Die Abkassierer im Umfeld des Robert Lewandowski
Das Hickhack um den Lewandowski-Wechsel geht munter weiter. Die umtriebigen Berater des Polen treiben Borussia Dortmund zur Weißglut. Ob der FC Bayern weiß, mit wem er sich da einlässt?
Wer die 40 schon passiert hat, der kennt sie noch. Aber auch den Jüngeren dürften Lolek und Bolek in Zeiten von YouTube ein Begriff sein. Polens größter Exportschlager der Sechziger und Siebziger ließ Kinderherzen höher schlagen. Die pfiffigen Zeichentrickfiguren waren die sozialistische Antwort auf Wilhelm Buschs Max und Moritz. Über 20 Jahre haben Kinder über ihre Streiche gelacht, dann wurden die Burschen zu alt und traten 1980 von der Comic-Bühne ab.
30 Jahre später sind sie zurückgekehrt im Gewand zweier Spielerberater, nun aber spielen sie auf einer noch lukrativeren Bühne: im globalen Fußball. Nur ihre Streiche sind nicht mehr so lustig, für Wirbel sorgen sie trotzdem. Ihre richtigen Namen haben hier keine Erwähnung verdient – sie haben schon genug Öffentlichkeit gehabt und dabei einigen Schaden angerichtet. In erster Linie bei Borussia Dortmund, wo über Hausverbot nachgedacht wird, in zweiter in Bezug auf das Image ihres Klienten Robert Lewandowski, der als seelenloser Abzocker dasteht, und in dritter auf das Image ihrer ohnehin verrufenen Branche.
Die Frage, ob und wann Lewandowski, in diesem Jahr der zweitbeste Torjäger der Liga, nach München wechselt, hat das Potenzial, das Sommerloch ganz alleine zu füllen. Ob die Fans das noch interessiert oder nicht. Selten hat ein Thema mehr genervt. Weil es auf die immer gleichen Fragen keine Antworten gibt. Gibt es eine Zusage, wonach der Pole bei einem entsprechenden Angebot von mindestens 25 Millionen Euro Dortmund verlassen kann? Wenn ja, vielleicht sogar schriftlich? Was wenn der BVB sich nicht daran hält? Gibt es schon eine Einigung mit Bayern über vier Jahre? Schon im März 2012 gab es ein Treffen, damals noch mit Sammers Vorgänger Christian Nerlinger. Lässt der BVB ihn nur ziehen, wenn er nicht ausgerechnet die Bayern verstärken will?
Trainer Jürgen Klopp hat jetzt zur allgemeinen Erleichterung angekündigt, das Theater demnächst beenden zu wollen. Sofern das in seiner Macht steht. Dass drei Tage vor dem Champions-League-Finale zu lesen stand, Lewandowski wolle "nur zu Bayern", konnte er nicht verhindern. Auch nicht, dass Lolek und Bolek in London trotzdem auf der Party der Verlierer waren.
Es wäre geradezu ein Fanal, wenn ein Verein einmal auf Vertragstreue pochen würde. Lewandowski, der mit treuem Dackelblick stets betont, wie wohl er sich in Dortmund fühle, würde sich schon nicht in die Ruhr stürzen, wenn er noch eine Saison beim BVB bleiben und nur zwei Millionen im Jahr verdienen müsste. Gewiss, Borussia entginge 2014 die Ablösesumme, aber den Beratern eine satte Provision. Das allein wäre es doch wert, oder? Doch so wie Lolek und Bolek drauf sind, werden sie gewiss im polnischen Fernsehen noch einige Interviews geben, die eine Zusammenarbeit des ehrgeizigen Torjägers, der unbedingt zu Bayern will, mit der Borussia unmöglich erscheinen lassen.
Den Eindruck, dass sie nur ans Abkassieren und ihren eigenen Vorteil denken, versuchen sie nicht gerade zu vermeiden. Darunter leidet die Branche, die in letzter Zeit dank des Aufkommens etlicher seriöser Agenturen eine Imagekorrektur zumindest versucht hat. Wir lernen: Einige Berater brauchen auch weiterhin eine Moralberatung.
Mit allen Wassern gewaschen
Ob die Bayern eigentlich wissen, wen sie sich da ins Haus holen? Mit allen Wassern gewaschen seien Lolek und Bolek, zwitschern Insider. Das zeigen schon Klauseln wie jene, dass sie jederzeit mit anderen Vereinen sprechen dürfen, DFL-Vorschriften hin oder her, oder dass Lewandowski für vom BVB abgelehnte Angebote entschädigt werden muss. Mit zehn Prozent der Ablösesumme, die nie floss. Viel Spaß, FC Bayern.
Was nun, wenn Lewandowski unter Guardiola nicht spielt? Mario Götze hat der neue Bayern-Trainer zweimal angerufen, den Polen noch nicht. Lolek wird sagen, so haben wir uns das nicht vorgestellt, und Bolek wird seinen Hofjournalisten erzählen, er sei diese Woche, rein privat natürlich, in London gewesen. Plötzlich ist von einem dringenden Interesse des FC Chelsea zu lesen.
Was Manchester United nicht auf sich sitzen lassen kann und Real Madrid auch nicht. Erfahren wir zumindest alles aus dem polnischen Fernsehen, in dem das Original von Lolek und Bolek übrigens schon länger nicht mehr läuft. Ein Streit über die Urheberrechte beschäftigt den Europäischen Gerichtshof, aber das hat nun wirklich nichts mit Lewandowski, Dortmund und den Bayern zu tun.