Hier kommen wir nämlich zum nächsten altbackenen Irrweg, "du kannst nicht mit 11 Zauberern erfolgreich sein". Die Leute die das sagen, verpöhnen 1. Kicker die gut mit dem Ball umgehen können, eigentlich das wichtigste Kriterium für einen Fußballer und 2. sie verlangen mindestens 3-4 Antis oder moderater ausgedrückt, schlechtere Kicker die dafür nach außen hin deren Vorstellungen der Ur-Tugenden erfüllen.
Wieso soll man denn nicht auf jeder Position mit Kickern besetzt sein, die allesamt überdurchschnittlich mit der Kugel umgehen können, eine überdurchschnittliche Spielintelligenz mitbringen und viele Situationen fußballerisch auflösen können?
Das fett markierte ist doch am Ende das wichtigste Kriterium. Natürlich sollte jeder Spieler eines Topteams für seiner Position eine überdurchschnittliche Technik mitbringen. Dazu sollte er auch athletisch genug sein, um den gewünschten Fußball umsetzen zu können. Aber das allerallerwichtigste ist doch die Spielintelligenz. Die Fähigkeit, schnell und möglichst im Voraus Situationen zu erfassen und dann auch schnell die richtigen Entscheidungen für Pass/Laufweg/Zweikampf zu treffen. Das entscheidet einen richtig guten Spieler von einem guten und ist am Ende wichtiger als die reinen Skills am Ball.
Und wenn man auch in CL-KO Spielen u.ä. bestehen will, muss der Spieler auch das Mindset haben, um das alles auch und gerade unter extremem Druck zu können. Was natürlich dann auch das Thema Mentalität betrifft, viel mehr als grätschen und Gras fressen zu wollen.
Ein Team wie der BVB (gilt für Bayern genauso) brauch natürlich einen treffsicheren Stürmer und dazu vielleicht noch 2-3 sogenannte "Unterschiedsspieler", die Situationen auch mal (natürlich nicht immer, auch die müssen spielintelligent sein) über rein technische Skills auflösen können. Der Rest muss natürlich gut kicken können, vor allem aber müssen alle anderen "intelligente" Spieler mit hervorragender Auffassungsgabe und guter Entscheidungsfindung/taktischem Verständnis sein. Das ist eben gemeint, wenn man von den 11 Zauberern spricht, mit denen man nicht spielen kann. Dass der Kader von den Spielertypen homogen und in der Lage sein sollte, ein gewisses System zu spielen, ist ja eh klar.
Wenn du dann noch in jedem Mannschaftssteil einen Spieler hast, der auch noch in der Lage ist, in schwierigen Situationen besonders viel Verantwortung zu übernehmen und dazu noch das Gespür dafür hat, wann seine Mitspieler welche Hilfestellung brauchen, dann hast du obendrauf auch noch die berühmte Achse.
On top kommt dann noch eine gute und leistungsfördernde Gruppendynamik. Gutes Mannschaftsklima, vom Sozialverhalten her ausgewogen und trotzdem mit genug konstruktiver Reibung.
Wenn du als Verein das alles zusammen hast, hast du einen Topkader, dafür muss es nicht einmal zwingend der individuell stärkste der Liga sein (er muss natürlich individuell konkurrenzfähig sein). Das Alter der Spieler ist dafür erst einmal nebensächlich. Junge Spieler bieten mehr Entwicklungsmöglichkieten, sind oft günstiger und können teurer verkauft werden. Sie sind natürlich auch oft lernfähiger und lernwilliger, das ist ein echtes Plus. Gleichzeitig zeigt die Fußballgeschichte aber eben auch, dass die Spielintelligenz durch Erfahrungswerte maßgeblich mitbestimmt wird. Ein Kader
muss alterstechnisch keine Mischung sein, die Wahrscheinlichkeit, dass das Team auch unter Druck funktioniert, steigt aber natürlich. Natürlich nur, wenn man die Positionen auch mit den richtigen Leuten besetzt.
Das alles sind irgendwo auch Binsen, aber es ist sauschwer, das alles zusammen umzusetzen. Auf CL-Niveau ist es nochmal schwerer, weil steigende Marktwerte auch immer steigende Egos bedeutet. So grandios Streichs Arbeit auch ist, in Freiburg lässt sich der Gesamtplan auch besser umsetzen, als mit 23 Nationalspielern.