Da ich vom Spiel nicht alles mitbekommen hatte und das Drumherum auch erst nicht, hab ich mich hier bewusst etwas zurückgehalten. Nachdem jetzt aber immer mehr auch bekannt wird, Videos veröffentlicht werden und Statements auftauchen, muss ich hier auch mal meinen Senf dazu geben.
Das Spiel - geschenkt. Hatte keine Punkte erwartet und daher geht die Niederlage auch klar. Hätte höher ausfallen können, der Ausgleich am Ende wäre lustig gewesen, aber was solls. Abseits und gut erkannt. Die Geste von Tuchel für mich eher lustig, ich hätte wohl ähnlich reagiert. Gehört dazu. Und beim Blick auf die Tabelle darf Hasenhüttl dann zurückwinken
.
Was die Vorfälle drumherum angeht, hoffe ich, dass man hier jetzt endlich mal richtig durchgreift. RB-Fans mussten in den letzten Jahren schon vieles durchmachen - hier im Osten waren Auswärtsfahrten nach Halle, Dresden oder gegen LOK schon heftig. In der Hinrunde gab es schon diverse Übergriffe, u.a. in Köln, wo Reifen zerstochen wurden, etc. Aber was man hier gesehen hat, war absolut widerlich und gehört auch mit aller Härte bestraft. Die Banner im Stadion ist man ja mitunter gewohnt, aber wo es über übliche Beleidigungen hinweggeht, hört es auf. Die Sprüche gegen Rangnick, das "Bullenschlachten" oder der Spruch "Pflastersteine auf Bullen" sind abartig und da insbesondere letzteres dann auch ja durchgeführt wurde, darf dies nicht ohne Konsequenz bleiben. Dynamo wurde ja auch wegen der Spruchbänder zu einer saftigen Strafe verurteilt. In Zusammenhang mit den bescheuerten Laserpointern und der Metallstange, die auf einen Reporter geworfen wurde, erwarte ich hier einen Teilausschluss der Südtribüne. Alles andere wäre angesichts des bereits laufenden Bewährung für den BVB ein Witz und sicherlich damit zu begründen, dass Rauball seine Hand über seinen Verein hält. Aber hier darf es definitiv keinen Spielraum mehr geben.
Die Aktionen vor dem Spiel zeigen auch mal wieder, dass die Polizei das Gewaltpotential der Idioten unterschätzt. Ein Potential, dass aus meiner Sicht auch teilweise durch die Kommentare von Watzke und Konsorten mitbegründet wird. Gerade Watzke als Vereinsoberhaupt hat mit seinen Aussagen gegenüber RB ordentlich Öl ins Feuer geschüttet und bei der zu einem kleinen Teil (!) bekannt aggressiven Fanszene des BVB kann sowas dann schnell zu den Konsequenzen führen, wenn die Idioten halt sich nur darüber definieren. Ich glaube zwar nicht, dass ein deeskalierender Watzke vor dem Spiel diese Deppen aufgehalten hätte, aber möglicherweise wäre es nicht so extrem gewesen. Ist jetzt von meiner Seite her nur Spekulation, aber Watzke sollte eigentlich seine Fanszene und das Potential kennen. Das gegnerische Anhänger dem RB-Konstrukt gegenüber sehr kritisch ist, ist bekannt, dass es in der Ultraszene ein enormes Gewaltpotential gegenüber RB gibt, ebenfalls. Watzke hat dies sicherlich nicht im Sinn gehabt, aber mit seiner Rhetorik und den ständigen Äußerungen über RB ("Diesen Tabellenführer brauchen wir nicht", etc.) hat er nicht dazu beigetragen, seine Fanszene zu beruhigen. Und gerade das sollte er als Chef im Sinn haben.
John Lennon hat es gut zusammengefasst:
Zu den Aktionen gegen die Leipziger Fans ist eigentlich alles gesagt. Meine Meinung ist klar und bekannt: Proteste ja, Gewalt nein. Egal wie sehr man das Konstrukt ablehnt, es darf kein Zweifel daran bestehen, dass ein Fan der Leipziger genauso ein Recht darauf hat, körperlich unversehrt ein Spiel schauen zu dürfen, wie es für jeden anderen gilt.
Wobei ich auch hier sage, dass der Protest auch Grenzen hat. Blockade des Bus, Bölleraktionen vor dem Teamhotel in der Nacht, Spruchbänder, die zu Tod und Gewalt aufrufen - das darf nicht sein.
Ich bin gespannt, welche Reaktionen dieses Fiasko haben wird. Aus meiner Sicht stellt dieses Auswärtsspiel eine Zäsur beim Umgang mit den RB-Anhang dar. Hier müssen jetzt die Verantwortlichen (Liga und Klubs) sich entsprechend positionieren, dass es keinesfalls nochmal zu diesen kranken Aktionen kommen wird. Es gab schon genügend Beispiele, wo diese Gewalt letztlich bei Todesfällen endet und wer mit Steinen und anderen Gegenstände auf andere Menschen wirft oder bereits am Boden liegende Fans weiter tritt, der nimmt diese Konsequenzen auch in Kauf. Mir ist bewusst, dass es sich nur um einen Bruchteil der Anhängerschaft handelt, die solch verwerfliche Taten durchführen. Aber gerade diese werfen jetzt einen eklatant widerlichen Schatten auf den BVB, mit dem der Verein jetzt umgehen muss. Und auch wenn die Taten vor dem Stadion keine Auswirkung auf die Entscheidung der Liga haben wird (das ist Sache der Polizei, wobei De Maiziere hier auch schon Konsequenzen ankündigt), es gab genügend strafwürdige Aktionen im Stadion, die entsprechend sanktioniert werden müssen. Und sollte dies nicht passieren, wäre dies ein absoluter Witz.