Also ohne jetzt Fan zu sein, aber ein paar Dinge sind mir allgemein schon aufgefallen, die in den letzten Jahren ein bisschen zum Negativtrend geführt haben. Das alles ist teilweise auch einfach mein persönliches Empfinden und muss nicht immer so stimmen, User die einen besseren Blick in den Verein haben können mich gerne korrigieren.
1. Wo will man überhaupt hin? Will man wieder unbestritten die Nr. 1 in der Bundesliga sein? Will man international auch ein Wort mitreden können? Oder gar über Jahre die dominante Mannschaft in Europa sein, ähnlich wie Barca? Ich habe das Gefühl, dass die Verantwortlichen einfach nur im Kopf hatten möglichst viel Erfolg zu erzielen, ist als Ziel ja gut und richtig aber vielleicht etwas ungenau formuliert. Man soll sich genau klar werden, wohin man möchte und in welchem Zeitraum das möglich ist. Ich hatte bisher das Gefühl, dass man vom Trainer erwartet, dass er den Verein umkrempelt, längerfristige Strukturen schafft, aber nebenbei noch alles gewinnt, ein Mittel gegen Krebs findet und für den Weltfrieden sorgt. Geht leider nicht alles aufs Mal. Man soll sich ein Ziel definieren, dann einen Trainer suchen der ein Konzept hat welches zu diesem Ziel führen kann und diesem dann vor allem ZEIT geben. Wenn das bedeutet, dass es 2-3 Jahre ohne Titel gibt, dann ist das so. "Das kann nicht Bayerns Anspruch sein" kann man sich gleich aus dem Kopf schlagen. Für Grössenwahn, aufgebaut auf Meriten der Vergangenheit hat man in den letzten Jahren einfach viel zu viel falsch gemacht, und das auf allen Ebenen. Auch Barca hatte eine kleinere Durststrecke, bis sich die heutige Mannschaft so eingependelt hat. Das Problem waren aus meiner Sicht nämlich nicht Klinsi, Van Gaal, Heynckes etc. auch wenn die alle ihre Nachteile hatten. Das Problem war und ist, dass man keinen von denen wirklich länger hat arbeiten lassen. Van Gaal war in der ersten Saison der Held, da Double und CL-Finale, in der 2. Saison war er der Buhmann, weil der Erfolg ausblieb. In so Fällen muss man die Schnauze halten und den Mann weiterarbeiten lassen, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Wo wären Arsenal und ManU, wenn die nach jeder miesen Saison gleich den Trainer gefeuert hätten. Damit meine ich auch nicht, dass man an jedem Depp festhalten muss. Wichtig ist, dass ein Konzept erkennbar ist. Muss auch nicht für uns Normalsterbliche sein, sondern im Verein drin. Und Van Gaal hatte nun mal eines. Und man sollte vielleicht auch Leute wie Klinsmann umgehen, die von Anfang an für negative Presse sorgen, weil sie sich bei Verein und Fans schon unbeliebt gemacht haben. Das bringt Unruhe, egal wie die Arbeit ist.
2. Wenn Uli wirklich das Gefühl hat, dass ers immer noch am besten kann, dann soll er wieder den Manager machen und sonst ist Ruhe. Nerlinger kann man gleich zu den Akten legen, dem fehlt irgendwie alles für diese Position. Wichtig ist, dass der Manager Ahnung von Wirtschaft hat, die hatte der Uli nämlich, aber auch ein Profil, Ausstrahlung etc. hat. Das hatte der Uli auch, und das hat der Nerlinger nicht einmal im Ansatz. Kahn könnte ich mir vorstellen. Auch was den Trainer betrifft. Nichts gegen Heynckes, der könnte durchaus ein guter Trainer sein. Mit Real CL gewinnen etc. macht nicht jeder. Bei den Bayern erscheint er mir aber meinungs-, ausstrahlungs- und profillos. Einfach einer der dem Uli und dem Kalle nicht widerspricht. Nicht so wie dieser Jürgen und der Louis, mit ihrer eigenen Meinung und dem modernen Schnickschnack. Fazit, Heynckes und Nerlinger sind 2 Marionetten in verdammt wichtigen Positionen. Bei allem Respekt für Uli, aber der Mann hat sich in rund 30 Jahren ein Denkmal aufgebaut und ist es in Rekordzeit am einreissen.
