Es hätte ein schöner Fußballabend werden können. Ein starker BVB in der ersten halben Stunde, der verdient 1:0 führt, nachdem Pulisic endlich mal wieder seine Qualitäten zeigte und man auch sonst erstaunlich gut aufgelegt schien. Während einer Drangperiode der Bremer dann dieses herrliche Freistoßtor von Paco.
In der 2. HZ der BVB lange Zeit souverän, mit einigen guten Chancen das sicherlich entscheidende 3:0 zu machen. Jedoch machte man den Sack nicht zu und sowas rächt sich manchmal - hätte ich hier doch bloß nicht geschrieben, was mir zu dem Zeitpunkt in den Sinn kam!!!
Das 1:2 (wie befürchtet) aus heiterem Himmel, nach einem ganz schweren Patzter von Bürki. Ausgerechnet Bürki, der über weite Strecken der Saison so gut gehalten hatte, als wolle er mich lügen strafen dafür, dass ich hier mal schrieb, dass man mit einem Durchschnittstorwart wie ihm (auch die Verpflichtung des wohl in etwa gleichwertigen Hitz habe ich deshalb kritisiert) eben keine hohen Ziele erreichen kann. Danach war die Mannschaft (wie erwartbar) zunächst total von der Rolle, fing sich das 2:2 und hätte bei weniger Fingerspitzengefühl des Schiris noch einen Elfer gegen sich bekommen können. Immerhin fing man sich am Ende wieder ein wenig, auch wenn man dazu volles Risiko gehen musste.
Was besonders bitter ist: Jeder mit dem ich vor dem Spiel sprach, meinte, dass es in Bremen sehr schwer würde. Ich selbst habe in einem Tippspiel ein 3:2 für den BvB getippt (wobei ich mir einen schwer umkämpften, etwas glücklichen Sieg ausmalte). Wenn man aber die ersten 70 Minuten Revue passieren lässt, war es ein erstaunlich souveräner Auftritt des BvB mit einer verdienten 2:0-Führung, den so wohl nur wenige erwartet haben. Um so bitterer ist, was danach geschah und dass man trotz dieser starken 70 Minuten (mit einem Hänger zwischen der 30. und 40.) das Spiel nicht gewonnen hat.
Das alles zeigt aber auch, wie wenig gefestigt die Mannschaft ist. Einerseits sind viel junge Spieler dabei. Als aber in der Hinrunde alles klappte, selbst sehr gewagte Aufstellungen von Favre, war das egal - auch eine junge Mannschaft kann, wenn alles glatt geht, eine unglaubliche Dynamik entwickeln, wenn man auf der Erfolgswelle schwimmt und auch einige Spiele glücklich gewinnt. Spätestens mit dem Pokalspiel gegen Bremen (eventuell schon dem Remis in Frankfurt, das überall als "Punktgewinn" verkauft wurde, nur weil die Bayern gleichzeitig verloren) - ausgerechnet dem ersten sehr wichtigen einer Serie von vielen Spielen binnen weniger Wochen - bei dem man eine Verlängerung unbedingt vermeiden wollte -, wehte der Wind plötzlich aus einer ganz anderen Richtung: Man musste in die Verlängerung, verlor im Elfmeterschießen, Kapitän Reus musste mit einer Verletzung - deren Schwere erst einige Zeit danach zu Tage trat - zur Halbzeit raus. In Tottenham wurden binnen einer HZ zwei Leichtsinnsfehler von Hakimi bitterböse bestraft - diese brachte er ab und zu auch vorher und man wünschte sich, dass er solche Leichtsinnigkeiten abstellt bevor... dann ist es eingetreten! Zu allem Überfluss stellte Favre Zagadou auf, der wochenlang verletzt und quasi ohne Spielpraxis war (in der Hinrunde wäre das besimmt gutgegangen!) und prompt nach einem Hakimi-Ballverlust und der Flanke ein falsches Timing hatte. Dann führt man (etwas glücklich da zu hoch) gegen Hoffenheim 3:0 und als Sancho den Pfosten trifft, statt das 4:0 zu erzielen, schaltet man wohl ab. Kassiert ein kurioses 3:1, das wohl keiner ernst nimmt; Hoffenheim das nicht aufgibt, erzielt das 3:2 und dann ist man nervös und nach einer Freistoßflanke, bei der mal wieder ein Gegner frei auf das Tor köpfen kann, fällt das 3:3! In der Hinrunde, bei ähnlichen Szenen köpften Gegner vorbei oder zu unplatziert, so dass Bürki parieren konnte.
