War doch offensichtlich, dass die Passivität Wilders Gamepan war, um Ortiz zu locken, da er ja bereits wußte, dass er entweder gnadenlos ausgeboxt oder in eine ungesunde Materialschlacht gezogen wird, die er gegen einen frischen Ortiz, der in den ersten Runden noch annähernd bei 100% ist, verliert.
Bevor man Wilder dafür sein TAKTISCHES Verständnis abspricht, sollte man den Kampf mal vergleichen mit denen gegen Breazeale und Stiverne 2, wo Wilder wußte, dass er auch boxerisch nicht unterlegen ist und deshalb früh Vollgas gegeben hat.
Schön anzusehen war es nicht, klappen wird das auch nicht ewig, aber es hat nunmal geklappt, was in keinster Weise Zufall war.
Da waren die deutsche Legende vom "Abrahammer" und dessen Last-Minute-KO's schon eher dem Zufall geschuldet.
Zu Fury:
Der wird durch den ersten Kampf allein schon gewarnt sein.
Trotzdem weiß man bei diesem "bunten Hund" nicht, wie er den Kampf angehen wird.
Zwischen abwartend und "Dampfwalzenmodus" von Beginn an sehe ich bei dem alles im Bereich des Möglichen.
Nach dem Wallin-Kampf und Fury's Marschroute dort denke ich aber, dass Fury vorhaben wird, lang zu bleiben und Risiken zu vermeiden, - ähnlich wie gegen Wladimir. Denn Fury weiß ja, dass er Wilder ausboxen und normalerweise haushoch nach Punkten gewinnen kann, sollte er sich nichts Hartes fangen. Eine große Robbery-Gefahr sehe ich dort auch nicht, sollte Fury nicht runter gehen wie im 1. Kampf.
(Davon ab fand ich Fury dort nicht so dermaßen überlegen, dass das Unentschieden nicht gerechtfertig gewesen wäre (- eben aber nur WEGEN der beiden Niederschläge); - da fand ich Ortiz in beiden Kämpfen in den ersten 4, 5 Runden dominanter gegen Wilder.)
Was die Frequenz der Kämpfe von Top10-Leuten bzw. Weltmeistern heutzutage angeht:
2mal im Jahr ist mir zu niedrig. 3mal sollte "Standard" sein, von mir aus gerne auch 4 Kämpfe pro Jahr.
Natürlich und selbstverständlich sollte dies nicht der Fall sein, wenn der Boxer in irgendeiner Form durch einen harten Kampf zuvor beeinträchtigt worden ist. Deshalb sollte jeder Boxer (- wie sowieso jeder Spitzensportler und eigentlich auch jeder Mensch) sowohl "phyisch", als auch "psychisch" ärztlich in den besten Händen sein, damit von dieser Seite kein unnötiges Risiko für die Gesundheit eingegangen wird. - Andererseits ist es nunmal Boxen, ein Sport, bei dem sich, grob gesagt, zwei Leute gegenseitig in die Schnauze hauen. Ich kann "moralisch" damit leben, es mir anzuschauen, aber man muss auch nicht so tun, - finde ich, als wenn Boxen ein harmloser Sport wäre. "Bänderris" im Kopf ist nunmal etwas anderes, als im Bein. Die Gefahr für so etwas ist eben größer, als in anderen Sportarten. Aber es wird ja niemand zum Boxen (- oder zuschauen) gezwungen.