Wenn man so einen Rotz an Fussball spielt, über Wochen und Monate und damit dann auch noch punktet, wie eine Spitzenmannschaft, ohne eine Spitzenmannschaft zu sein, dann läuft man irgendwann zwangsläufig gegen die Wand. Wenn schließlich mal ein Gegner merkt, dass er fussballerisch besser sein kann und vor allem will, mit weit weniger individueller Qualität und den Einsatz, den der BVB für die Punkte bringen muss, nur halbwegs matcht, dann ist es eben soweit und es ist nun eben das 3. Spiel in der Liga hintereinander. Dortmund Spiel beruht die gesamte Saison einfach nur auf Einsatz und das sogar in den schlechten Spielen. Es ist dann das Einzige, was noch übrig bleibt, abgesehen von individueller Qualität, die aber eben auch nicht immer stechen kann, wenn man als Team ein einziges taktisch verwirrtes Konstrukt ist, das keinem roten Faden folgt, außer in Führung gehen und dann alles weg zu verteidigen, um auf gegnerische Fehler zu warten. Reicht halt nicht immer.
Spätestens dann, wenn der Gegner Fussball spielen kann, kann man mit Einsatz allein keinen Blumentopf mehr gewinnen, weil man nur noch hinterherläuft, egal wie viel man läuft, egal wie schnell man läuft, egal wie sehr man spuckt, kratzt und beißt. Man wird immer langsamer als der Ball sein und damit auch immer langsamer als der Gegner. Dann sieht es dummerweise auch noch so aus, als würde man keinen Einsatz zeigen und keinen Widerstand leisten. Der Gegner lässt es eben auch gar nicht erst zu. Wenn man heute ergebnistechnisch unter die Räder gekommen wäre, dann wäre das überfällig. Man hat in den letzten Wochen schon desöfteren Glück gehabt, aber allein nach der ersten Halbzeit hätte man schon mit 3 hinten liegen müssen. Das Ergebnis ist noch viel zu niedrig und es ist nicht das erste Mal in dieser Saison so, dass der BVB gut bedient ist mit ebendiesem. Oft hat es für Punkte gereicht, heute nicht.
Überfällig, dass man mal so eine Lehrstunde bekommt, wie eine Spitzenmannschaft spielt und wie man keine Spitzenmannschaft sein kann. Da geht es um ganz simple Dinge, sollte man meinen. Hoeness hat in Hoffenheim schon viel aufblitzen lassen, was Positions- und Direktspiel betrifft, aber da liegen aktuell einfach Welten zwischen dem VfB und dem BVB. Bei uns ist alles vertikal, alles auf dem schnellsten Weg zum Tor und möglichst alle dann in Abschlusspositionen. Beim VfB geht es darum, dass jeder Spieler rund um den Ball etwas anbietet und wenn das nicht mehr verfügbar ist, was initial angeboten wird, dann wird abgebrochen und sofort versucht eine neue Option zu schaffen. Man muss sich einfach mal nur anschauen, wie sich Stuttgart heute im Raum bewegt hat und wie die Bewegungen aufeinander abgestimmt sind. Der Eine kommt entgegen, der Andere geht tief. Funktioniert das nicht, drehen dieselben Spieler das Prinzip um, indem der, der gerade noch entgegen kam, tief geht und der Andere kommt wieder entgegen. Und trotzdem oder gerade deswegen hält Stuttgart den Ball nicht ewig auf einem Fleck, sondern bewegt ihn mit wenigen Kontakten. Da will jeder den Ball, jeder will Fussball spielen und das Schlimme: diejenigen, die für den Ballvortrag zuständig sind, können und wollen es auch noch, was beim BVB nicht von jedem behauptet werden kann.
Tut mir ja Leid, aber genau das ist letztendlich Mentalität: Fussball spielen wollen und etwas dafür tun! Da einfach nur physisch und läuferisch dagegen zu halten, also Einsatz zu zeigen, wird spätestens in solchen Spielen einfach nie reichen, um einen Unterschied zu machen, weil dann letztendich aufgedeckt wird, dass man weniger eine Fussballmannschaft ist, sondern eher eine Leichathletiktruppe. Man muss sich ja auch einfach nur überlegen, dass Kobel heute noch Schlimmeres verhindert hat, getrost als bester Dortmunder auf dem Platz gelten darf, obwohl er 2 Elfer verschuldet hat, indem man komplett ausgespielt wurde. Und noch Schlimmer: Schlotterbeck folgt ihm als IV noch kurz dahinter, was dessen Spielbewertung betrifft. Wir haben heute dermaßen viel Druck bekommen, noch mehr als von den Bayern, dem wir nicht standhalten konnten, weil Well, um Welle, um Welle einprasselte, der man auf Dauer einfach nicht standhalten kann, egal was man macht, um diese Wellen aufzufangen. Es geht eben nicht primär darum, sondern darum, dass man selbst diese Wellen schafft, um beim Gegner dafür zu sorgen, dass er mit keinem Einsatz dieser Welt irgendetwas ausrichten kann ...