung.