Wir mutmaßen ja alle irgendwie nur, aber die Aussage von solomo scheint auch für mich relativ plausibel. Tuchel lebt scheinbar ein bisschen in seiner eigenen Welt, ist ein Perfektionist, der Ernährung, Trainingsdosierung, Einzel- und Teamtaktik und persönliches Verhalten (Stichwort: Höflichkeit) bestimmen und zu einem großen Ganzen verschmelzen will, weil er sich davon das bestmögliche Ergebnis erhofft. Damit bist du als Einzelner aber überfordert und Mannschaftssport funktioniert so auch nicht. Da musst du auch ein Gespür für Strömungen innerhalb der Mannschaft haben, dafür, welche Spieler am meisten respektiert und akzeptiert werden. Du musst ein Gefühl dafür entwickeln, wann ein Spieler mies drauf ist (mental) und eine Pause benötigt und wann er einfach nur ein Erfolgserlebnis braucht. Ich war sicher nicht der Einzige, der in der Saison das Gefühl hatte, dass Pulisic und Dembele teilweise überspielt waren und eine Pause benötigt hätten. Tuchel hat z.B. Dembele trotzdem kaum Pausen gegönnt.
Klopp z.B. hatte da natürlich einen großen Vorteil: Krawietz macht die Videoanalyse, Buvac hat sich überwiegend um die Taktik gekümmert, galt als das "Brain" des Trainerteams. Klar haben sich beide intern mit Klopp abgesprochen, aber es gab da halt gegenüber der Mannschaft schon ein Stück weit eine Trennung. Damit konnte sich Klopp auf sein Kerngebiet konzentrieren, die Einstellung und Aufstellung der Mannschaft und die grundlegende Vermittlung der Spielidee.
Wenn du versuchst, alles zu kontrollieren und von jedem Spieler in jedem Spiel Perfektionismus zu verlangen, verlierst du die Spieler eben irgendwann. Dasselbe gilt in allen Bereichen des Lebens: man ist selbst nicht perfekt und wenn ich das im Gegenzug aber permanent von Anderen erwarte, zeigen die mir auch irgendwann einen Vogel.