Du brauchst als Disziplinfanatiker, der Herrlich ja scheinbar ist, eine sehr hohe natürliche (authentische) Autorität. Wenn du die nicht hast und wie ein "tough guy" auftrittst nimmt dich heutzutage keiner mehr ernst.
Außerdem brauchst du als Disziplinfanatiker aus meiner Sicht schnell Erfolg. Wenn sich da am Anfang negatives Momentum aufbaut zieht die Mannschaft nicht mehr mit und dann ist schnell Schluss.
Aber trotz dieser kritischen Aussagen meinerseits kommt es imo vor allem darauf an, dass man im fachlichen Bereich gut ist und vor der Mannschaft authentisch auftritt. Und eben auch fair ist, das bedeutet Disziplin für jeden.
Wenn man mal American Football zu Rate zieht, da sind die zwei besten Coaches im NFL (Belichick) und College (Saban) Bereich absolute Disziplinfanatiker. Da hätte sogar Felix Magath Respekt vor.
Die beiden können gegenüber ihren Spielern schon auch nett und freundlich sein, zum Teil gar herzlich, aber wenn du gegen Regeln verstößt bist du bei denen ganz schnell Weg vom Fenster. Null Toleranz. Allerdings sind die besten Trainer, in beiden Bereichen, die nach den beiden kommen, players coaches und wählen eher eine positive Ansprache. Disziplin ist für jeden Trainer wichtig, nahezu egal auf welchem Level, aber es gibt eben Unterschiede darin, ob du mit Druck arbeitest oder mit positiven Ansprachen. Ob man mal ein Auge zudrückt oder ob man hart durchgreift.
Ich glaube, es wird mehr und mehr Trend werden, dass man seine Spieler mit Respekt behandelt und eher situativ den harten Hund gibt (bei Spielern, die "den Arschtritt" brauchen, nicht bei der gesamten Mannschaft). Aber der Exkurs in den American Football zeigt, dass es auch mit autoritärem Führungsstil möglich ist, Millionäre (oder hochtalentierte junge Spieler) zu führen. Wenn du es kannst.
Ob Herrlich es kann ist dann die andere Frage. Bin da eher skeptisch, gebe ich zu. Aber es kann schon funktionieren, so ist es nicht. Zumal es gerade bei Leverkusen vielleicht mal an der Zeit ist, einen Disziplinfanatiker als Trainer zu haben. Ist ja nicht so, als hätte die Mannschaft in der Vergangenheit bewiesen, mental besonders stark zu sein.