Das Match-up Juventus - Barcelona wurde in den Details fast vorentschieden. Die Anzahl der Chancen lag auf der Seite der Sieger, aber nicht so deutlich wie das klare Ergebnis es erscheinen ließ. Es ist dadurch zustande gekommen, dass die alte Dame in beiden Strafräumen extrem präzise war und da muss man zunächst ein Mal die Legende Gianluigi Buffon erwähnen. Seine großartigen Paraden gegen Iniesta und Suarez haben Barcelona das weggenommen was zuletzt stirbt, die Hoffnung, zuerst für das Spiel und danach für die Runde. So konnte die vorletzte Wundertat des Italieners Dyballas eigener Vorstellung vor Europa noch mehr Glanz verleiten.
Buffon war der Hauptdarsteller in Allegris Dehbuch um MSN zu schlagen, das die Idee verinnerlichte, dass Barcelona, als Mannschaft, nicht gut ist. Der Trainer hat die Einstellung seiner Mannschaft so geprägt, dass der Mythos, den die erfolgreichste Mannschaft dieser Generation umgibt, entkräftet wurde, wie man an der ungewöhnlichen Ruhe seiner Mannschaft unschwer erkennen konnte. Vor dem Spiel machte Bonucci bereits die merkwürdige Äußerung, dass ihm der FC Bayern mehr "Angst" machen würde als der FCB aus Katalonien. Juventus war 90 Minuten lang Herrscher ihrer Emotionen, wurde nie erschüttert, wusste immer wer Barcelona, Messi, Suarez, Neymar und sie selbst sind und welche Taktik sie in jedem Moment anwenden mussten, um nicht nur die Option, sondern die Sicherheit eines Sieges zu erlangen. Wie bei jedem Plan im Fußball gab es Risiken, denn es gab noch nie so ein torgefährlichen Angriff wie das von Luis Enrique und ein Geniestreich konnte immer aus dem nichts die mentale Stärke der Italiener auf eine härtere Probe stellen, wie man es auch gestern sehen konnte. Und deshalb muss der Kapitän als der Held des Abends hervorgehen, der seine Signora beschützte.
Taktisch blieb Allegri sich treu und plante ein Spiel, das ihm auf die einfachste Weise die Initiative sichern konnte. Wo macht Barcelona die Fehler, die sie am meisten am Selbstvertrauen rauben? In der Spieleröffnung. Also presste er. Was gab Luis Enrique auf, als er sein System veränderte? Die zwei Außenverteidiger. Also klebten Mandzukic und Cuadrado an der Außenlinie. Was ist die Stärke der Gäste, wenn sie dominiert werden? Die Lufthoheit von Umtiti und Pique. Also hat Juventus keine Flanken geschlagen, sondern beende jeden Angriff, der über die Flügel geleitet wurde, mit Pässen in die Mitte. So ist Allegri, ein Mann der kein fünf Sterne Menü braucht, wenn Spaghetti Bolognese sehr lecker sein kann. Mit diesen drei Prämissen allein konnte Juventus nach nur 20 Minuten mit 2-0 in Führung gehen. Barcelona, die sehr abhängig von ihrem Gemütszustand sind, war aufgebraucht. Mascherano, als DM, und Mathieu waren das Gesicht des Kummers. Sie konnten nichts dagegen machen.
Dybala, wie es sicher in Erinnerung behalten wird, hat sich dann im offensiven Mittelfeld als Star der bianconeri erhoben, wie einst Platini, Baggio oder Del Piero. Fußballerisch gesehen war der Verdienst relativ, denn die Aufgabe war nicht sehr schwierig, wenn man bedenkt wie Barcelona verteidigt hat. Man muss sich nur die Zeit und den Raum anschauen, den der Argentinier im Strafraum beim 1-0 bekommen hat, anschauen. Das ist etwas, was man in der Champions League nicht erwarten kann. Aber Zweifel über Dyballas fußballerische Fähigkeiten darf es nicht geben, es sind diese Momente, die den Spielern an Größe gewinnen lässt, der Beweis, dass der Spieler auch an seine eigene Größe glaubt, wenn er gegenüber den Besten steht, und das dort zeigt, wo es am meisten zählt. Seine Omnipräsenz, mit guten Entscheidungen, Präzision und ästhetischem Wert in den Räumen, die Iniesta und Mascherano voneinander trennten, brachten das Publikum in Ekstase.
