Ich bleibe dabei - bisher hat dieses Generation immer dann versagt, wenn es drauf ankam. Dafür können sie nur bedingt etwas, das hat nach meinem Dafürhalten auch viel mit den flachen Hierachien, dem Kuschelkurs der Oberen (angeführt von Löw - den ich im übrigen sehr schätze) und der Rundumfürsorge für alles und Jeden zu tun. Aber natürlich auch mit der ICH-AG Einstellung. Auffällig bleibt - wird es hart auf hart, vergeigen sie es. Immer. Dabei sind sie vielleicht (oder besser gesagt ganz sicher) sogar noch talentierter als die aus der 99er bis 01er Generation.
Und
genau darum geht es.
Genau das meine ich, wenn es um Führungsspieler geht. Es geht nicht darum, nen Asi zu haben, der immer einen ummäht, es geht nicht um den die Arme ausbreitenden, lautstarken auf den Ball Treter an sich. Den brauch man, wenn die Gesamtmentalität nicht stimmt, um Fixpunkte zu haben.
Man kann auf das alles verzichten, wenn man genügend Spieler hat, die wirklich um alles in der Welt gewinnen wollen. Wenn man 5-6 Spieler in der Stammelf hat, die in einem Finale grundsätzlich immer ihre beste Form haben, die bei Rückstand in einem K.O.-Spiel sogar noch 5% besser spielen, als sie eigentlich können, dann kann man sich flache Hierarchien leisten, dann brauch man nicht
den Alphaspieler. Leider haben wir die nicht. Nicht beim FCB und nicht in der NM. Flache Hierarchien sind super, wenn jeder Verantwortung übernimmt und Quatsch, wenn dann einfach keiner eben diese übernimmt - so ist es leider momentan. Die Klasse ist riesig, die Mentalität fehlt.
Das ist wie im Tennis. Der große Spieler ist am Ende nicht der, der die beste Vorhand auf der Tour spielen kann, sondern der, der bei 0:2 Sätzen und Matchball gegen sich in der Lage ist, sein allerbestes Tennis zu spielen. Verlieren kann man trotzdem, das gehört im Sport dazu, manchmal sind andere eben einfach besser - aber nur dann, wenn man in den wichtigen Momenten seine beste Leistung gebracht hat.
Beim BVB klappt das und eben genau deshalb sind sie uns national voraus, nicht wegen der Rekordpunktzahlen, sondern weil sie das Selbstverständnis haben. International nicht, da haben sie bislang eher volle Windeln, aber national haben sie den absoluten Willen komplett verinnerlicht. Punktzahlen sind doch Banane. Es geht mir wirklich auf die Nüsse, wenn es heißt:
"mit der Punktzahl wären wir in 18 von 20 Jahren Meister geworden" oder "2001 oder unter van Gaal gab es auch oft Murks, noch öfter als jetzt".
Stimmt sicher, ist aber ohne jeden Belang,
weil es beim FCB nicht darum geht, mehr Punkte zu holen als 85,78% der deutschen Meister zuvor und nicht darum, mehr nett anzuschauende Siege als unter LvG zu haben. Es geht darum, die wichtigen Spiele zu gewinnen und gleichzeitig eine eigene Fußballphilosophie zu entwickeln, um Erfolg so planbar wie möglich zu machen - mit so wenig Geld wie nötig.
Wenn ich wählen kann zwischen
a) Rekordstart in der Liga, nach einem Drittel der Saison fast schon uneinholbar vorne - nach zwei Dritteln aber aussichtslos hinten, am Ende quasi chancenlos Zweiter, mit Niederlagen in allen entscheidenden Spielen, aber mit einer Punktzahl, die in 9 von 10 Jahren zum Titel gereicht hättei. Im Pokalfinale gedemütigt. Souverän durch die CL, im HF Nervenkitzel, im Finale haushoch überlegen, aber verloren. Spielen die Saison mit 13 Spielern.
und
b) Katastrophenstart mit neuem Trainer, unaufholbarer Rückstand nach einem Saisondrittel, in der CL praktisch schon raus, der Trainer schon so gut wie entlassen.
Dann Umschwung, das System - eines, wie man es in München ob der Akribie und Klarheit nie gekannt hat - greift, wir kommen über den Winter, werden mit etwas Wurschtelei, aber 100% Wachheit, wenn es daruf ankommt, am Ende noch Meister, zeigen im Pokalfinale überdeutlich, wer Herr im Haus ist und verlieren im CL-Finale gegen ein Team, das einfach besser ist. Und bauen dazu 2-4 Eigengewächse ein, die zum Teil Nationalspieler und WM-Helden werden.
Ja, welche Saison nehme ich dann wohl? Natürlich die mit der Aufholjagd, wo wir praktisch ausgeschieden Juve in deren Stadion pulverisiert haben, wo wir ein verlorenes Duell gegen ManU umbogen, wo wir im Pokalfinale eine nationale Fußballdemonstration ablieferten. Weil es Willenshighlights gab und zudem das Gefühl hatte "da entsteht was".
Wenn dann einige User argumentieren, Jupps Saison sei ja eigentlich besser gewesen, weil man ja mehr Punkte geholt hat und es weniger Gurkenspiele gab...sorry, da fasse ich mir an den Kopf und denke "was ist denn das für ein Sch...? Was habt ihr denn für Prioritäten? Jeder Samstag zählt für sich als Freizeitevent und die Summe der netten Samstagnachmittage macht dann eine gute Saison?". Das ist nicht meins, erst recht nicht, wenn gleichzeitig die Systemerrungenschaften verwässert werden (Passspiel) und nichtmal junge Leute neu dazustoßen.
Und eben um Klasse und Willen in Einklang zu bringen, brauchen wir mMn noch dringend einen Mentalitätsspieler, weil wir zu wenige davon haben und weil unser Trainer auch nicht gerade eine Koryphäe auf dem Gebiet ist. Gleichwohl registriere ich wohlwollen die Berichte, nach denen Jupp sich wohl in der aktuellen Vorbereitung aktiver und bissiger gibt. Wenn es stimmt: Gut und weiter so.