In der ersten Hälfte neutralisierten sich beide Mannschaften gegenseitig im Mittelfeld. Liverpool wollte zwar nach vorne spielen, scheiterte jedoch an eigener Unfähigkeit. Bis auf Xabi Alonso konnte kaum jemand einen vernünftigen Pass über 10 Meter an den Mann bringen, weshalb Milan viel zu früh in Ballbesitz gelangte, sich seinerseits aber aufgrund mangelnder Risikobereitschaft keine Torchancen erspielen konnte.
Nach der Pause wurde es bedingt durch den Führungstreffer etwas lebhafter, doch das Grundproblem des Liverpooler Offensivspiels blieb existent: Gerrard, Kuyt, Zenden und Co. mögen zwar taktisch versierte Spieler sein, die zudem gut die Räume zustellen und dem Gegner keine Passwege erlauben mögen, aber sobald sie selbst etwas für das Spiel tun müssen, treten eklatante Mängel zutage. In der Premier League ist dies vor allem in Auswärtsspielen gegen schwächere, defensiv eingestellte Kontrahenten der Fall gewesen, als es nicht selten Niederlagen setzte. In der Champions League führte der Zerstörungsfußball regelmäßig zum Erfolg, was ich auch nicht verurteilen möchte. Aber bei aller Liebe, von so einer Mannschaft ist normalerweise keine Eigeninitiative zu erwarten, weshalb klar war, dass die Engländer scheitern würden, sobald sie unter Zugzwang kommen - was nach dem 0:1 geschah.
In der ganzen zweiten Hälfte bis zum 0:2-Gegentreffer keine Torchance für Liverpool - das war einfach zu wenig. Milans Abwehr wurde kaum gefordert, die Italiener konnten die Partie locker zu Ende spielen, ohne die allerletzten Kräfte aufbieten zu müssen. Deshalb ist Milan auch der verdiente Gewinner der diesjährigen CL-Saison, obwohl sie heute allenfalls durchschnittlich agierten.