Das 2-0 veränderte das Spiel, weil Allegri es so wollte. Sein Turin hat die Vielseitigkeit als eines ihrer wichtigsten Stärken, aber sie definieren sich über die tiefe Verteidigung. Bonucci sagte auch zuletzt sie würden mit einem Verteidiger weniger spielen jetzt, aber gleichzeitig auch weniger Risiken eingehen. Mit den zwei Toren haben sie also sich entschieden, ganz normal sie selbst zu sein. Richtig oder falsch? Schwierig zu beantworten. Zum einen haben Bonucci und Chiellini ohne viel Raum in ihrem Rücken eine sehr gute bis überragende Leistung gebracht, immer weise bei der Entscheidung, wann sie einen Angreifer attackieren sollte, die in der Regel den Ball mit dem Rücken zu Buffon empfangen haben. Auch Alex Sandro legte ein starkes Spiel hin, unermüdlich in seiner Arbeit gegen Messi und klug darin, die Läufe von Sergi Roberto zu lesen, der Spieler der taktisch für Barcelona am besten performte. Und Dani Alves, der beim Pressing sich von seiner Aufregung leiten ließ, wusste während der konservativen Phase seiner Mannschaft, mithilfe von Cuadrado und Pjanic, die Versuche von Neymar zu stoppen, die vor dem Spiel manchen Juve Fan Sorgen bereitet haben dürfte. Juve gab den Ballbesitz her, aber nicht die mentale Kontrolle über die Schlacht. Alles was sie taten, machten sie mit dem Bewusstsein, es besser als ihre Gegenüber zu machen.
Aber trotzdem kann man nicht direkt sagen, dass es zwangsläufig die richtige Entscheidung war. Das 3-4-3 von Barcelona ist ein instabiles System, das Probleme kriegt, wenn der Ballbesitz oder Spielphase wechselt, weil es dann immer je nach Zone, in der das passiert, verschiedene Lösung dafür präsentieren muss. Als man Luis Enriques Team die Chance gab, ein eintöniges Spiel zu bestreiten, indem ihre einzige Aufgabe es war, die schwarzweiße Mauer zum umstürzen zu bringen, ohne sich weitere Sorgen machen zu müssen, hat man das einzige Spielszenario zugelassen, indem Barcelona Stand heute sich wie ein Anwärter auf den Champions League Sieg präsentieren kann. Zum Beispiel weil nur dann ein Szenario auftritt, indem Messi alleine für die Entscheidung sorgen kann. Und dafür war er bereit. Er rückte weiter nach rechts, um leichter an Bälle zu kommen und versuchte mit Ball am Fuß auf eigene Faust eine Unordnung zu stiften, die nie zustande kam, aber trotzdem einige Chancen ermöglichte, die Barcelonas Hoffnungen auf ein Verbleib im Turnier stark erhöht hätten. Messi war nicht der Spieler, der Juventus alleine rausgekickt hat, aber der Spieler, der in einem guten Barca Juventus fast ohne Möglichkeiten gelassen hätte.(
@speedclem , so sehe ich das). Aber sowohl von Mascherano, als auch von Gomes - einzige Option von der Bank von Luis Enrique - wurde er in Stich gelassen, wie in seinen härtesten Zeiten als Barcelona Spieler. Nicht mal Suarez oder Neymar konnte das Gewicht ein bisschen verlagern, sodass der alte Gianluigi und der junge Paulo mehr wogen als Lionel.