Folgt ein kleiner Roman, ich entschuldige mich schon im Vorfeld. Habe eine Operation gestern Abend gehabt und finde deshalb viel Zeit für Nebensächliches
@Deontay Ich weiß, Du hältst viel von Favre, was ich als Gladbachfan auch verstehen kann. Aber nur, weil es sich herausstellt, dass Rose scheinbar nicht so passend ist für den BVB, macht das doch Favre nicht geeigneter... Favre passt mit seiner grundsätzlichen Herangehensweise nicht zu einem Club (jetzt habe ich tatsächlich erst mal "Klopp" geschrieben, sagt auch was aus
) wie dem BVB, der sich dem emotionalen Pressingfußball verschrieben hat.
Das ist mir durchaus bewusst. Es ging mir auch keine Sekunde darum Favre irgendwie schön zu schreiben, es ist lediglich ein Verweis darauf, dass der Verein seine Hausaufgaben scheinbar nicht macht. Wenn ich Pressing spielen möchte, verpflichte ich nicht Favre. Wenn mir die Jugend wichtig ist, verpflichte ich womöglich nicht Rose der mit Gladbach eine Truppe auf den Rasen starten ließ, welche eher dem Ältestenrat unseres Präsidiums ähnlich sah. Wenn ich mich dann doch entschließe Rose zu verpflichten, dann müssen solche Dinge im Vorfeld genau erörtert werden.
Da muss der Verweis auf die Altersstruktur fallen und dann der Hinweis wofür Borussia Dortmund stehen soll. Attraktiver Offensivfußball, bestmöglich mit jungen Spielern. Das ist kein Wunschkonzert, es ist die Realität. Man ist auf hohe Erlöse angewiesen, so lautet das Transfermodell.
Und hierbei nehme ich dann eben die sportliche Führung in die Pflicht. Wenn man 5 Mio € in Pandemiezeiten für einen Trainer in die Hand nimmt, dann muss die Personalie sitzen. Nagelsmann hat ein neues Zeitalter verkünden lassen bei der Ablöse für einen Trainer, aber wenn wir überlegen was 5 Mio. € noch vor einem Jahr für einen Trainer bedeutete, dann kann man daran gut erkennen, dass der Transfer durchaus historisch war. Im Anschluss folgten dann Hütter und Nagelsmann. Bei Rekorddeals erwarte ich, genauso wie bei Spielern, maximales Scouting.
Wenn ich den Sega Fußball Manager (lustiges Beispiel, ich nutze es Mal) anmache und mir einen Verein suche zum Coachen, dann werde ich sofort mit der Philosophie des Vereins konfrontiert. Wenn ich beim SC Freiburg arbeiten möchte, dann
muss ich ein laufintensives Spiel integrieren, das erwartet die Vereinsführung von mir.
Nehmen wir an, ich würde das nicht tun, aber die Resultate sind dennoch okay, dann kriege ich trotzdem Probleme mit der Vereinsführung. Ähnlich würde ich das beim BVB aktuell auch sehen. Sportlich läuft es in der Bundesliga ziemlich gut, aber auf Talente zu verzichten ist ein Knackpunkt der eben auch sportliche Resultate nicht entschuldigen kann.
Wenn ich der BVB bin, kann ich nicht Conte holen. Wenn ich Rose geholt habe, dann muss er sich spätestens zu der neuen Saison mit der Jugend versuchen. Wenn er sich nicht als den richtigen Mann sieht, dann muss eben eine Veränderung vollzogen werden.
Diesen Punkt des fehlenden Scoutings kann ich einfach nicht nachvollziehen. Man könnte meinen, der Profifußball sei ein Hort von maximaler Professionalität. Und dann macht man handwerklich so offenkundige Fehler wo sich jeder Laie denkt, wie kann das sein? Wie kann es sein, dass man für Schulz, einen soliden Spieler im richtigen System, unverschämt viel Geld in die Hand nimmt?
Wenn ich ein 5-3-2 spiele, ein laufintensives 5-3-2, wo auch Mal ein Ball auf die Tribüne gehen kann, dann verpflichte ich Schulz für 8 Mio. Eintracht Frankfurt wäre ein Kandidat, Schulz bringt mit seiner Physis Vieles mit, wäre natürlich ein massiver Qualitätsverlust gegenüber Kostic aber jeder weiß, dass man Kostic ohnehin nicht 1 zu 1 kompensieren kann. Auf der anderen Seite könnte man ebenfalls auch Wolf spielen lassen, solider Spieler, gute Mentalität. Aber für solche Spieler darf ich keine 5-6 Mio. € Gehalt bezahlen, und solche Spieler darf ich nicht in der CL kicken lassen wenn ich die spielbestimmende Mannschaft bin.
