Lars Bender ist wirklich kein reiner Zerstörer, ich fand ihn im letzten Jahr auch offensiv deutlich stärker als seine prominenten Vereinskonkurrenten Rolfes und Ballack. 5 Tore und 5 Assists (wettbewerbsübergreifend) macht man auch nicht als reine Abrissbirne und zudem hat mich einfach überzeugt, wie er in der CL auch gegen Gegner wie Barca/Chelsea/Valencia und bei der EM auf völlig ungewohnter Position aufgetreten ist. Er hat spielerisch ein gutes Gesamtpaket, kann 6 und 8 (und eben auch mal RV) spielen und hat die angesprochenen Cojones. Zusammen mit dem Alter und dem charakterlich einwandfreien Leumund ist das nicht so schlecht.
Was die Offensive angeht, so ist das mMn keine Frage des Personals, sondern allein der Einstellung. Im ersten Saisondrittel letztes Jahr wurde da positionell viel rochiert und das klappte sehr gut. Leider ist das im Laufe der Saison völlig versandet. Besonders Robben muss man da eben ständig in den Hintern treten. Mit Robbery, Müller und Shaqiri hat man vier Spieler, die jede Position in der Dreierreihe ohne echten Qualitätsverlust ausfüllen können. Das ist einfach eine Frage von Rochadeautomatismen (sowas kann man trainieren), Willen und Handlungsschnelligkeit.
Wenn man flexibles Angriffsspiel mit zwei der besten Winger Europas, dem WM-Torschützenkönig und einem Toptalent wie Shaqiri nicht einüben kann, wen will man dann denn noch holen? Man muss es eben auch wollen und nicht einfach jeden da spielen lassen, wo er am liebsten spielt, um alles schön friedlich zu halten. Jupp hat ja selbst mehr Wille und Eier eingefordert - bitte, auch flexibleres Angriffsspiel hat mit Willen zu tun. Wenn alle mitmachen, kommt da auch keiner zu kurz und hat genug Raum, um inidividuell zu glänzen. Man darf den gegnerischen Verteidigern eben gar keine Chance geben, sich einzustellen und zu doppeln, weil immer wieder in anderer über die jeweilige Seite kommt - mit anderen Finten und Dribblings als der bei den drei Angriffen zuvor.
Und genau so ist es auf der 6/8. Der Gegner darf nicht vornherein wissen: wenn wir Schweinsteiger beschäftigen, kommt da nicht viel - so ist es aber, wenn neben ihm Gustl oder T44 spielen. Spielte da z.B. Bender/Cabaye/KPB, sähe das schon ganz anders aus.
Fällt Schweinsteiger auch noch aus, wird es ganz finster. Wenn dann schlimmstenfalls Gustl/T44 die Doppelsechs bilden, Kroos auf der 10 seine Phlegmapirouetten pflegt und Robbery stumpf auf ihren Positionen bleiben, ist es schon grad egal, ob Gomez sich noch bewegt oder nicht. Dann sind wir in der Preisklasse die ausrechenbarste Mannschaft des Planeten. Wenn man dann noch weiss, dass Jupp erst in der 75. Minute wechselt und dann immer gleich... Das muss alles ein Ende haben und das geht mMn besser mit einem neuen, spielstarken 6er/8er (wie immer man das nennen will), als mit neuen Leuten auf den Flügeln oder der 10. Bei einer echten, reinen 10 (wie Kroos) sind die Wege für die Winger viel zu weit, um mit Tempo und variabel zu wechseln. Mit einer 10, die auch die Flügel kann (wie eben z.B. Müller und Shaqiri) geht das m.E. viel besser und vor allem viel flotter.
Demnach sollten die eigentlichen, ursprünglichen Verteileraufgaben der 10 von der jeweiligen 8 (also Schweinsteiger und X, da ebenfalls im steten Wechsel) übernommen werden, während die Dreierreihe davor für Überfälle, Überraschungsmomente und Übelkeit bei der gegnerischen Abwehr sorgt. Idealerweise natürlich mit einem beweglichen Stürmer vorne drin, aber das geht auch mit Gomez, wenn er wach genug ist, wenn gleich Pizarro in Bestform da eigentlich wegen seiner Kombinationsfertigkeit besser passt.
Ich denke aber, dass, wenn die Stationen und Wege vorher stimmen, der Abschlussspieler das kleinste Problem ist.