Ich bin auch gespannt, wer morgen spielt. Auch wenn es durchaus möglich ist, dass Weide gegen Anderlecht und Mitch dann gegen Berlin wieder spielt, rechne ich eher damit, dass Mitch beide Spiele macht. Jedes Spiel gibt dem Jungen jetzt Sicherheit, auch wenn er alles andere als angespannt wirkt.
Kloppo ist niemand, der so mir nichts dir nichts rotiert und schon gar nicht auf dieser wichtigen Position. Hinter dem Einsatz von Langerak steckt also Kalkül und gerade durch den Sieg wird er das zarte Selbstvertrauen der Mannschaft nicht dadurch zerstören, dass er das "Winning Team" unnötig auseinanderreißt.
Ich fand ganz spannend, was mass gesagt hat: als Außenstehender Personalentscheidungen zu beurteilen fällt immer leicht. Aber Klopp sieht die Jungs jeden Tag im Training und kann neben den sportlichen Leistungen auch Dinge wie Körpersprache, Kommunikation oder Wirkung auf die Mitspieler beurteilen.
Aus eigener Erfahrung als Co-Trainer einer Bundesligamannschaft (kein Fußball) habe ich mich an eine ähnliche Situation bei uns erinnert: 2 Torhüter, einer der erfahrene Mittdreißiger, der permanent unter Strom stand und nach jedem Fehler seine Vorderleute zusammengestaucht hat. Dahinter der 17-jährige, Riesen-Talent, aber zurückhaltend, fast schüchtern, damit aber mit einer unheimlich ruhigen Ausstrahlung auf die Mannschaft. Irgendwann haben wir den jungen als Stammtorhüter eingesetzt, weil sich die Mannschaft bei Gegentoren regelmäßig zerfetzt hat und wir so hofften, Ruhe in die Mannschaft zu kriegen. Klar hat er am Anfang einige Fehler gemacht, aber an sich hat es funktioniert: die Mannschaft war ruhiger, konzentrierter, half sich gegenseitig mehr und kriegte so automatisch weniger Gegentore.
Auch wenn ich beide Torhüter nur anhand ihrer Spiele einschätzen kann, sehe ich hier Parallelen: Weide ist der Torhüter, der nach einem halbwegs freien Schuss des Gegners mit weit aufgerissenem Mund die Verteidiger zur Sau macht (man erinnere sich an die Szene mit Reus aus dem vergangenen Jahr, als dieser nach seiner Auswechslung noch von der Ersatzbank aus Richtung Weidenfeller zurückschrie). Mitch ist der australische Sonnyboy, der gefühlt immer lächelt und den Charme eines Zwölftklässlers versprüht, der sein Glück kaum fassen kann, mit den Profis einzulaufen. Auch wenn er absolut nichts zu tun bekam gegen Hoffenheim, war seine Ausstrahlung eine andere als die von Weidenfeller. Hier der Daumen hoch für Schmelzer, da das Abklatschen mit Subotic, letztlich die Absprache mit Hummels vor dem Freistoß. Zudem scheint er mit beiden Füßen gleich stark zu sein (und nicht gleich schwach wie Weide) und haut zur Not auch mal einen auf die Tribüne, bevor er einen gedeckten Verteidiger mit einem Flachpass in die Bredouille bringt.
Kurzum: leistungsmäßig nehmen sich beide Torhüter vermutlich nicht viel, wahrscheinlich ist Weide in Form sogar der bessere Keeper. Aber rein von der Ausstrahlung, vom mentalen Zusammenspiel in der Mannschaft passt ein Langerak, der nahezu ein Alter mit Schmelle, Hummels und Subotic hat, einfach deutlich besser ins Team. Und das dürfte in der jetzigen Situation den Ausschlag geben: wenn eine Mannschaft da unten raus will, geht es es vor allem um Einsatz, darum, alles für den Mitspieler zu geben und ggf. einen Weg mehr zu machen, um den Fehler eines Anderen auszubügeln. Einen "Unhaltbaren" von der Linie zu kratzen ist derzeit zweitrangig hinter dem Anliegen, dem Gegner keine 100-Prozentige zu erlauben.