Das sieht einfach jeder der nur etwas Gefühl für die Materie hat, nur Zorc (?) sieht es nicht. Bei Rose verhält es sich exakt genauso so.
Für mich wäre Baumgart ein Trainer, der wie A... auf Eimer zum BVB passt, aber der war zu dem Zeitpunkt, als man den Favre-Nachfolger gesucht hat, schlicht zu klein. Auch hätte man mit Terzic vermutlich weitermachen sollen, aber man hat sich sehr früh auf Rose festgelegt.
Baumgart hätte vielleicht nicht das Format dazu solch einen großen Verein zu coachen. Er tendiert zu einer Kultperson zu werden, sicherlich ein Typ der diese plastische Bundesliga aktuell gut gebrauchen kann, aber viele würden in Basler das ebenfalls sehen. Sicherlich verfolgt Baumgart einen interessanten Ansatz, am Spannendsten ist es zu sehen, wie er diesen mutigen Ansatz auch mit spielerisch schwächeren Mannschaften verfolgt. Paderborn, nun auch Köln, das sind nicht wirklich Teams wo man Offensivfußball erwartet. Gisdol war ja im Grunde exakt das Gegenteil von dem, was Baumgart aktuell spielen lässt.
Aber nun zu Deiner Behauptung. Baumgart lässt einen flankenreichen Fußball spielen. Wenn man sich die Werte anschaut, dann ist das eindrucksvoll. Es ist kein Zufall, dass Modeste die höchsten Zahlen auf der Welt liefert was Kopfballtore angeht. Der BVB hatte unter Favre Flankenverbot, man würde somit komplett falsche Vorzeichen haben. Baumgart lässt Flanken schlagen, der BVB spielte zuvor keine. Hat was von United. Solskajer hat kein Pressing spielen lassen, Rangnick steht dafür.
Man muss für dieses System auch Mittelstürmer haben die in der Luft stark sind. Solche Spieler waren zuletzt beim BVB niemals beliebt. Lewandowski wäre es am Ehesten noch gewesen, ansonsten waren es eher spielstarke 9er. In Köln hat er mit Modeste + Andersson vielleicht das beste Sturmduo in der Luft. Union unter Fischer verfolgte auch diesen Ansatz und hat eine starke Mannschaft in der Luft, Baumgart könnte genauso gut mit Union erfolgreich seinen Fußball spielen lassen. Schick, Alario. Kombination aus Sosa + Kalajdzic. Bielefeld hat gute Jungs in der Luft mit Klos und Serra.
Wolfsburg hatte Weghorst und nun Wind. Da würde ich auch Flanken versuchen, aber Haaland (leider im Kopfballspiel nicht gut trotz seiner Paramater) und Malen bieten sich imho dafür nicht an.
Deshalb glaube ich, dass Baumgart nicht unbedingt die perfekte Personalie wäre. Baumgart sollte nach England gehen, sein Style würde dort perfekt harmonieren. Vielleicht gar bei Norwich, in die zweite Liga im Sommer gehen und den Aufstieg so sichern, dann wäre ein Trainer, den die ganze Welt kennt.
Abschließend noch etwas über einen möglichen Trainerkandidaten. Ich würde wirklich Terzic im Auge behalten. Vermutlich wird er nicht mehr so stark performen wie zu seiner ersten Zeit, aber er hat imho den Blick auf das Wesentliche. Er weiß worauf es ankommt. Athletik
Er hat in der CL sogar Knauff aufgestellt weil er eben Pace haben wollte auf den Flügeln, etwas, was vollkommen dem Kader abgeht aktuell.
Rose hat das Problem ja ebenfalls. Unter Terzic würde man zumindest gute Außen wohl verpflichten die im 1 vs. 1 auch Tiefe geben können. Gute Kicker die einfach zocken, da muss nicht jedes Dribbling sitzen, aber das täte dem Spiel wirklich gut. Transfertarget muss es im Sommer also sein, junge - mutige Spieler auf den Außen zu verpflichten, wenn Rose diese nicht ins Spiel einbindet, dann eben einen neuen Trainer gleich dazu.