Mich hat sein Spiel auch echt überzeugt: guter Aufschlag, gegen einen Weltstar vor der Kulisse natürlich gute Beine und Kampfgeist. Aber auch durchaus Spielwitz, viele Stopps, auch immer wieder mal vorne, beim Volley dann meistens sicher, vorne immer gut die Räume abgedeckt. Das war nicht so powervoll wie normalerweise bei Alcaraz, aber von dessen Spielidee gar nicht sooo weit entfernt. Dass er dann über das gesamte Match der dominierende Mann ist und das Spiel durchsetzt - und eben nicht die Nr.1 ... das ist dann natürlich schon ne Nummer,
Meistens entscheidet ja am Ende die Konstanz über die Karriere. Ob Maroszan dieses Level halten kann - keine Ahnung, wahrscheinlich eher nicht. Aber er hat gezeigt, dass er richtig was drauf hat und über ein starkes und flexibles Repertoire verfügt. Er scheint ja ein Mann der sehr kleinen Schritte zu sein:
- zuerst 2 Jahre nur Mini-Futures in Ungarn gespielt
- dann zwei Jahre auch echte Futures im Ausland, da u.a. ein Finale gegen einen 17jährigen Musetti gespielt.
- erstes Challenger erst mit 22 und gleich HF mit Siegen über Stakhovsky, Kamke und Novak
- im Jahr drauf erster Challenger Titel gegen Dzumhur. Dazu Finale in Bratislava mit Siegen gegen Struff und Rodionov
- dieses Jahr mit 23 die ersten ATP-Versuche. Erst quali-Niederlagen, aber hier in Rom dann Siege über Moutet und Lehecka
Kein Himmelsstürmer also, aber einer, der sich Stück für Stück näher an alles herantastet. Und dann auch besteht.
Heute hatte ich den Eindruck, dass der Junge ganz genau weiß, was er eigentlich drauf hat, wenn es läuft. Das erste Mal vor einer solchen Kulisse, das erste Mal im AF eines Masters, überhaupt das erste Mal im Hauptfeld eines ATP-Turniers. Das erste Mal gegen einen Weltstar vor Fernsehkameras. Das erste Mal um richtig viele Punkte, die die nächsten Turniere deutlich leichter machen. Das erste Mal um echtes Geld: Maroszan hat in Rom jetzt schon mehr verdient als bis Ende 2022 in seiner gesamten Karriere.
Und der überpowert nicht, wird nicht nervös, reitet auch auf keiner Euphoriwelle - sondern bleibt ganz bei sich und liefert ganz souverän allemal ein Top2o-Match ab. Und zwar von Beginn an von oben. Maroszan hatte fast das gesamte Match über das Kommando.
Das habe ich so unerwartet cool und souverän bei einer solchen Konstellation wirklich lange nicht gesehen. Ich bin schwer beeindruckt vom Spiel, aber vor allem von der mentalen Stärke Maroszans.
Das war ungefähr so, als würde der VfB Oldenburg Bayern München im Pokal besiegen: und zwar mit 65% Ballbesitz und einem Plus bei Torschüssen, Zweikämpfen, etc. Das "wie" hat mich weit mehr beeindruckt, als der Sieg an sich.