Kurz: in der Hinrunde und auch zu Beginn der Rückrunde lief alles (zu) gut für den BvB, danach verkehrte sich plötzlich alles ins Gegenteil. Aus im Pokal, in der CL und einen schönen Vorsprung, der selbst mich - der ich vorsichtig bin - von der Meisterschaft träumen ließ, verspielt. Natürlich lag es nicht nur am Glück, sondern auch daran, dass manche Spieler an ihre guten Leiteungen nicht anknüpfen konnten; Reus fehlte, viele junge Spieler sind in der Mannschaft usw.... Es kam eines zu anderen (ich wollte dies schon vor einigen Wochen ähnlich schreiben, nur war das Forum aus bekannten Gründen damals längere Zeit offline).
Ich war überrascht, wie souverän man in Freiburg aufgetreten und gewonnen hat. Das Revierderby war aus meiner Sicht unglücklich verlaufen: Man kontrolliert das Spiel, erzielt ein wunderschönes 1:0 bei dessen Feiern Sanchho durch einen Gegenstand eines Kriminellen am Kopf getroffen wird, fängt sich aus heiterem Himmel kurz darauf einen Elfer ein und kassiert nach der ersten echten Torchance der Gelsenkirchender das 1:2. Danach ist die Mannschaft total verunsichert, die Passgenauigkeit ist verschwunden, Hektik macht sich breit. Dann noch Rot für Reus (ich bleibe dabei, dass man Rot geben konnte, aber nicht musste!) und ein unverzeihlicher Ausraster von Wolf, nach dem man zu neunt spielt. Nur weil die Bayern in Nürnberg(!) nicht gewannen, hat man noch Chancen.
Dann so ein Spiel!
Der BvB zeigt sich gut erholt, Führt verdiengt 2:0, bricht nach einem katastrophalen Fehler von Bürki vollkommen ein, kann froh sein, dass man nur das 2:2 kassiert und in der hektischen Schlussphase gelingt einem eben nicht der 3:2-Siegtrefer, den man in der Hinrunde bestimmt noch erzielt hätte.
Man könnte nun sagen: So viel Potential wie in der Mannschaft steckt, wird der BvB eben nächste Saison Deutscher Meister, wenn es diesmal (knapp) nicht reicht. Die jungen Talente werden sich weiterentwickeln. Vor 10 Jahren hätte ich das noch unterschrieben. Aber mittlerweile leben wir in einer anderen Zeit! Zum einen haben die Bayern die Mittel, sich gezielt zu verstärken (auch dank der vielen Gelder, die die Bayern regelmäßig in der Geldmaschine CL einnehmen - was bin ich froh, dass die Bayern dieses Jahr raus sind und ein fast in der Versenkung verschwundener Traditionsverein wie Ajax endlich(!) mal wieder weit kommt (und das eingenommene Geld hoffentlich gut anlegt) - zum anderen dürfte spätestens seit dem Fall Dembele klar sein, dass nichts sicher ist. Wer weiß, ob in der Sommerpause nicht irgendein Verein Sancho unbedingt haben will. Bei welcher Summe wird die BvB-Führung bei Zagadou schwach? Nur zwei Beispiele. Diese Saison war es - gemessen an den letzten Jahren - vergleichsweise leicht DM zu werden, auch weil die Bayern schwächelten. Ich selbst habe vor der Saison überhaupt nicht damit gerechnet, dass der BvB Meister werden könnte, zumal der Umbruch ja noch nicht ganz (AV-Positionen z.B.) vollzogen werden konnte und ich mich ärgerte, als man kurz vor Saisonstart noch keinen gelernten Mittelstürmer vorweisen konnte. Umso (freudig) überraschter empfand ich den Saisonverlauf bis einschließlich des Auswärtsspiel bei RB. Dass die Erfolgsserie (und Glücksst
Bleibt nur die Hoffnung, dass man die jetzige Mannschaft einigermaßen zusammenhalten und Abgänge gut kompensieren kann. Nur dann hat man die Chance, auch in der kommenden Saison die Meisterschaft evtl. längere Zeit spannend zu halten.
Bevor mich einige mitlesende Bau.. äh.. Bayerngäs... äh -Fans des Selbstmitleids beschuldigen: Ich hatte vor der Saison und auch nach den ersten 10 Spielen nicht wirklich erwartet, dass der BvB ein Wörtchen um die Meisterschaft mitreden könnte. Die Hoffnung kanm bei mir erst Ende der Hinrunde auf. Aber ihr werdet es bestimmt schaffen, dass die erneute DM 2019/20 nur noch eine Formsache für den FCB wird und in der Saison keine Spannung aufkommen wird...