hier mal ein Bericht über ein neues Talent. Der ist mir zwar schon aufgefallen, ich wusste aber nicht, dass er erst 16 ist, dafür spielt er schon ganz schön abgezockt.
Der Trickser vom Feuerwehrhaus
Stefano Celozzi ist erst 16, aber bereits Stammspieler beim Fußball-Regionalligisten FC Bayern II
Cristiano Ronaldo ist hier, der Wunderstürmer von Manchester United begleitet Stefano Celozzi seit einigen Jahren. Er hängt an der Wand, gerahmt und mit Unterschrift, und als Celozzi den Computer anwirft, da rennt Ronaldo wie wild über den Bildschirm, von links nach rechts und nach links. ¸¸Ronaldo ist mein Vorbild", erklärt Celozzi und lächelt in den Flatscreen, wo Ronaldo gerade seinen besten Trick zeigt. Mit dem rechten Fuß streichelt er den Ball vorne an seinem linken Fuß vorbei, um ihn dann blitzschnell mit dem linken hinter seinem rechten Bein rechts am Gegner vorbei zu jagen. Ärzte raten davon ab, den Trick auch nur verbal zu erklären, so groß ist die Gefahr, sich die Beine zu verknoten. Celozzi aber hat ihn neulich mal ausprobiert im Training, und siehe da, er hat geklappt.
Es hätte aber auch gewundert, wenn Celozzi in diesen Tagen irgendwas nicht gelungen wäre. Seit er beim FC Bayern ist, hat er schon ganz andere Kunststücke fertig gebracht. Eigentlich war er dafür eingeplant, beim FC Bayern II nicht eingeplant zu sein. ¸¸Wir dachten, er müsse in der A-Jugend um seinen Stammplatz kämpfen", erzählt Hermann Gerland, der Trainer von Bayern II. Jetzt kämpft Celozzi nicht mal im Regionalliga-Team um seinen Stammplatz - er hat ihn sicher. Er grinst und sagt: ¸¸Das hat mir niemand zugetraut, nicht mal ich mir selber." Stefano Celozzi ist 16 Jahre alt.
Zufall ist das alles nicht, aber der Zufall hat zumindest nachgeholfen. Im Sommer kam Celozzi vom SSV Ulm, mit dem der FC Bayern eine Partnerschaft pflegt. In Ulm hatten Celozzi und sein Freund Deniz Yilmaz (der jetzt auch bei Bayern spielt) als B-Jugendliche der A-Jugend den Klassenerhalt gerettet. Entdeckt hatten ihn die Bayern bei der U17-Nationalelf. Als er im Juli seine Mittlere Reife geschafft hatte, rief er bei Bayerns Jugendleiter Werner Kern an, weil er gerne etwas kicken wollte. Die A-Jugend trainierte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, und so steckte ihn Kern zu den Amateuren. Dort ist Celozzi geblieben, ¸¸weil er mich in jedem Training überzeugt", sagt Gerland.
Wenn der Trainer von einem Talent viel hält, versucht er die Erwartungen besonders zu bremsen. ¸¸Es gab schon mehrere Spieler, die in ihrem ersten Jahr als A-Jugendlicher bei den Amateuren gespielt haben", sagt Gerland. Beschwichtigend wirkt das aber nicht, denn Gerland nennt als Beispiele: Bastian Schweinsteiger, Andreas Ottl, Christian Lell, Philipp Lahm. Alle haben Bundesligaerfahrung. Flunkern will Gerland natürlich auch nicht, und so sagt er: ¸¸Ja, das ist die Elite, aber wenn einer mal was werden will, dann muss er so früh schon so weit sein."
Vielleicht liegt es an dem Platz vor dem Feuerwehrhaus in Bubesheim, dass Celozzi so gut mithält. Dort hat er früher mit Freunden gekickt, jeden Tag, die Pfosten haben sie sich mit Steinen gebaut. ¸¸Wenn man auf der Straße spielt, lernt man schnelle Bewegungen zu machen auf engem Raum", sagt Celozzi. Gerland jedenfalls ist begeistert, er sagt: ¸¸Der Junge ist schnell, wendig, und zeigt mir, dass er will." Die ersten fünf Spiele der Regionalliga-Saison hat Celozzi auf der rechten Abwehrseite durchgespielt, er war noch etwas nervös. ¸¸Er lässt sich noch beeindrucken", glaubt Kapitän Thorsten Fink, Gerland sagt: ¸¸Er muss sich noch mehr zutrauen." Celozzi erklärt: ¸¸Ich habe Respekt vor dem Alter."
Manierlich ist er also auch noch, vielleicht hat das die Bayern endgültig überzeugt. Am Wochenende bieten sie Celozzi einen Vertrag an. ¸¸Wir wollen seine Leistungen honorieren", sagt Kern, und natürlich wollen sie ihn auch binden. Celozzi ist schon vielen aufgefallen, als er noch in Ulm spielte, meldete sich fast täglich ein großer Verein, Dortmund, Schalke, Köln, Wolfsburg, Stuttgart, Nürnberg. Und nach dem ersten Spiel für Bayern II gegen Regensburg wollte Trainer Mario Basler von Gerland wissen: ¸¸Wer war denn das hinten rechts?" ¸¸Celozzi", antwortete Gerland, da hat Basler die Augenbrauen hochgezogen und gesagt: ¸¸Der wird mal was." Jochen Breyer
Quelle: Süddeutsche Zeitung