3. Die bisherige Transferpolitik kann man getrost in die Tonne kloppen. Ich fange wieder beim Gomeztransfer an. Das war an Blödsinn nicht zu überbieten. Nicht wegen Gomez, der Kerl ist gut, hat sich jetzt auch bei den Bayern gefunden und bringt seine Leistungen. Aber ist es normal, dass ich 30 Millionen (Rekordtransfer wohlverstanden) für eine Position raushaue, auf der ich in diesem Moment gut besetzt bin (Klose und Toni damals), wenn andere Positionen (damals Torwart, Aussenverteidigung) mit Spielern besetzt sind, die knapp Bundesliganiveau haben? Wie gesagt, nichts gegen Gomez, aber würde der heutige Klose den Job wirklich viel schlechter machen? Lahm mag eine Quarktasche sein, aber mit der damaligen Kritik, dass konzeptlos eingekauft wird, hatte er völlig recht. Es geht doch nicht, dass ich erst Spieler hole und dann einen Trainer, der in seinen Vorstellungen mit diesen Leuten überhaupt nichts anfangen kann. Der Transfer von Rafinha war unglücklich, aber hat auch dazu geführt, dass ein Boateng jetzt auch auf einer "fremden" Position spielen muss. Was man mit Gustavo bezweckt hat, weiss wohl auch niemand im Verein, vor allem zu dem Preis. Die Problempositionen sind bis auf den Torwart seit Jahren die gleichen und man löst es indem man 6er und IV's auf fremde Positionen schiebt.
4. Lahm als Captain ist ein schlechter Witz. Der Typ ist Loddar 2.0, bloss ohne Führungsqualitäten. Die letzten Bayernkapitäne, wie Van Bommel, Kahn, Effenberg etc. hatten alle eine ganz andere Ausstrahlung. Dazu hat Lahm auch eine eher ungeeignete Position. Schweinsteiger wäre aus dem Kader noch die vernünftigste Lösung, aber auch bei ihm habe ich einige Zweifel. Bei den Überlegungen nach Neuzugängen sollte man diesen Gedanken auch einfliessen lassen. Flache Hierarchien tönt gut, so lange es läuft etc. Aber bei Bayern läufts nicht und keiner will die Verantwortung übernehmen und den Mund aufmachen etc. Muss nicht gleich ein Roy Keane sein, aber mehr Führungsfigur als Lahm und andere im Bayernkader ist durchaus machbar.
5. Scouting, Intergration von eigener Jugend etc. ist auch mehr als mangelhaft. Gerade beim Scouting hats man ja selber eingesehen und in Südamerika soviel ich weiss auch eingestellt. In der Integration der eigenen Jugendspieler sahs auch schon schlimmer aus, Badstuber, Müller, davor Lahm, Schweini, auch Kroos...das ist schon okay. Vergleicht mans aber mit Barca, dann kommt immer noch zuwenig.
Man muss wirklich mal diese fundamentalen Dinge in den Griff kriegen. Ein klares Konzept, eine klare Zielsetzung, Spielertypen die dafür passen und Geduld und Zeit und man kann auch wieder längerfristig Erfolg haben. Aber mit dieser "probieren wir mal diesen Trainer, wenns nicht klappt hauen wir 50 Millionen für neue Spieler raus"-Methode, wird man nach einer schlechten Saison wieder kurzfristig dominieren, zumindest national, und dann im nächsten Jahr wieder vor dem gleichen Problem stehen. International ist man zumindest von Barca und Real meilenweit entfernt.